Religiöse Heilslehren und radikale politische Ideologien können viel Leid in die Welt bringen

Der gefährliche Wille zur Macht

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Wladimir Putin und Kyrill I., Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Religiöse Führer und viele hochrangige Politiker haben einen gemeinsamen Charakterzug: der Wille zur Macht. Er ist der mentale Motor, der die spirituellen und politischen Alphatiere antreibt, ihre Karriere mit skrupellosen Methoden voranzutreiben.

Sie haben ein Sendungsbewusstsein und sind von ihren radikalen religiösen oder politischen Idealen vollständig überzeugt. Ihr Ziel ist die Herrschaft über die Gläubigen oder das Volk. Dazu brauchen sie ein taktisches Gespür, um die Massen in ihren Bann zu ziehen.

Massensuggestion und spirituelle Wunder

Instinktsicher wenden sie die Massensuggestion an und versprechen spirituelle Wunder oder materiellen Wohlstand und politische Stabilität. Außerdem brechen sie die komplexe Realität auf einfache Erklärungsmuster herunter und machen den Gläubigen oder dem Volk weis, mit raschen und genialen Lösungen alle Probleme zu lösen.

Ein Beispiel: Donald Trump behauptet, den Ukrainekrieg in einem Tag beenden zu können. Außerdem verspricht er seinen Wählern, die Ströme von Asylsuchenden an der Südgrenze in kurzer Zeit versiegen zu lassen.

Beide Versprechen sind utopisch. Außerdem gelang es Trump trotz Mauerbau in seiner Amtszeit als Präsident nicht, die Zuwanderung zu stoppen. Doch seine Anhänger schenken ihm weiterhin Glauben.

Ähnliches kann man von seinem Landsmann L. Ron Hubbard behaupten. Der Gründer der Sekte Scientology lockte seine Anhänger mit pseudoreligiösen Heilsversprechen an, die bestenfalls als Stoff für einen Science-Fiction-Film taugen.

Hubbard behauptete zum Beispiel, aus seinen Mitgliedern Genies zu machen, die Ursache über Raum, Zeit, Materie und Leben werden können. Also auch Leben erschaffen. In Wahrheit geben seine Kolonnen ein jämmerliches Bild ab.

Eine weitere Parallele von autokratischen Politikern und Sektenführern: Sie verteidigen ihre Machtstellung mit skrupellosen Methoden und bauen autoritäre Strukturen auf. Aus Angst, jemand könnte ihnen die Vormachtstellung streitig machen, ziehen sie ein engmaschiges Kontrollsystem auf, das zwangsläufig zur Unterdrückung der Lakaien führt.

Ziel ist die absolute Verfügungsgewalt. Dabei gehen Autokraten förmlich über Leichen, wie uns Putin, Lukaschenko, Kim Yong-un demonstrieren. Ähnliche Allüren haben auch Xi Jinping, Orban, Erdoğan und Co.

Sektenführer müssen subtiler agieren, weil sie nicht Herr über die Armee, Polizei und Justiz sind. Ihnen bleiben nur die Indoktrination und religiöse Konditionierung, um die absolute Macht zu erreichen und ihre Anhänger bedingungslos abhängig zu machen.

Dass diese Methode ebenfalls gut funktioniert, zeigen die Massensuizide und Dramen im Sektenmilieu. Man denke an die Sonnentempler (74 Tote), die Volkstemplersekte des Pastors Jim Jones in Guyana (900 Tote), die Heaven's Gate-Gruppe von Guru Marshall Applewhite (39 Tote) und weitere.

Religiöser Wahn

Gemein sind den machthungrigen Politikern und Sektenführern psychische Auffälligkeiten. Sie brauchen die Macht, um sich zu stabilisieren. Viele leiden unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Manche weisen sadistische Merkmale auf.

Sie ergötzen sich, wenn sie Kritiker oder Abtrünnige verfolgen und bestrafen können. Der Sonnentempler-Guru Joe Di Mambro ließ zum Beispiel in seinem religiösen Wahn drei Dutzend seiner Anhänger umbringen, weil sie ihre Darlehen zurückgefordert hatten.

Auch politische Despoten können mit ihrer Macht ganze Völker drangsalieren, unterdrücken und Oppositionelle ermorden. Stalin und Hitler sind für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich.

Pseudoreligiöse Heilsbringer

Es gibt allerdings einen weiteren Unterschied zwischen Diktatoren und machthungrigen Religionsführern. Autokraten entwickeln politische Ideologien, machtbesessene Geistliche religiöse Heilslehren. Die ersten haben irdische Ziele, die zweiten spirituelle und metaphysische.

Mit ihren radikalen Ansprüchen treffen sie sich schließlich wieder: Auch Diktatoren sehen sich meist als pseudoreligiöse Heilsbringer, die von einem Reich träumen, in dem die Sonne nie untergeht. Ihre Ideologien sehen sie als Religionsersatz.

Sie versprechen wie Sektenführer die Erlösung und instrumentalisieren gern etablierte Kirchen für ihre politischen Ziele. So mauserte sich Kyrill, der Patriarch von Moskau, zum Busenfreund von Putin und unterstützt die "Spezialoperation" des Diktators bedingungslos.

Die Macht perfekt kumulieren

Die perfekte Machtkumulation streben Islamisten an, die den Gottesstaat errichten wollen. Mit dem Koran in der einen Hand und dem Schwert in der anderen verschmelzen sie erfolgreich Religion und Ideologie.

Das Resultat: Ein Terrorregime mit der angeblichen Gnade von Allah. Mehr Machtmissbrauch und Pervertierung religiöser Ideale geht nicht. Wie gut das polit-religiöse Rezept funktioniert, sehen wir aktuell im Irak, in Afghanistan und teilweise in Iran.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.

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