Nicht nur in Berlin und in Zürich wurde am vergangenen Donnerstag aus den Werken des Schriftstellers Salman Rushdie gelesen. Das "Internationale Literaturfestival Berlin" (ilb) rief als Reaktion auf den Anschlag auf den Dichter in New York zu einer "Weltweiten Lesung" ausgewählter Werke des Autors auf. Es gab daraufhin entsprechende Veranstaltungen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Italien und den USA.
In Berlin organisierte die Lebenskundelehrerin Susan Navissi für den Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) die Lesung. Unterstützt von der Humanistischen Akademie wurde im "Haus des Humanismus" unter anderem aus dem wunderbaren Buch "Luka und das Lebensfeuer" und – natürlich – den "Satanischen Versen" gelesen.
Ralf Schöppner, der Geschäftsführer der Humanistischen Akademie, erklärte kurz, weshalb es mehr als 30 Jahre nach der Fatwa, die Ayatollah Chomeini am 14. Februar 1989 aussprach (und die alle Muslime weltweit dazu aufrief, den Schriftsteller zu töten), noch immer nötig ist, an die Freiheit des Wortes zu erinnern und dafür zu kämpfen. Denn bei Angriffen auf Übersetzer von Rushdies Werken wurden bereits 38 Menschen getötet und zahlreiche schwer verletzt. Rushdie selbst überlebte eine Messerattacke am 12. August nur knapp. Regierungsnahe iranische Medien begrüßten den Angriff und bezeichneten Rushdie unter anderem als "Satan auf dem Weg zur Hölle".
Um diesem Irrsinn etwas entgegenzusetzen und zu zeigen, dass die Extremisten nur eine – wenn auch gefährliche – Minderheit sind, wurde weltweit aus den Büchern des Schriftstellers gelesen. Im Aufruf des ilb heißt es: "Es ist dringend geboten, entschlossen aufzustehen und Recht und Menschenwürde zu verteidigen. Mit der Lektüre seiner Romane und Essays können freiheitsliebende Menschen in aller Welt ein Zeichen setzen, dass sie sich von Gewaltandrohungen nicht einschüchtern lassen und sich keinem Versuch beugen, Gedanken in Wort, Schrift und Bild zu unterdrücken oder auszulöschen."
In Berlin lasen neben Schöppner und Navissi vor den gut gefüllten Reihen der Besucher weitere Lehrerinnen sowie die Schauspielerin und Sängerin Mai Horlemann aus Rushdies Büchern.
In Zürich hatten die Schweizer Freidenker ebenfalls einen Rushdie-Leseabend organisiert. Dort lasen Mikhail Shishkin (russisch-schweizerischer Schriftsteller), Nora Escherle (Literaturwissenschaftlerin), Sanja Vaudano (ebenfalls Literaturwissenschaftlerin), Hamed Abdel-Samad (ägyptisch-deutscher Politikwissenschaftler und Publizist) sowie Ursula Kluwick, (Literaturwissenschaftlerin). Einen Bericht über den Abend gibt es auf der Website der Schweizer Freidenker.