Die Ethno-Biologie geht neue Wege

Gibt es Feuervögel wirklich?

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Ansammlung von Habichtfalken (haliastur sphenurus) über Buschbrand
Ansammlung von Habichtfalken

Ganze Scharen von Raubvögeln werden immer wieder entlang der Feuerfront der Buschbrände Australiens beobachtet. Fast wie bei uns die Saatkrähen, wenn der Acker umgepflügt wird: Schwarzmilane, Keilschwanzweihen und Habichtfalken jagen Echsen, Schlangen und Insekten, die vor den Flammen fliehen. Helfen sie den Bränden nach? Mark Bonta und Bob Gasford sind überzeugt, dass an den Erzählungen der Aborigines über Feuer legende Falken etwas dran ist.

Feuer machen zu können, gilt als Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Aber ist es das? Mark Bonta ist Anwalt und vertritt vornehmlich die Interessen Angehöriger der First Nations Australiens, und er ist Hobby-Ornithologe. Beides brachte ihn dazu, den Erzählungen und Berichten der Ureinwohner aufmerksam zuzuhören. Feuerwehrmänner, Landarbeiter und Männer von der Feuerwacht haben ihm mehrfach berichtet, wie Greifvögel brennende Äste oder Zweige aus der Brandzone in den Fängen heraustrugen und über noch nicht brennendem Grund fallen ließen.

Zusammen mit Bob Gasford, der Geograph ist, suchte und sammelte er danach zehn Jahre systematisch derartige Augenzeugenberichte. 16 davon kamen zusammen, 15 stammen von Aborigines. Aber schon 1964 bezeugte der Anthropologe Kim Akerman ein derartiges Vorkommnis, dessen er ansichtig wurde, als er gerade auf Känguru-Jagd war. Es handelte sich um einen Schwarzmilan. 1980 konnte Akerman dann noch einmal eine ähnliche Beobachtung verbuchen.

Vielleicht schleppten die Tiere nur zufällig glühendes Reisig mit sich, wurde kritisch eingewandt. Die Greifvögel könnten aber durchaus von einem derartigen zielgerichtet eingesetzten Verhalten profitieren. Die Brände schrecken viele Tiere auf, die von den Flammen vor sich her getrieben zur leichten Beute der Prädatoren werden können. Selbst wenn sich einige der gefiederten Jäger selbst in Gefahr bringen und daran zugrunde gehen, die Konkurrenz so vieler Jäger der Lüfte auf einmal könnte sie zu solch waghalsigem Verhalten antreiben.

Denkbar ist sogar, dass die Steppe auf diese Weise von den Greifvögeln mitgestaltet wurde. Mythen von Feuer legenden Vögeln gibt es auch in Südafrika. Und schon taucht die Denkmöglichkeit auf, dass der Mensch vom Tier gar gelernt haben könnte. Die Aufmerksamkeit von Frans de Waal und des National Geographic haben Bonta und Gasford jedenfalls bereits erregt.

Nur Video-Aufnahmen eines solchen Verhaltens gibt es noch nicht. Die beiden Ethno-Ethologen werben derzeit noch per Crowdfunding um finanzielle Unterstützung, um Outdoor-Forschungen zu diesem Zweck entwickeln zu können.

Die Gestalt eines rituellen Tanzes nahm das Mem vom Feuer bringenden Vogel auf dem fünften Kontinent bereits seit unvordenklichen Zeiten an. Die verschiedensten Tiere wurden rund um den Globus in den Mythen schon als Feuerbringer gedeutet. So zum Beispiel in Mexiko das unauffällige Opossum, das sich dabei den Schwanz verbrannt haben soll, der seither nackt ist. Das war in Zeiten, als den Menschen Tiere noch als Kulturbringer galten und Grenzen zwischen Mensch und Tier noch nicht geradezu als Denkverbote wirkten.