Anmerkung zum 25-jährigen Bestehen der Gesellschaft für kritische Philosophie
Wir schreiben den 27. Februar 1994: Hans-Joachim Niemann ist an diesem Sonntag bei Sir Karl Popper in Kenley angemeldet. Im Gepäck hat er die frisch gedruckte, von ihm redaktionell er-stellte allererste Ausgabe von Aufklärung und Kritik (A&K). Zwar verneint Sir Karl die Frage, ob er unter den Mitherausgebern der neu gegründeten Zeitschrift aufgeführt werden wolle1 – wohl aus Alters- und Gesundheitsgründen, sieben Monate später verstarb er –, aber er begrüßt ausdrücklich das Editorial und die gute Sache, der er viel Erfolg wünschte.
Wie war es dazu gekommen? Die Idee für eine Zeitschrift kam Anfang der 1990er-Jahre auf: Georg Batz, der 2008 leider viel zu früh verstarb, und ohne dessen unermüdliches Engagement für GKP und A&K Verein wie Zeitschrift nicht denkbar wären, hielt als treibender Motor damals diverse Seminare ab, deren Beiträge schriftlich festgehalten werden sollten. So entstand der Gedanke an einen Verein, dessen Mitglieder und andere Interessierte die dafür zu gründende Zeitschrift abonnieren und so finanzieren könnten. Auf einer ersten Vorbesprechung wurde im Oktober 1993 der Name der Zeitschrift beschlossen. Zur Gründungsversammlung der GKP kam es dann am 15. Januar 1994, und schon im März desselben Jahres erschien die erste Ausgabe von A&K.
Den Vorsitz der neugegründeten Gesellschaft übernahm Georg Batz, der ihn bis zu seinem Tod innehatte. All diese vierzehn Jahre war er rastlos mit wöchentlichen Referaten über das ganze Jahr hinweg sowie mit zusätzlichen Seminaren tätig, auf deren Basis diverse Beiträge für die Zeitschrift generiert und viele weitere prominente Mitherausgeber gewonnen werden konnten.
So ist diese Jubiläumsausgabe zum 25. Todesjahr von Karl Popper und zum 25. Gründungsjahr sicherlich die richtige Stelle, um unseren Mitherausgebern, die uns zum Teil seit der Gründung begleiten, ganz herzlichen Dank für ihr Engagement auszusprechen, allen voran Ernst Topitsch (Ehrenvorsitzender der GKP bis zu seinem Tod 2003) und Hans Albert (Ehrenvorsitzender seit 2003 bis heute und Autor diverser Beiträge in A&K), dann vor allem auch dem wichtigsten Gründungsmitglied neben Georg Batz, Hans-Joachim Niemann, der unserer Zeitschrift über die Jahre von 1994 bis heute wichtige Beiträge zum Kritischen Rationalismus zur Verfügung gestellt hat, sowie Norbert Hoerster, Gerhard Vollmer und allen anderen über die Jahre hinzugekommenen Mitherausgebern und Mitherausgeberinnen. (Alle im Einzelnen aufzuführen, würde hier den Rahmen sprengen; Sie finden sie auf dem Titelblatt unserer Ausgaben.)
Nach Michael Sterzenbach, der ab der zweiten Ausgabe 1994 bis 1996 die Betreuung der Zeitschrift übernommen hatte, ist seit 1997 Helmut Walther als Hauptredakteur tätig. Er wurde nach dem Tod von Georg Batz 2008 auch zum Ersten Vorsitzenden der GKP gewählt. Seit 2016 hat sich nunmehr Dr. Frank Schulze für die Leitung der GKP in dieser Position zur Verfügung gestellt, der auch die zweimal im Monat stattfindenden Vortragsveranstaltungen sowie unsere jährlichen Symposien organisiert und moderiert. Die Redaktionsleitung liegt nach wie vor bei Helmut Walther.
Aus Gründen der Gemeinnützigkeit erscheint Aufklärung und Kritik von Anfang an als Mitgliederzeitschrift. Die Auflage konnte seither aus kleinen Anfängen parallel zur Mitgliederzahl auf 600-700 Exemplare gesteigert werden. Auch beziehen ca. 70 öffentliche Institutionen im In- und Ausland unsere Ausgaben; dabei handelt es sich vor allem um Universitätsbibliotheken. Diese positive Entwicklung zeigt sich auch darin, dass statt anfänglich zwei nunmehr meist vier Ausgaben pro Jahr erscheinen: drei reguläre Ausgaben und ein Schwerpunktheft. Auch der Umfang der einzelnen Ausgaben ist gewachsen (von zunächst 120 Seiten auf heute ca. 250-300 Seiten). Gleichzeitig wurden und werden stets mehr Autoren und Autorinnen auf unsere Zeitschrift aufmerksam und reichen der Redaktion Beiträge ein. So möchte sich die Redaktion an dieser Stelle auch ganz herzlich bei allen Beiträgern bedanken – wir freuen uns auf eine weiter-hin so gute Zusammenarbeit mit Ihnen allen!
25 Jahre GKP und A&K, 25 Jahre, seit einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts verstorben ist – dies ist der Redaktion Anlass dieser Ausgabe, deren Herausgabe Martin Morgenstern übernommen hat, dem wir dafür herzlich danken. Kritisch-rationales Denken und Aufklärung und Kritik scheinen gerade in heutigen Zeiten so unverzichtbar wie schon lange nicht mehr. Dazu möchten wir im Verein mit unseren Mitherausgebern und Autoren weiterhin beitragen – und dies vor allem zusammen mit Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern: Sie machen durch Ihren Mitgliedsbeitrag das Erscheinen von A&K seit 25 Jahren erst möglich.
Dr. Frank Schulze | Helmut Walther |
Erster Vorsitzender der GKP | Hauptredakteur A&K |
- Siehe dazu die auf der Jubiläums-CD enthaltene und im Internet unter www.gkpn.de/auk194.pdf einsehbare Erstausgabe: Bereits von Anbeginn an hatten sich namhafte Philosophen zur Mitherausgeberschaft bereit erklärt, die A&K zum Teil bis heute unterstützen, soweit sie nicht zwischenzeitlich ebenfalls verstorben sind. ↩︎
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Öha, ein Haufen Holz zum 25. Todesjahr von Sir Karl Popper, der als unkritisierbarer Heiliger auf dem Podest des Kritischen Rationalismus' zu thronen scheint.
Junius am Permanenter Link
Oh, es hat schon zu seinen Lebzeiten durchaus Einwände gegeben, nicht nur von Seiten der Kritischen Theorie. Hier scheint es eher um Heiligenverehrung zu gehen, weil‘s auch so schön zur eigenen Weltanschauung paßt.
Thomas R. am Permanenter Link
"Poppers metaphysische Auffassungen haben auch bei Kritischen Rationalisten Widerspruch er-fahren."
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