Eine gemeinsame Erhebung von Terre des Femmes und Bolt macht sichtbar, wie Sicherheitsbedenken die Mobilität von Frauen in deutschen Städten einschränken.
Eine neue, repräsentative Studie von Terre des Femmes, Deutschlands größter und ältester Frauenrechtsorganisation, und Bolt, Europas größter Mobilitätsplattform, wurde veröffentlicht. Die Befragung wurde am 30. September und 2. Oktober 2025 durchgeführt und es wurden 2.057 Personen befragt. Sie zeigt deutlich, wie stark Sicherheitsbedenken die nächtliche Mobilität von Frauen in deutschen Städten beeinflussen und wo es dringenden Handlungsbedarf gibt, damit Frauen sich sicher im öffentlichen Raum, insbesondere nachts, bewegen können. Die Ergebnisse zeigen: Sicherheit ist keine individuelle Vorsichtsmaßnahme, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe – und eine Grundvoraussetzung für gleichberechtigte Teilhabe am urbanen Leben.
"Frauen im öffentlichen Raum haben vor allem Angst vor unbeleuchteten Straßen und was dort passieren kann, nicht vor Menschen mit Migrationsgeschichte", so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes.
Sicherheit als entscheidender Faktor der Mobilität
48 Prozent der befragten Frauen nannten Sicherheit als wichtigsten Faktor bei der Wahl ihres Verkehrsmittels am Abend, nur 6 Prozent achten vorrangig auf den Preis. Männer stellen hingegen häufiger die Verfügbarkeit (33 Prozent) in den Vordergrund (Sicherheit: 25 Prozent).
"Diese Zahlen geben datenbasierte Informationen wieder, welche Erfahrungen Frauen täglich im öffentlichen Raum machen", sagt Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes. "Sicherheit ist keine Privatsache, sondern eine öffentliche Verantwortung: Stadtplanung, Beleuchtung und Mobilitätsangebote müssen die Lebensrealität von Frauen stärker einbeziehen und auch ihnen Sicherheit bieten. Eine Stadt sollte ein sicherer Begegnungsort für alle sein und niemanden ausschließen."
Nachts unterwegs: zwischen Lücke und Unsicherheit
Deutsche Städte gelten im Allgemeinen als offen, lebendig und gut vernetzt – doch das Empfinden von Sicherheit verteilt sich ungleich: 59 Prozent der Frauen fühlen sich zu Fuß in der Nacht unsicher, nur 26 Prozent fühlen sich sicher. Im öffentlichen Nahverkehr fühlen sich 48 Prozent der Frauen unsicher, während 33 Prozent ihn als sicher empfinden. 15 Prozent der Frauen nutzen abends/nachts keinen ÖPNV.
Nahezu jede zweite Frau (49 Prozent) hat schon einmal ein Verkehrsmittel bewusst gemieden, weil sie sich nicht sicher fühlte – am häufigsten den ÖPNV (71 Prozent), gefolgt vom Zu-Fuß-Gehen (61 Prozent).
Die stille Routine der Vorsicht
Unsicherheit zeigt sich selten laut – sondern in kleinen, alltäglichen Schutzritualen. Wenn Frauen sich nachts unwohl fühlen, telefonieren 46 Prozent, wählen bewusst beleuchtete Wege (33 Prozent), tragen Schlüssel oder Abwehrspray griffbereit (33 Prozent) oder gehen in Begleitung (34 Prozent). 78 Prozent der Frauen teilen es in der Regel jemandem mit, wenn sie spät auf dem Heimweg sind.
Auch Kleidung wird Teil dieser Schutzlogik: Fast jede vierte Frau (19 Prozent) gibt an, sich anders zu kleiden, wenn sie abends/nachts mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einer Party oder Ähnlichem fährt – das sogenannte "Subway-Shirt"-Phänomen, bei dem Frauen bewusst neutralere Kleidung für den Weg zwischen Club und zu Hause wählen.
41 Prozent der Frauen haben schon einmal auf eine Veranstaltung verzichtet, weil sie keine Möglichkeit für den Heimweg sahen.
Was Frauen Sicherheit gibt
Gefragt nach dem größten Sicherheitsfaktor nannten Frauen vor allem: Mit Freund:innen unterwegs zu sein (59 Prozent), sichtbare Präsenz von Polizei oder Sicherheitspersonal (42 Prozent) sowie gute Beleuchtung und gut beleuchtete Abholorte (37 Prozent). Sicherheit, so wird deutlich, entsteht aus Struktur, Verlässlichkeit und sozialer Einbettung – nicht allein aus Vorsicht.
Digitale Mobilität als Teil der Lösung
Auch digitale Dienste können zu mehr Sicherheit beitragen, wenn sie Vertrauen aufbauen. Unter denjenigen, die Ride-Hailing nutzen, nennen Frauen vor allem verifizierte Fahrer:innen-Profile (39 Prozent), Anzeige von Fahrzeug/Kennzeichen und Strecke in der App (23 Prozent), In-App-Sicherheitsfunktionen wie "Fahrt teilen" oder den SOS-Button (23 Prozent) sowie den 24/7-Support (20 Prozent) als wichtigste Sicherheitsmerkmale.
Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial digitaler Lösungen, Sicherheit durch klare Strukturen, Nachvollziehbarkeit und sofortige Unterstützung zu stärken – insbesondere bei nächtlichen Fahrten.
"Diese Studie ist Spiegel und Auftrag zugleich", sagt Christoph Hahn, General Manager von Bolt Deutschland. "Sie zeigt, wo unsere Städte noch zu wenig Schutz bieten – und dass Technologie helfen kann. Verifizierte Fahrer:innen, transparente Routen, die Möglichkeit, eine Fahrt zu teilen – all das stärkt Vertrauen. Sicherheit darf keine Frage des Zufalls sein."
Ein gemeinsames Ziel: Sichere Nächte in der Stadt
Für beide Partner ergibt sich aus den Ergebnissen ein gemeinsamer Auftrag: Sicherheit ist eine Voraussetzung für Gleichberechtigung im öffentlichen Raum. Terre des Femmes wird sich weiterhin für eine frauenfreundliche Stadtplanung und politische Maßnahmen einsetzen, die nächtliche Mobilität sicherer machen. Bolt investiert seinerseits in technologische Sicherheitslösungen, Aufklärungskampagnen und Kooperationen, die Vertrauen und Zugänglichkeit im urbanen Verkehr stärken.
"Sicherheit bedeutet mehr als Fortbewegung – sie bedeutet Bewegungsfreiheit", so Hahn. "Jede Frau sollte sicher nach Hause kommen können, unabhängig von Uhrzeit, Route oder Kleidung."
Zur Methodik
Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 30.09. bis zum 02.10.2025 insgesamt 2.057 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.






