Mutter Teresa wurde zum Inbegriff der Güte und für die Hilfe an den Armen, so ist es nicht erstaunlich, dass der Spruch, "du kommst mir vor wie Mutter Teresa", wenn jemand etwas Gutes tut, bald zu einem Standardsatz wurde, den vermutlich schon jeder selber gebraucht oder mindestens hörte. War sie der Lichtblick, der Sonnenstrahl inmitten der nicht gerade mit Guttaten verwöhnten katholischen Kirche? Millionen liessen sich von ihren Guttaten überzeugen. Zu Recht? Oder wurden die Millionen Opfer einer genialen PR-Geschichte?
Mutter Teresas wahres Leben
Mutter Teresa, von vielen schon zu Lebzeiten zur Heiligen verklärt, hatte in Kalkutta ihre alte Wirkungsstätte. Eines ist auf alle Fälle verwunderlich: Die unkritische Verehrung, die ihr immer noch entgegengebracht wird. Zumal nicht nur der Vatikan sich für ihr Lebenswerk zwecks Heiligsprechung interessiert, sondern auch schon mehrere Journalisten dunkle Flecken auf ihrem weissen Sari vorgefunden haben.
Besonders markant und für Christen gewiss nicht untypisch ist die doppelte Moral, mit der die katholische Scheinheilige die Welt bewertet hat. So sprach sich Mutter Teresa bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen Ehescheidungen aus, sofern es die breite Masse betraf, im November 1995 mischte sie sich in einen Volksentscheid in Irland ein, bei dem die Iren über das Recht auf Ehescheidung abstimmen sollten. Teresa, die nicht aus Irland, sondern aus Albanien stammte, hatte dazu aufgerufen, mit Nein zu stimmen. Aber trotz des klerikal konservativen Störfeuers hielt in Irland die Zivilisation und europäisches Recht Einzug, wenn auch das Ergebnis äusserst knapp war und nur 50,3 Prozent der Iren für ein Scheidungsrecht plädierten.
Aber die Verehrte zeigte manchmal doch eine recht erstaunliche Flexibilität in ihren Ansichten, denn nur wenige Monate nach dem irischen Volksentscheid gab sie der amerikanischen Zeitschrift Ladys Home Journal ein Interview, in dem sie sich zur bevorstehenden Scheidung von Prinz Charles und Lady Diana zu Wort meldete. Die konservative Katholikin, die mit Lady Di befreundet war, war voller Verständnis für die desolate Situation und sagte: "Es ist gut, wenn es vorbei ist. Keiner von beiden war wirklich glücklich."
Auch zur Abtreibung fand sie deutliche Worte: So sagte sie, dass sie nie akzeptieren würde, "Eltern, die abgetrieben haben, ein Kind zur Adoption anzuvertrauen". Bei der Entgegennahme des Nobelpreises 1979 bezeichnete sie den Schwangerschaftsabbruch als "die grösste Bedrohung des Weltfriedens".
Mit diesen Ansichten gewann die katholische Nonne schnell das Vertrauen ihres obersten Chefs, Johannes Paul II. Dieser erkannte schnell die beiden innewohnenden Seelenverwandtschaften und schätzte natürlich besonders das von Teresa ausgelebte und propagierte mittelalterliche Frauenbild.
Doch das Wirken der alten Dame, die mit bürgerlichem Namen Agnes Gonxha Bojaxhio hiess, beschränkte sich nicht nur auf moralinsäuerliche Ratschläge. Nein, sie errichtete in Indien eine Reihe von Hospitälern. Die Armut lag ihr schliesslich sehr am Herzen, sie hielt sie für gottgegeben.
Die medizinische Versorgung dort war denn auch eher dürftig. Amerikanische und britische Ärzte haben darauf hingewiesen, dass es dort keine schmerzstillenden Mittel gibt, die Ernährung der Patienten katastrophal sei und medizinisches Besteck nur mit kaltem Wasser gereinigt werde. Es ist doch immer wieder schön, für den Herrn zu leiden. Und so verwundert es nicht, dass sie einmal sagte: "Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi, ist ihr Leid ein grosses Geschenk für die Welt."
Auch der Tod vieler Patienten wird in den von ihr gegründeten Einrichtungen mit fatalistischem Gleichmut hingenommen, und in einer von ihr betreuten Leichenhalle kann man die Inschrift "Heute komme ich in den Himmel" bewundern.
