Kinderrechtler fordern Maßnahmen gegen Zwangskonversion in Pakistan

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In Pakistan werden immer mehr minderjährige Mädchen entführt und zum Übertritt in den Islam und zur Zwangsehe gezwungen, meist Christinnen oder Hindus. Eine Kinderrechts-Kommission will nun verbindliche Richtlinien festschreiben, um Kinder vor Gewalt und Zwangskonversion zu schützen.

Für Empörung sorgte Anfang des Jahres die Entführung und Zwangskonversion von zwei Hindu-Mädchen (13 und 19 Jahre) und einer christlichen Jugendlichen, die nach erzwungener Konversion mit 40-jährigen Männern verheiratet wurden. Die Fälle lösten eine Protestdemonstration in der Stadt Haiderabad aus. Ende Februar kam es in Okara (Provinz Punjab) zu erneuten Protesten, nachdem sich bereits im Januar Vertreter des pakistanischen Rats für ethnische Minderheiten besorgt über die Situation geäußert hatten.

Pakistan ist überwiegend konservativ-muslimisch geprägt. Über 96 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Islam, nur etwas mehr als ein Prozent sind Christen oder Hindus, noch geringer ist der Anteil an Sikhs und anderen Gruppen. Die Anzahl von Zwangskonversionen zum Islam steigt Medienberichten zufolge stetig an. Wurden im Jahr 2020 lediglich 15 Fälle bekannt, waren es im vergangenen Jahr bereits über 60. Bei den Betroffenen handelt es sich zu über 70 Prozent um minderjährige Mädchen, meist Christinnen oder Hindus.

In Pakistan gibt es kein Gesetz gegen derartige Praktiken, obgleich das Problem seit langem bekannt ist und die Verfassung des Landes die Religionsfreiheit garantieren soll. 2021 hatte das Parlament einen Gesetzentwurf für ein Zwangskonversions-Verbot abgeschmettert – mit der Begründung, dass es "für Minderheiten zu weiteren Problemen führen würde".

Die pakistanische Kinderrechtskommission National Commission on Rights of Child (NCRC) wies Ende Februar in einer Erklärung auf bestehende Gesetzeslücken hin und formulierte Empfehlungen, wie Zwangskonversionen von Minderjährigen aus religiösen Minderheiten eingedämmt werden können. Nach den Worten der NCRC-Vorsitzenden Afshan Tehseen Bajwa arbeite die Regierung mit großen Anstrengungen daran, Zwangskonversionen zu verhindern. Androulla Kaminara, Botschafterin der EU in Pakistan, bestätigte, dass man bereits bedeutende Schritte zur Verhinderung von Kinderehe, Kinderarbeit und Zwangskonversion eingeleitet habe.

Nach Ansicht des Unicef-Vertreters Inoussa Kabore ist es notwendig, ein staatliches Institut für Menschenrechte nach Vorbild der NCRC einzurichten. "Unicef arbeitet mit der pakistanischen Regierung und der NCRC zusammen, um in mehreren Provinzen Pakistans einen gesetzlichen Rahmen für den Kinderschutz zu schaffen." Ziel sei es, Kinder vor sexueller, körperlicher und emotionaler Gewalt und vor Zwangskonversion zu schützen. Der pakistanischen Regierung sagte Kabore die Unterstützung durch Unicef zu.

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