Ältere Riffbarsche warnen junge vor Gefahren

Wachsame Fische

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Riffbarsche der Gattung Pomacentrus umschwärmen eine Geweihkoralle
Riffbarsche der Gattung Pomacentrus umschwärmen eine Geweihkoralle

Nahe den Steinkorallen sind die in Gruppen lebenden Zitronen-Demoisellen, eine Art Riffbarsche, am sichersten vor Prädatoren. Doch die Älteren entfernen sich auf der Futtersuche weit von der Deckung. So nehmen sie Gefahren zuerst wahr. Mit ihrem Rückzug alarmieren sie die Jungen, die sich so schnell in Sicherheit bringen können. Sebastian Ferse, Riffökologe vom Marinen Zentrum für Tropenforschung in Bremen, sieht darin biologischen Altruismus.

"Mit diesem Verhalten können die größeren Zitronen-Demoisellen ihre Feinde besser wahrnehmen. Nähert sich ein solcher, ziehen sie sich blitzschnell zurück in die Koralle. Dadurch warnen sie ihre unerfahrenen kleinen Artgenossen", so Ferse. Woran die jungen Fischlein im trüben Wasser merken, dass ein Artgenosse vor einem Räuber an ihnen vorbei auf der Flucht ist, bleibt noch im Ungewissen. Vielleicht spüren sie über ihre Seitenlinienorgane die durch die Bewegung entstehenden Druckwellen des Wassers. Möglicherweise stoßen die Alten auch Warnsignale aus, ähnlich den Clown-Fischen, ebenfalls Riffbarsche, die über drohende Klicklaute Fragen des sozialen Ranges klären.

Die leuchtend gelben Zitronen-Demoisellen sind selbst Räuber. Sie nähren sich von Zooplankton, Krebschen und kleinen Garnelen, auch von herabschwebenden kleinen Kadavern. Die Riffbarsche sind Allesfresser und leben im "Meer der Tausend Inseln" Indonesiens mit den Korallen daher in einer fast symbiotisch zu nennenden Beziehung. Auf der Hut jedoch müssen die kleinen Zitronen-Demoisellen, besonders wenn das Wasser trüb ist, ihrerseits vor großen Barschen sein, den Zackenbarschen, vor Schnäppern und Kaiserfischen.

Die älteren Zitronen-Demoisellen profitieren nur indirekt davon, dass sie die gefährlicheren äußeren Jagdreviere aufsuchen, obwohl sie selbst leichter Opfer von Fressfeinden werden können. Dass unter der Nachwuchsgeneration ein relativ hoher Prozentsatz den eigenen verwandte Gene in sich trägt, lässt sich zwar vermuten. Jedoch treiben die Larven mit der Meeresströmung von dem Ort weg, wo sich das Ablaichen vollzog. Aber es wurde auch nachgewiesen, dass die kleinen Fische zu ihrem Geburtsort zurückkehren. Schon das allein ist erstaunlich, setzt es doch Ortssinn und Lernfähigkeit voraus.

Riffbarsch der Gattung Pomacentrus sucht Schutz in einer Geweihkoralle
Riffbarsch der Gattung Pomacentrus sucht Schutz in einer Geweihkoralle – Foto: @ Elyne Dugeny Leibnitz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Noch mehr aber mag es überraschen, dass ein mental doch eher einfach ausgestattetes Tier etwas tut, das für es selbst und seinen Nachwuchs von nur indirektem Vorteil ist. Das Verhalten der älteren Tiere löst bei den jungen ihrerseits nicht nur ein bestimmtes Verhalten aus, nämlich sich der Flucht anzuschließen. Damit ist ein Charakteristikum der Kommunikation allgemein gegeben. Nämlich die Verhaltensänderung beim Adressaten. Doch mehr noch: Auch Fische können dabei, anders als beim Balz- oder Drohverhalten, die Aufmerksamkeit mit ihrem Verhalten auf verweisende, anzeigende Weise auf etwas Drittes lenken, in dem untersuchten Fall auf eine gegebene Gefahrensituation. Diese Erkenntnis ist neu.