Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) fordert anlässlich des Reformationstages die Umbenennung der nach Martin Luther benannten Straßen und Plätze.
"Wenn heute an Martin Luther erinnert werden soll, darf dies nicht kritiklos geschehen", sagt René Hartmann, erster Vorsitzender des IBKA. "Angesichts seiner Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, seiner Geringschätzung der Frau und vor allem seines extremen Antijudaismus ist Luther als Namensgeber für Straßen und Plätze absolut ungeeignet." Denn ein Straßenschild verschweige zwangsläufig die dunklen Seiten des Reformators und trage somit zu einem falschen Geschichtsverständnis bei.
14 Kommentare
Kommentare
Fabian Krahe am Permanenter Link
Pfhhh, davon halte ich genauso wenig, wie von der Umbennung von Hindenburg Straßen etc. So viel Sinnvolles der Ibka fordert, es muss nicht dem öffentlich Stadtbild jede Art von Weltanschauung aufgedrückt werden.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Richtige und wichtige Forderung!
Vor allem, weil Luther als Antisemit und Rassist (selbst die neue Luther-Bibel sieht ihn so - wenn auch etwas vornehm umschrieben) den Ideenfundus (sein "Sieben-Punkte-Programm") und die intellektuelle Begründung aus der Bibel für die "handfeste" Judenverfolgung im Dritten Reich lieferte.
Allein dies sollte ausreichen, Luther nicht auch noch durch Namenspatronate zu ehren. Schlimm genug, dass nächstes Jahr Millionen Touristen mal wieder einen der wirkmächtigsten Antisemiten in Deutschland feiern können. Da krieg ich den Liebermannschen Würgreflex...
Dr. Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Dieser aktuellen Forderung des IBKA sollten sich möglichst viele Menschenfreunde anschließen, hartnäckig und argumentativ, in Kommunen, die dem Menschenfeind Luther Plätze, Straßen usw. Raum gegeben haben!
Zur verdienstvollen Neuauflage von Luthers Hetzschrift "Von den Juden und ihren Lügen" schrieb ich folgenden Kommentar:
Dr. Ingeborg Wirries am 17. März 2016 - 13:58 Permanenter Link
Über diese dankenswerten Veröffentlichungen hinaus sollten die vielen nach Luther benannten Straßen, Plätze, Schulen usw. in den Blick genommen werden. Hier werden 2017 sicher Jubelfeiern stattfinden.
Deshalb: Gegenaktionen sollten stattfinden, z.B. Eingaben an die Stadtparlamente, den Namen Luther zu entfernen - an Argumenten fehlt es ja wahrlich nicht!
Volkmar H. Weber am Permanenter Link
Richtig so!
Helmut Walther am Permanenter Link
Vielleicht täte den Autoren einer solchen Forderung ja auch etwas mehr Geschichtsverständnis gut?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Spielt das wirklich eine Rolle, wer sich mit Luther identifizierte? Wird dadurch eine seiner Hassschriften gegen Juden, Muslime, Papstanhänger, Bauern etc. relativiert, harmloser?
Wir müssen Luther so sehen, wie er war. Mit all seinen Seiten und Facetten. Und da habe ich so Grauenhaftes entdeckt, dass dies für mich nicht ansatzweise von seinen sonstigen Leistungen aufgewogen werden kann.
Der Prozess der Erkenntnis hat ja längst begonnen, nur will die EKD ihr Aushängeschild nicht beschmutzen lassen, denn es gibt viele Verträge mit Zulieferern und Firmen, die auf ein reibungsloses Luther-Jahr hoffen. Pop-Oratorien, Musicals, Medaillen, Plaketten, Luthscher, Bonbons, Bier, Brot und Playmobilfiguren wollen an den Mann gebracht werden. Kritik bitte erst nach dem 1. November 2017. Dann sind die meisten Geschäfte in trockenen Tüchern.
Wer heute Luther feiert, macht sich mit einem der größten Antisemiten Deutschlands gemein. Die Ausrede "Das habe ich nicht gewusst" kann man angesichts des vorhandenen, leicht zugänglichen Materials nicht gelten lassen. Luther muss als Denkmal und öffentlich geehrter Name verschwinden. Sonst befürchte ich, dass man im Jahr 2.433 eine Hitler-Dekade feiert. Der Mann hat schließlich auch Gutes getan, oder...?
