Ghana: Ist das Ende der Kinderarbeit in Sicht?

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Ghana ist ein armes Land
Ghana

Ende letzten Jahres hat das Ministerium für Beschäftigung und Arbeitsangelegenheiten in Ghana eine Gesetzesvorlage angekündigt, die durch das Parlament zum Gesetz werden und alle Formen der Kinderarbeit beenden solle. Im Hinblick auf die Lebens- und Ausbildungssituation von Kindern und Jugendlichen, die sich durch die Covid-19-Pandemie verschlechtert hat, ein wichtiger Schritt. Jedoch scheint das Dokument nur vor besonders gefährlicher Arbeit, nicht jedoch vor Kinderarbeit an sich zu schützen.

Wegen der Pandemie geschlossene Schulen, Einnahme- und Jobverluste bei den Erwachsenen sowie erschwerter Zugang zu medizinischer Vorsorge und Versorgung haben die Situation für Kinder und Jugendliche weltweit verschlimmert. Das Kinderhilfswerk UNICEF berichtete alarmiert, dass die Covid-19-Pandemie zum ersten Mal in 20 Jahren für Rückschritte bei den Bemühungen zur Beendigung der Kinderarbeit geführt habe. Weltweit seien 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen und weitere neun Millionen in Gefahr, durch die Pandemie-Auswirkungen ebenfalls arbeiten zu müssen.

Für Ghana sehen die letzten Zahlen des Kinderhilfswerks UNICEF besonders bitter aus. Über 20 Prozent der 5- bis 17-Jährigen sind von Kinderarbeit betroffen. 14 Prozent von ihnen sogar von gefährlicher Arbeit. Während zum Beispiel die Feldarbeit bei Jungen erfasst wird, wird die Hausarbeit, auch schwere Hausarbeit und Kinderpflege, von Mädchen nicht erfasst. Ebenfalls nicht erfasst werden konnten der Handel mit Kindern und die Tätigkeiten von auf der Straße lebenden Kindern.

Ende 2022 nun hatte Minister Ignatius Baffour-Awuah vom Ministerium für Beschäftigung und Arbeitsangelegenheiten angekündigt, alle Formen der Kinderarbeit beenden zu wollen. Den Weg zu diesem Ziel soll ein Gesetzesentwurf namens "Harmonised Hazardous Activity Framework" (Harmonisierter Rahmen für gefährliche Aktivitäten) bringen. Dieser soll durch das Parlament bestätigt werden und bereits existierende Strukturen zur Beendigung von Kinderarbeit in allen Wirtschaftsbereichen unterstützen. Nach Angaben des zweiten Aktionsplans sind 21,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen, also 1,9 Millionen, von Kinderarbeit betroffen. 1,2 Millionen von ihnen sogar von Arbeit, die sie unter anderem gesundheitlich gefährdet.

Neben der Ankündigung, dass nicht nur der Kakaosektor betrachtet werde, sondern auch alle anderen Bereiche, in denen Kinder und Jugendliche arbeiteten, führte Minister Baffour-Awuah Details des Papiers aus. So wolle sein Ministerium sicherstellen, dass unter 13-Jährige aus allen schädlichen Arbeiten herausgenommen, gut ausgebildet und für die Zukunft gestärkt würden. 13- bis 15-Jährige könnten angeleitete Arbeiten übernehmen und Jugendliche zwischen 15 und 18 unter Aufsicht arbeiten, um sie vor Gefahren zu schützen.

Obwohl der Minister bei seiner Vorstellung des Gesetzesentwurfs internationale Partnerschaften zur Unterstützung bei der Beendigung der Kinderarbeit begrüßte, erklärte er jedoch auch, dass eine Überlagerung durch fremde Kulturen unerwünscht sei.

Auffällig bei seinen Ausführungen ist, dass Kinder unter 13 weiter arbeiten dürfen sollen, wenn die Arbeit nicht gefährlich ist. Ein Schluss, zu dem auch der "Children's Act" (das Kindergesetz) kommt. Die für Kinderarbeit zuständige Elizabeth Akanbombire vom Ministerium für Beschäftigung und Arbeitsangelegenheiten sieht Armut und den Mangel an Bildung als Grund dafür, dass noch immer Kinder arbeiten müssen. Voraussetzungen also, die geändert werden müssen, um ein Verbot von Kinderarbeit in Zukunft tatsächlich durchzusetzen.

Unterstützt wird die Regierung teilweise von Nichtregierungsorganisationen, die sich ein Ende der Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen zum Ziel gesetzt haben. Dabei haben jedoch nicht alle das Ziel, Kindern den Fokus auf Bildung zu ermöglichen, sondern versuchen sich in einer Unterscheidung von verschiedenen Formen der Kinderarbeit, bei denen manche gar als positiv dargestellt werden. Ähnlich wirtschaftsfreundlich wird bei Gesprächen mit den Kakaounternehmen argumentiert. Außerschulische und nicht gefährliche Arbeiten werden nicht als negativ eingeordnet.

Das Jahr 2023 wird zeigen, wie das fertige Gesetz aussehen wird und wen es in welchem Umfang schützen wird.

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