BERLIN. (hpd) Nun ist es amtlich: gestern ließ der Vatikan mitteilen, dass "Mutter Theresa" am 4. September heilig gesprochen werden soll. Die 1997 verstorbene Nonne wurde im Jahr 2003 vom damaligen Papst Johannes Paul II. bereits seliggesprochen. Ihr wurde vom amtierenden Papst eine zweite "Wunderheilung" zugesprochen.
Wieder einmal wird die Mär aufgewärmt: "Sie kämpfte gegen das Leid der Ärmsten im indischen Kalkutta". Dabei ist inzwischen längst bekannt, dass es sich hier um eine "Urban Legend" - eine Moderne Sage handelt.
Denn ganz im Gegensatz zu den Legenden, die sich um die Nonne "Mutter Teresa" (bürgerlicher Name: Anjeze Gonxhe Bojaxhiu) ranken, war sie keinesfalls eine Helferin in der Not. Sondern vielmehr eine Frau, die sich am Leid der Anderen ergötzte und dies als "Gottes Prüfung" ansah.
Die Zustände in den von ihr geleiteten "Sterbehäusern" waren katastrophal und auf ihre Anordnung hin verzichtete man auf hygienische Mindeststandards. Damit nahm die Selige den Tod der Menschen, die ihr vertrauten oder anvertraut wurden, billigend in Kauf.
"Stattdessen wurde die Armut als christlicher Leitwert deklariert, anstatt sich auf politischer Ebene für die Initiierung staatlicher Sozialprogramme einzusetzen, die wohl eher der massiven Armut Einhalt geboten hätten" schrieb Paul Hilger im hpd, als die Seligsprechung des "Todesengels von Kalkutta" bekannt wurde. Die Sterbehospize des Ordens von Mutter Teresa wurden von der englischen Zeitung The Guardian als als eine "organisierte Form unterlassener Hilfeleistung" bezeichnet.
Die Nonne glaubte ernsthaft, dass durch das Leid der Kranken und Sterbenden diese "eine besondere Nähe zu Christus erfahren" und verweigerte mit dieser Begründung die Ausgabe von (aus Spendengeldern bezahlten!) Schmerzmitteln an die Leidenden.
Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi ist ihr Leid ein großes Geschenk für die Welt.
Die vermeintlichen Wunderheilungen, die allein durch das Beten der Nonne zustande gekommen sein sollen waren eine (durch Medikamente) geheilte Zyste eines Mädchens sowie die plötzliche Genesung eines Brasilianers, der an mehreren Hirntumoren litt. Woher das Mädchen und der Mann wußten, dass es die Gebete der Nonne waren… das bleibt vatikanisches Geheimwissen.
"Mutter Teresa" erhielt im Jahr 1979 den Friedensnobelpreis. Bereits diese Entscheidung wurde kontrovers diskutiert. Denn Zeit ihres Lebens verteidigte sie die "traditionellen Werte der katholischen Kirche". "Kritiker warfen ihr vor, armen Menschen den Katholizismus aufzwingen wollte. Zudem soll sie mit ihrer strikten Ablehnung von Empfängnisverhütung und Abtreibung zum Elend der Armen beigetragen haben" heißt es in einer Agenturmeldung, die unter anderem auch von der Tagesschau.de zitiert wird.
19 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Was hat der Vatikan schon alles "Heilig gesprochen" da kommt es doch auf einen "Engel" mehr oder weniger nicht an.
Aber haben wir denn diesen Fall nicht schon??
Prof. Horst Herrmann
Alexander am Permanenter Link
Ja, die Kirche würde sogar Affen heiligsprechen wenn es ihnen nützt um sich zu bereichern.
Johannes am Permanenter Link
"Aber haben wir denn diesen Fall nicht schon??" Was meinen Sie denn damit, Herr Professor?
Wolfgang am Permanenter Link
Um Affen zu erkennen, muss man kein Professor sein. Gute Bildung reicht! Und ein bisschen Wahrnehmungsvermögen.
Anke Zimmermann am Permanenter Link
"Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi ist ihr Leid ein großes Geschenk für die Welt."
Von diesem religiösen Leitbild waren wohl auch unsere Politiker beseelt, als sie der Sterbehilfe eine Absage erteilt haben. Schönheit im körperlichen Leid eines Mitmenschen zu sehen, hatte ich bisher nur bei Psychopathen angenommen.
Wolfgang am Permanenter Link
Leitbild, nicht Leidbild. Das Brett vor dem Kopf der vernagelten Gläubigen mutierte zu einem Leitbild! Ach du lieber Gott!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das Schockierendste gestern war, die völlig stoisch vorgetragene Meldung in der Tagesschau, dass die Heiligsprechung nach zwei nachgewiesenen Wundern erfolge.
Im 21. Jh. spricht man in einer seriösen Nachrichtensendung von der Realität von Wundern und bricht nicht anschließend in schallendes Gelächter aus? Was ist nur los bei uns? Neuerliche Religionitis-Epidemie?
