Chile

Katholische Kirche nach Missbrauchsfällen auf Vertrauenstiefstand

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Der chilenische Präsidentenpalast "La Moneda" - nur der katholischen Kirche misstrauen in Chiles Hauptstadt noch mehr Menschen als dem Staat und seinen Institutionen.

Nachdem in Chile sexueller Missbrauch Minderjähriger durch den Klerus und dessen jahre- bis jahrzehntelange Vertuschung durch hochrangige katholische Amtsinhaber bekannt geworden ist, hat die Kirche dort stark an Ansehen und Vertrauen verloren. Auch der Besuch des Papstes zu Beginn des Jahres konnte das Image der Kirche nicht retten. Die Menschen stuften die päpstlichen Entschuldigungen sowie den Willen zur Aufklärung und zur Verhinderung neuer Verbrechen als nicht ausreichend und nicht glaubwürdig genug ein.

Laut einer aktuellen Umfrage in Chiles Hauptstadt Santiago ist bei der Bevölkerung das Vertrauen in die katholische Kirche ins Bodenlose gestürzt. Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Cadem ergab, dass 81 % der Menschen in der Hauptstadt der Kirche misstrauen. Damit liegt sie abgeschlagen hinter Gerichten, denen 70 % der Menschen misstrauen, dem Parlament, dem von 65 % der Bevölkerung misstraut wird, sowie hinter diversen politischen Parteien und Handelsunternehmen.

Befragt wurden 706 Menschen über 18 Jahren per Mobiltelefon, sowohl Frauen als auch Männer sowie Chilen*innen und Zugewanderte, die in Chile leben. Der aktuelle Wert zeigt den niedrigsten Vertrauensstand für die Kirche seit Befragungsbeginn im Jahre 2015. Während zu Beginn des Jahres 2018 immerhin noch 34 % der Menschen in Santiago der Kirche vertrauten, ließ der Papstbesuch diesen Wert noch weiter absinken.

Das Umfrageergebnis ist im Licht der Aufdeckungen der letzten Monate wenig verwunderlich. Reichte doch das Wegsehen und aktive Vertuschen des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche bis in höchste Ämter hinauf. Selbst der Papst stellte sich lange vor seine Würdenträger.

Erst Ende Oktober gab ein chilenisches Gericht Missbrauchsopfern Recht und sprach ihnen Schadensersatz in Höhe von 450 Millionen Pesos (umgerechnet etwa 575.000 €) zu. Das Urteil ist noch nicht bestätigt.