hpd Themenwoche Nicht-Glauben

Der Gegenwind der Aufklärung bleibt notwendig

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Die hpd-Chefredaktion v.l.n.r.: D. Wakonigg, F. Nicolai, F. Chefai
hpd-Chefredaktion

Das Nicht-Glauben hat viele Gesichter. In der hpd Themenwoche Nicht-Glauben zeigten wir einige davon. Im Namen der gesamten Redaktion bedankt sich die hpd-Chefredaktion mit einigen persönlichen Ausführungen zum Nicht-Glauben für das rege Interesse der Leserinnen und Leser an unserer Themenwoche.

Beispielbild

Ich bin "Geburtsatheist"; ich war nie gläubig oder Mitglied irgendeiner Religionsgemeinschaft. Allein: Meine Erfahrung mit anderen Ideologien lässt mich kritisch auf Religionen schauen. 

Allerdings kann von mir aus jeder glauben, was er mag; darf sich geißeln und beschneiden, sich auf jede erdenkliche Art und Weise um den Spaß am Leben bringen: Solange er das nicht von anderen Menschen – auch seinen Kindern! – fordert. Erwachsene können allen Unfug glauben, an dem sie Spaß haben, solange es niemandem schadet. Ob Gott oder Einhorn ist mir dabei herzlich gleichgültig.

Doch solange eben dies nicht Normalität ist, sondern im Gegenteil die seltsamsten Ideen auch in Politik und Gesellschaft eingreifen und sogar noch von denen zu bezahlen sind, die damit nichts am Hut haben… solange wird der Gegenwind der Aufklärung notwendig bleiben; wird der Humanistische Pressedienst notwendig sein.

Frank Nicolai

Chefredakteur des Humanistischen Pressedienstes


Der Mensch ist ein Primat mit besonderem Faible für Geschichten. Sie strukturieren unser Leben, geben Gesellschaften eine Orientierung und sind Bestandteil einer jeden Identität. Doch Geschichten können auch schädlich sein, wenn sie den Blick auf die Realität verstellen. Religionen und die mit ihnen verbundenen Heilsversprechungen sind ein gutes Beispiel dafür.

Ich selbst konnte den großen Erzählungen der Religionen nie viel abgewinnen. Je mehr ich über sie erfuhr, desto mehr wurde ich in meinem Unglauben bestärkt. So war mir die Vorstellung an einen allmächtigen Gott, der sich wie ein tyrannischer und zugleich wahnsinniger Herrscher verhält, bereits in meiner Kindheit suspekt. Die Geschichten von Superhelden waren mir im Vergleich dazu schon immer sympathischer. Niemand von ihnen forderte diktatorisch, dass man wirklich an sie glaubt.

Durch kritischen Zweifel können wir eine notwendige Distanz zu Geschichten einnehmen. Nachzudenken statt Nachzubeten ist heute wichtiger denn je. Denn die Probleme des 21. Jahrhunderts werden wir nicht mit den religiösen Märchen und Legenden vergangener Zeiten lösen können. Damit für die Spezies Homo Sapiens und andere Tiere artgerechte Umstände geschaffen werden können, braucht es eine aufgeklärte Haltung. Eine Haltung, die sich vom naiven Kinderglauben der Religionen verabschiedet. "Dass der Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter allem Aberglauben der größte", wusste schon der große Kirchenkritiker Karlheinz Deschner.

Florian Chefai

Stellvertretender Chefredakteur


Trotz - oder vielleicht gerade wegen - der katholischen Sozialisation kamen mir schon als Kind erste Zweifel am Glauben. Der Austritt aus der Kirche erfolgte mit der Religionsmündigkeit, denn die Kirche mit ihren Funktionären im Kleinen wie im Großen hatte mich recht zügig davon überzeugt, dass ich dort kein Vereinsmitglied mehr sein wollte. Für den endgültigen Abschluss mit dem Glauben brauchte ich länger. Ein Studium der Theologie und Philosophie halfen mir dabei. Nach wirklich intensiver, jahrelanger Suche nach überzeugenden Argumenten für die Existenz eines Gottes, war es ein Gebot der intellektuellen Redlichkeit zu akzeptieren, dass die Argumente, die gegen die Existenz von einem oder mehreren Göttern sprechen, doch wesentlich überzeugender sind.

Angesichts der Schwäche ihrer metaphysischen Argumente haben die Religionen für meinen Geschmack zu viel Einfluss auf Politik, Gesellschaft und die Welt ganz allgemein. Daher betrachte ich es als wichtige Aufgaben, über diesen – noch dazu oft im Verborgenen stattfindenden - Einfluss aufzuklären.

Ach und noch etwas - weil es oft von Noch-Gläubigen gefragt wird: Ich vermisse nichts. Rein gar nichts. Im Gegenteil. Ich genieße die Freiheit, meinem Leben selbst einen Sinn zu geben und nehme diese Freiheit in Verantwortung vor meiner Mitwelt und mir selbst wahr.

Daniela Wakonigg

Stellvertretende Chefredakteurin