Die Bischofsynode bleibt ein Feigenblatt, wenn auch ein buntes

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Synodale Gespräche haben nur eine Alibifunktion, denn im Vatikan entscheidet letztlich immer der Boss: Papst Franziskus.

Die vierwöchige Bischofssynode im Vatikan hat einen zahnlosen Papiertiger geboren. Denn: Die Entscheidungsgewalt liegt ausschließlich beim Papst.

"Und sie bewegt sich doch", soll Galileo Galilei gemurmelt haben, nachdem er seine Erkenntnis vor der Inquisition widerrufen hatte, wonach sich die Erde um die Sonne drehe. In Anlehnung an diesen Ausspruch könnte man anfügen: Nein, sie bewegt sich nicht. Gemeint ist nicht die Erde, sondern die katholische Kirche.

Tatsächlich bewegte sich die Kirche nach der vierwöchigen Synode, die kürzlich in Rom zu Ende gegangen ist, nicht. Denn es ist klar, dass den vielen Worten keine Taten folgen werden.

Allerdings muss man den Verantwortlichen zugestehen, dass das starre Prozedere der Bischofssynode – so heißt sie immer noch – aufgebrochen wurde. Denn für einmal blieben die Würdenträger nicht unter sich, sondern integrierten auch Laien und Frauen als gleichberechtigte Teilnehmer in die Diskussionsforen.

Konkret: Neben den rund 300 Kardinälen und Bischöfen durften Katholiken ohne Weihe und 54 Frauen die Anliegen der Gläubigen aus aller Welt einbringen und Reformvorschläge machen. Dieses Novum ist bemerkenswert. Es täuscht aber nicht darüber hinweg, dass den hehren Worten keine Taten folgen werden.

Denn die Synode hat lediglich den Puls der Gläubigen gefühlt. Die Vorschläge und Forderungen der Synodalen sind bloße Anregungen für den Papst und den Machtkreis im Vatikan. Und diese machen nicht den leisesten Eindruck, als seien sie gewillt, die Ergebnisse auch nur teilweise umzusetzen.

Papst Franziskus, der 2013 mit viel Reformeifer das Pontifikat antrat, wird deswegen als ewiger Ankünder in die Geschichte eingehen, der die Hoffnung auf überfällige Reformen zerstört hat.

Dabei hatten die Teilnehmer der Synode durchaus die richtigen Themen auf die Traktandenliste gesetzt. Diskutiert wurden Fragen zur Homosexualität, LGBTQ, Stellung der Frauen in der Kirche, Zölibat, Inklusion usw. Doch schon vor Beginn der Synode war klar: Das wird nix.

Denn die Entscheidungsgewalt liegt einzig beim Papst, der nach katholischem Dogma in Lehrmeinungen als unfehlbar gilt. Auch wenn man gelegentlich den Eindruck bekommt, dass seine konservative Entourage das Zepter schwingt. Wenn man es etwas weniger förmlich formulieren will: seine mächtigen Einflüsterer.

Der Synode war ein langer Meinungsprozess vorausgegangen. Interessierte Gläubige konnten im Vorfeld die heißen Themen diskutieren und Papiere schreiben. Daraus resultierten die Stellungnahmen der jeweiligen Ländervertreter. Der Bericht der Schweizer Delegation fiel eher lauwarm aus und enthielt nicht sonderlich kernige Aussagen und Forderungen zu den wichtigsten Themen.

Für Kritiker war schon vor dem vierwöchigen, groß angelegten Diskussionsmarathon klar, dass die Veranstaltung ein weiteres Feigenblatt für die katholische Kirche würde. Wenn auch dank der Laien und Frauen ein buntes.

Man kann die Synode anprangern, viele Ressourcen verschlissen zu haben. Schließlich brachten die Synodalen lediglich die Ansichten auf den Tisch, die schon in den unzähligen Berichten standen.

Man kann die Monsterveranstaltung deshalb auch eine Alibiübung nennen, um die aufgebrachten Gläubigen zu beruhigen. Darüber kann auch der an sich positive Umstand, dass im Vatikan endlich Meinungs- und Diskussionsfreiheit herrschte, kaum hinwegtäuschen. Die Schweizer Vertreterin Helena Jeppesen-Spuhler nannte es "eine kleine kirchenpolitische Revolution". Na ja …

Will die katholische Kirche den arg ramponierten Ruf retten, braucht es nicht nur Diskussionen, sondern den Tatbeweis. Diesen konnten Papst Franziskus und die Kurie trotz der vielen Versprechen und Ankündigungen nicht erbringen.

Und nun ist der greise Papst ohnehin zu schwach, um tiefgreifende Reformen auf den Weg zu bringen. Zumal der Machtzirkel im Vatikan ein Bollwerk der Konservativen ist, die ein zölibatärer Männerclub bleiben wollen.

Und Gläubige, die auf das Wirken des Heiligen Geistes hoffen, dürften auch weiterhin enttäuscht werden. Dieser Vertreter des dreieinigen Gottes hätte schon längst die Möglichkeit gehabt, den Kirchenfürsten eine weibliche Inspiration einzuhauchen.

Übrigens: All diese Themen waren schon bei der Schweizer Synode 1972 diskutiert worden. Diese fand vor 51 Jahren statt. Bewegt hatte sich schon damals nix. Deshalb darf man auch die Prognose wagen: Profitieren von der aktuellen Synode im Vatikan wird nur der Archivar, der weitere Papierberge verstauen darf und deshalb nicht um seinen Arbeitsplatz bangen muss.

Es wäre wohl ein Akt christlicher Nächstenliebe gewesen, wenn die Synodalen aus Protest zu Hause geblieben wären und die gesparten Millionen von Dollar den weltweit Hunderttausenden von Missbrauchsopfern gespendet hätten.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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