Der britische Schriftsteller Christopher Hitchens untersuchte das Leben ihrer Heiligkeit und stellte in seinem leider nicht auf Deutsch erschienen Buch "The Missionary Position: Mother Teresa in Theory and Practice" heraus, dass es Mutter Teresa vorrangig darum gegangen sei, "einen Kult zu begründen, der sich auf Tod, Leiden und Unterwerfung stützte."
Der Autor verweist darauf, dass Betschwester Teresa sogar die Lepra als Geschenk des Herrn ansah und kommt zu dem Schluss, dass es sich bei ihr um keine Wohltäterin der Benachteiligten und Bedrängten handelte, sondern um eine besondere Geissel Gottes.
Es mag sehr hart klingen, aber sie verfolgte zwei Ziele, möglichst viele zum Christentum zu bekehren und Geld für den Heiligen Stuhl zu sammeln. Nicht die Hilfe an den Armen, nein, wenn sie konvertiert waren, war es das Ziel, Platz zu schaffen für neue Ungläubige, die sie bekehren und in den Schoss "Ihres" Heilands führen konnte.
Für ihre Betätigung nahm sie, was sie kriegen konnte und es störte sie nicht, wenn das Geld aus eher zweifelhaften Quellen stammte. 1,25 Millionen Dollar erhielt sie vom Betrüger Charles Keating, der die US-amerikanischen Sparkassen um 252 Millionen Dollar durch Schwindel erleichtert hatte. Die Leidtragenden waren zumeist Kleinsparer. Im Prozess sagte sie zugunsten Keatings aus, den sie als engagierten Christen und Kämpfer gegen die Pornografie kennen- und schätzen gelernt hatte. Einer Bitte der Staatsanwaltschaft, die aus dem Betrug stammende Spende doch zurückzugeben, mochte sie reinen Gewissens nicht nachkommen.
Schliesslich unterhielt Mutter Teresa nicht nur Hospitäler, sondern konnte mit Stolz darauf verweisen, dass sie über 500 Klöster gegründet hatte. Der Unterhalt dieser gottgefälligen Werke lässt sich ja auch nicht aus dem Nichts bestreiten. Auch dem haitianischen Diktator Jean-Claude Duvalier fühlte sie sich verbunden, und so reiste sie 1981 nach Haiti, um dort die höchste Auszeichnung des Landes entgegenzunehmen. Sie bedankte sich artig mit einer netten Rede, in der sie behauptete, Duvalier und seine Frau Michèle "würden" die Armen lieben und diese würden ihn deshalb so "verehren". Natürlich gab es auch hier eine kleine Geldspende, die sie dankbar annahm.
Bei diesen gesellschaftlichen Kontakten ist es nicht erstaunlich, dass sie die "Theologie der Befreiung" stets mit Argwohn betrachtete und sich auch hier auf die Seite des Papstes stellte, der diese ablehnt und verdammt. Alles in allem, sie hat sich ihren katholischen Heiligenschein redlich verdient und einer Vergöttlichung der alten Frau sollte nichts mehr im Wege stehen.
Als Mutter Teresa starb, hatte sie 5.400 theologische Briefe hinterlassen und unzählige Briefe an die Schwestern. Darin hat sie selbst über ihre dunklen Seiten und Zeiten Auskunft gegeben. Ihre Seele sei "wie ein Eisblock", lesen wir darin. Sie sei "von Gott nicht gewollt", heisst es in ihrer Korrespondenz, "zurückgestossen – leer – kein Glaube – keine Liebe. Nur Dunkelheit in meiner Seele – und diese schreckliche Leere, dieses Gefühl der Abwesenheit Gottes." "Ihr Geheimnis war ihre Leere, diese innere Leere und Offenheit auf Gott hin", sagt Pater Leo Maasburg, der ihr lange als Fahrer gedient hat. "Sie hat mit ihrer Arbeit und ihrem Werk viele Leute inspiriert", schreibt Larivée." Gewünscht hätten sich die Forscher allerdings ein etwas kritischeres Bild von all den angeblichen Wundern von Mutter Teresa. "Obwohl sie viel bewirkt hat", sagt Larivée. "Eine Heilige ist sie dadurch nicht geworden."
(wird fortgesetzt)
Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autoren von seiner Webseite.
3 Kommentare
Kommentare
Andrea Diederich am Permanenter Link
Wo viel Heiligkeit ist, ist viel Scheinheiligkeit.
Wolfgang am Permanenter Link
Wo es viel Schein gibt, hat auch der Schatten sein Dasein.....
Mark am Permanenter Link
Sie mit dämonisch zu betiteln ist unpassend, weil es ihr etwas übernatürliches verleiht. Diese Frau war nur fanatisch, was erschreckend genug ist.