Kurz vor Beginn der Sommerferien warnt Terre des Femmes (TdF) vor der steigenden Gefahr der Zwangsverheiratungen und Heiratsverschleppungen. Zu diesem Anlass hat Terre des Femmes zusammen mit der Berliner Polizei die "Weiße Woche" ins Leben gerufen, in Anspielung auf ein zumeist weißes Hochzeitskleid. Vom 27.06. bis 01.07. ist TdF in Berliner Schulen präsent und sensibilisiert zu Früh- und Zwangsverheiratung.
Terre des Femmes hat im Vorfeld der "Weißen Woche" eine anonyme bundesweite Online-Umfrage unter Lehrkräften und SchulpädagogInnen durchgeführt, um ein aktuelles Schlaglicht auf dieses Gewaltphänomen zu werfen. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist: Insgesamt gaben die teilnehmenden Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen im Rahmen der Umfrage 1.847 Fälle (inkl. Verdachtsfälle) von angedrohten oder vollzogenen Frühehen und Zwangsverheiratungen unter SchülerInnen an. Bei 379 Fällen waren sich die teilnehmenden Lehrkräfte bzw. SchulsozialarbeiterInnen sicher, dass eine Frühehe/Zwangsverheiratung unter ihren SchülerInnen bereits vorliegt oder konkret geplant sei. Weiterhin nannten sie 1.468 Verdachtsfälle.
"Diese Zahlen sind erschreckend. Jede Frühehe oder jede Zwangsverheiratung verletzt das Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben, vor allem von Mädchen. Die Politik muss handeln. Präventionsarbeit an Schulen und konkrete Hilfsangebote für SchülerInnen sind dringender und notwendiger denn je. Jedes Mädchen muss uns wichtig sein", sagt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes.
Der Verein fordert deshalb dringend eine wissenschaftliche repräsentative Studie zum Vorkommen von Früh- und Zwangsverheiratungen in Deutschland.
Viele Lehrkräfte und SchulsozialarbeiterInnen fühlten sich unzureichend über das Thema informiert, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Sie wünschten sich Informationen über Beratungsstellen, Schulungen zu diesem Thema und auch verstärkt Kooperationen mit Behörden oder außerschulischen Trägern.
Die "Weiße Woche" greift dies direkt auf: Lehrpersonal und Schülerschaft werden im Vorfeld der Sommerferien sensibilisiert, Hilfen aufgezeigt und Beratungsstellen vorgestellt.
Die "Weiße Woche" vor den Sommerferien soll zukünftig als bundesweites Präventionsprojekt etabliert werden und jeweils gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern in unterschiedlichen Bundesländern stattfinden.