Wie Meerkatzen mit Gewalt Frieden schaffen

Deeskalation bei den Makaken

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Während Kämpfen mit anderen Gruppen greifen Grüne Meerkatzen-Männchen streitlustige eigene Gruppenmitglieder an.
Während Kämpfen mit anderen Gruppen greifen Grüne Meerkatzen-Männchen streitlustige eigene Gruppenmitglieder an.

Nicht nur Soziologen und Politologen untersuchen Aggression und Deeskalation. Denn die Blaupausen dafür finden sich bereits im Verhalten der Makaken angelegt. Die Anthropologen Jean Arseneau-Rober, Carel van Schaik und Redouan Bshary der Universität Zürich und Neuenburg erforschen, wie Männchen der Grünen Meerkatzen in Südafrika mit Gewalt junge männliche Gruppenmitglieder an kriegerischen Auseinandersetzungen mit benachbarten Gruppen hindern.

Die Deeskalation haben nicht erst die Menschen erfunden. Die gewaltsame Deeskalation auch nicht. Mit kräftigen Bissen bewegen ältere Grüne Meerkatzenmännchen die ungehaltenen Heißsporne ihrer Gruppe gelegentlich, von kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Männchen der Nachbargruppe abzulassen. Dabei sind es häufig gerade nicht die stärkeren, sondern diejenigen, die durch Verletzungen aus vorherigen Kämpfen selbst zu weiteren entscheidenden kriegerischen Auseinandersetzungen nicht in der Lage wären. Ebenso verhielten sich diejenigen, die um ihren noch sehr schwachen Nachwuchs in den Kämpfen fürchten müssen. Denn was für die Jungen eine Gewinn bringende Kampfsituation darstellt, ist es für die Alten nicht immer.

Die Männchen der in Südafrika lebenden grünen Meerkatzen entwickeln ein aggressives Verhalten also nicht nur in den klassischen Situationen als da wären: sich gegen Fressfeinde wehren, in der Konkurrenz um Weibchen oder Futter in der eigenen Gruppe oder in Auseinandersetzung um Territorien mit Nachbargruppen. Sie wenden Gewalt an in der eigenen Gruppe und gegen die eigenen Gruppenmitglieder, um weitere Gewalt zu verhindern.

Das beobachtete Jean Arsenaeu-Rober, der sich zusammen mit Carel van Schaik und Redouan Bshary im Rahmen des sogenannten Inka-Vervet-Projekts mit diesem Thema beschäftigte.

Außerdem stellte man fest: Die Weibchen dieser aparten Primatenart stacheln nicht nur mit Zärtlichkeit, sondern auch durch Bisse die Männchen zum Kampf mit den Nachbarn an. Die Männchen hingegen treiben die Geschlechtsgenossen ihrer Gruppe nie durch Bisse in den Kampf. Sie benutzen Gewalt in solchen Situationen nur, um noch mehr Gewalt gegen externe Individuen einer anderen Gruppe zu verhindern.

Warum uns das interessieren sollte? Man denke an die mittlerweile dahinscheidende Generation der schnell entschlossenen Großväter, die ohne zu zögern gleich beiden miteinander balgenden Kindern eine Backpfeife verpassten, um den Streit zu beenden. Oder an die in letzter Zeit oft erinnerten Aktionen der Polizei, die auf Geheiß der Demonstration der 68er-Studies mit Tränengas und Wasserwerfer ein rabiates Ende bereiteten, um die Weltrevolution zu verhindern, die manche fürchteten. Wann geschah es ein erstes Mal, dass Gewalt eingesetzt wurde, um Gewalt zu verhindern? Lange vor der Existenz der ersten Hominiden bildeten sich deeskalierende Verhaltensweisen heraus. Der Weg zur Gewaltlosigkeit führte dabei auch in der Naturgeschichte erst einmal über die Gewalt.