Nachdem weitere Gräber an Internat für indigene Kinder gefunden wurden:

Katholische Kirchen brannten in Kanada

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Jahrzehnte nach der Schließung des letzten von der katholischen Kirche geführten Internats für von ihren Eltern geraubte und zur Entfremdung von Familie, Sprache und Kultur bestimmte indigene Kinder zeigt sich jetzt erst der volle Umfang der begangenen Verbrechen. Nachdem im Mai bereits hunderte unmarkierte Kindergräber auf einem ehemaligen Internatsgrund entdeckt worden waren, gehen die Funde nun an einer anderen Schule weiter. Der Papst verweigerte bisher die Bitte um Verzeihung. Zudem zögerte die katholische Kirche zunächst, Unterlagen zu den Kindern und ihren Schicksalen herauszugeben. Dass nun katholische Kirchen auf indigenem Grund niederbrannten, wird als Folge dieses Vorgehens gesehen.

Vom Ende des 19. Jahrhunderts an bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden etwa 150.000 Kinder ihren Familien entrissen und in – meist von der katholischen Kirche geführte – Internate gegeben. Die Kinder entstammten First Nation-Familien, der indigenen Bevölkerung Kanadas. In den Internaten bekamen sie neue Namen, durften ihre Sprachen nicht mehr sprechen und mussten ihre Kultur zugunsten einer staatlich und kirchlich verordneten Kultur der aus Europa eingewanderten Menschen aufgeben.

Die Strafen für vermeintliche Vergehen, wie etwa die Verwendung der eigenen Sprache, waren, wie Überlebende dieser Schulen berichteten, drastisch. Neben Schlägen und sexualisierter Gewalt setzten auch die schlechten Bedingungen in Bezug auf Ernährung und Hygiene den Kindern zu. So berichtete bereits der Direktor der Kamloops Indian Residential School von fehlenden Geldern, um die Kinder ausreichend zu ernähren. Auf dem Boden jener Schule waren Ende Mai die Überreste von 215 Kindern gefunden worden.

Nachdem der Papst zwar seine Trauer bekundete, eine Bitte um Verzeihung jedoch ablehnte und die Kirche – vertreten durch die Missionary Oblates of Mary Immaculate (Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria), die allein die Hälfte der Schulen leitete – zunächst zögerte, Dokumente zu in Internaten untergebrachten Kindern an die zuständigen Behörden auszuhändigen, brannten zwei Kirchen auf indigenem Grund nieder. Bei der Sacred Heart-Kirche auf dem Land der Penticton Indian Band und der St Gregory's-Kirche auf dem Grund der Osoyoos Indian Band handelte es sich um über einhundert Jahre alte Holzkirchen. Zu den Bränden bekannt hat sich niemand. Jedoch geht die Feuerwehr von Brandstiftung aus.

Zwei weitere Holzkirchen, die St. Ann's-Kirche auf dem Boden der Upper Similkameen Indian Band und die Chopaka-Kirche auf dem Land der Lower Similkameen Indian Band brannten nieder, nachdem auf dem Grund der Marieval Indian Residential School in Saskatchewan 751 weitere unmarkierte Gräber gefunden wurden. Es wird angenommen, dass sich auch hier zahlreiche Überreste indigener Kinder finden werden, deren Identifizierung durch die Missionary Oblates of Mary Immaculate, die sowohl die Kamloops Indian Residential School als auch die Marieval Indian Residential School leiteten, durch die Entfernung von Markierungen erschwert wurde.

Auch bei den Bränden von St. Ann und Chopaka, die die Gebäude komplett zerstörten, nimmt man einen Zusammenhang zu den Kindergräbern von Internaten an. In einer Pressemitteilung der Lower Similkameen Indian Band vom 26. Juni erklärten diese ihren Schock, Unglauben und Wut über die Brandstiftungen. Sie berichteten, dass in den Kirchen auch Gläubige aus ihren Reihen gebetet hätten und die Gotteshäuser Orte für Zusammenkünfte gewesen seien. Statt zur Zerstörung riefen sie zur gegenseitigen Unterstützung in den Gemeinschaften auf.

Die Missionary Oblates of Mary Immaculate haben mittlerweile angekündigt, alle Dokumente in ihrem Besitz auszuhändigen. Bei zukünftigen Untersuchungen von Schulgrundstücken auf weitere Gräber können so womöglich die Kinder identifiziert und ihr Schicksal aufgeklärt werden.

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