Mad Scientist am Permanenter Link
Man kann es auch übertreiben! Ich finde es schon ziemlich seltsam, nach einem halben Jahrhundert Menschen von heutigen Gesichtspunkten aus zu beurteilen und zu bewerten.
Es gibt Wichtigeres!
Mad Scientist, polytheistischer Atheist, Freidenker und kritischer Leser.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Als Antwort verweise ich auf den folgenden Kommentar von Sunder Martin.
Auch Hitler kann ich katachronistisch entschuldigen: Er wurde antisemitisch erzogen, im 1. Weltkrieg schwer traumatisiert, verletzt, wurde als Kunststudent abgelehnt, strauchelte fast im Leben, saß im Gefängnis und Antisemitismus war im christlichen Abendland damals noch salonfähig...
Nein! Menschen der Vergangenheit mögen gewesen sein, wie sie wollen - auch durch Zeitumstände entschuldigt. Es geht darum, wie wir heute damit umgehen. Wer den Weg von Luthers geistiger Brandstiftung zu den brennenden Synagogen und lodernden Öfen in Auschwitz verfolgt hat, wird vielleicht in Luthers Zeit Entschuldigungsgründe finden, aber keinen einzigen, warum wir ihn heute feiern oder mit Namenspatronaten ehren...
Sunder Martin am Permanenter Link
Wenn wir heute Lutherstraßen behalten, müssen wir konsequenterweise auch wieder Hitlersraßen haben.
Thomas Friedrich am Permanenter Link
In meiner Stadt wurde erst kürzlich eine Lettow-Vorbeck-Straße in eine Martin Luther-Straße umbenannt. Statt nach einem Kolonialrassisten heißt die Straße jetzt nach einem Antisemiten.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Eine einzige umbenannte Straße/Platz/Irgendwas wäre schon ein Erfolg. Leider sind wir alle (und besonders Gläubige?) Tatsachenverdränger: Was nicht ins Bild passt, wird einfach ignoriert.
Mad Scientist am Permanenter Link
Mein Traumbild? Es ist mir schlicht egal, ob jemand vor x-hundert Jahren irgendetwas war oder hätte sein können.
Graue Realität? Ich lach´mich kaputt, ich habe ein interessantes und ausgefülltes Leben, vielleicht deswegen, weil ich es mir nicht von Bundesbedenkenträgern und Empörungsbeauftragten der Nation vergrätzen lasse. Die Geschichte ist vorbei, nichts wird sie ändern, schon gar nicht nach 500 Jahren!
Auch hier mal nachlesen: http://www.achgut.com/artikel/ueber_den_agm_allzu_guten_menschen
Strassen, Plätze und Wege ab sofort nur noch nummerieren, dann ist alles schön neutral. Achtung, Frankreich z.B. benennt bis heute seinen öffentlichen Raum nach Massenmördern, Schlächtern und allerlei schrägen Gestalten seiner Geschichte. Keinen stört´s.
Man hätte aus Rücksicht auf Dutzende von Millionen Ermordeter auch die Karl-Marx-Straßen und Stalin-Alleen abschaffen müssen... und zwar sofort nach 1989, denn dies ist erlebte Geschichte für viele, während Luther meist nur ein Name aus den Büchern ist.
So, Schluss für heute. Für unerfreuliche Diskussionen mit Ideologen ist das Wetter einfach zu schön für einen Herbststag. Bevor jetzt wieder einer kommt, ich bin KEIN Ideologe, bin nicht rechts, nicht links und nicht grün, ich bin ich und ich kann selbst denken!
Sunder Martin am Permanenter Link
Hei Mad Scientist,
dann können wir ja auch wieder Straßen nach Hitler benennen.
Habe selten so einen Schwachsinn gelesen.
Mustafa am Permanenter Link
Eine wichtige Forderung!
Die entgegengesetzte Forderung der Betrachtung von Luther im historischen Kontext kann ich nicht akzeptieren, weil wir Menschenrechte als universell geltend betrachten müssen. Ähnlich wie bei zu hinterfragenden "historischen" Inhalten in Bibel und Koran. Sie werden von vielen Gläubigen auch heute wörtlich genommen und widersprechen klar den Menschenrechten. Dem muss klar entgegengetreten werden.