Aber selbst den medialen Rummel um den Todesengels aus Kalkutta begründete ein "Wunder": 1969 drehte der Evangelist Malcolm Muggridge für die BBC die Doku "Something Beautiful for God". Was war daran ein Wunder? Nun, in einem der Räume, in denen gedreht wurde, spendeten nur weit oben liegende kleine Fenster wenig Licht. Zu wenig für gute Filmaufnahmen. Doch sie gelangen trotzdem, hüllten die Szenerie in ein "magisches" Licht.
Dies begründete den Ruhm von "Mutter Teresa", da sich der tiefgläubige Regisseur dieses Licht nur mit einem unmittelbaren Draht zum Himmel erklären konnte und entsprechend kommentierte. Fürderhin galt Teresa als lebende Heilige.
Hätte der Regisseur, der tief ergriffen sogar zum Katholizismus konvertierte, nur seinem Kameramann geglaubt und nicht so sehr an höhere Mächte. Denn dieser verwendete lediglich ein von Kodak neu entwickeltes S/W-Filmmaterial, das eine deutlich bessere Schattendurchzeichnung, als bei älteren Emulsionen, produzierte (und dafür einen Technik-Oscar gewann). Doch das war für Muggridge wohl zu banal. Er glaubte wider besseren Wissens ein "göttliches" Wunder eingefangen zu haben und das hält man genauso heilig, wie eine Reliquie.
Und jetzt die nächsten beiden Wunder in der Tagesschau. Da kann man nur noch verwundert den Kopf schütteln... Aber vielleicht hat Katja Ebstein doch Recht: "Wunder gibt es immer wieder..."
zeyen j-m am Permanenter Link
was von diesem herrn muggeridge zu halten ist, sieht man am besten, wenn man diese bbc-sendung ansieht - da kriegt man sofort einen hals ! https://www.youtube.com/watch?v=CeKWVuye1YE (link in browser kopieren)
Apfelwein am Permanenter Link
Schade, dass man ihr nicht die Möglichkeit gab "eine besondere Nähe zu Christus erfahren", indem man sie lebendig ans Kreuz nagelte.
Thomas am Permanenter Link
Fürwahr! Gewiß hätte sie es genossen wie Carries Mutter, als sie - mittels einiger Küchenutensilien an den Türrahmen montiert - in den duftenden Schoß ihres Schöpfers eilte (https://youtu.be/I7XHygPKbYI?t=1m).
Andrea diederich am Permanenter Link
Der Katholizismus treibt seit eh und je seltsame Blüten.
Da wundert einem gar nichts mehr.
Klaus Bernd am Permanenter Link
"Es ist etwas sehr Schönes, wenn man sieht, wie die Armen ihr Kreuz tragen. Wie die Passion Christi ist ihr Leid ein großes Geschenk für die Welt."
.BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
ZUM XXIV. WELTTAG DER KRANKEN 2016" fast haargenau dasselbe :
"Eine Krankheit, besonders wenn sie schwer ist, bedeutet stets eine Krise für die menschliche Existenz und wirft tiefschürfende Fragen auf. Im ersten Augenblick kann es Auflehnung sein: Warum gerade ich? Man könnte der Verzweiflung nachgeben und denken, dass alles verloren ist, dass jetzt nichts mehr einen Sinn hat…
In solchen Situationen wird der Glaube an Gott einerseits auf die Probe gestellt, aber andererseits offenbart er zugleich sein ganzes positives Potential. Nicht weil der Glaube die Krankheit, den Schmerz oder die daraus entstehenden Fragen zum Verschwinden bringt, sondern weil er einen Schlüssel anbietet, mit dem wir den tieferen Sinn dessen entdecken können, was wir erleben: ein Schlüssel, der uns zu sehen hilft, dass die Krankheit Weg zu einer größeren Nähe zu Jesus sein kann, der mit dem Kreuz beladen an unserer Seite geht. Und diesen Schlüssel gibt uns die Mutter, Maria, die diesen Weg gut kennt.
Und was die Bekämpfung der Armut angeht, kann es ihm ja nicht wirklich ernst sein, wie die folgenden Stilblüten aus der sogenannten "Umweltenzyklika" - wo die "Armen" oder etwa auch nur die "Ärmsten" bis zum Überdruss in fast jedes Kapitel hineingequetscht wurden - belegen:
… verlangt sie (eine nicht näher definierte Option; KB) vor allem, sich die unermessliche Würde des Armen im Licht der tiefsten Glaubensüberzeugungen vor Augen zu führen. (158)
… So liegt also Mystik in einem Blütenblatt, in einem Weg, im morgendlichen Tau, im Gesicht des Armen. (233)
… Das ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig befreiten Armen zu bringen. (243)
Wer wollte jemandem diese „unermessliche Würde“ nehmen ? Wer möchte die Mystik eines Blütenblatts oder die Mystik des Gesichts eines Armen missen ? Wohin mit all den Gaben, die man im ewigen Leben den Armen bringen möchte ? Wohlgemerkt, es gibt auch dann noch Arme, aber immerhin sind sie dann „endgültig befreit“ !!!
Horst Herrmann am Permanenter Link
Eine kleine "dogmatische" Ergänzung: Was unbedarfte Journalisten bis hin zur Tagesschau offenbar nicht wissen, ist die theologisch eindeutige Lehre: Es ist nicht irgendeine Nonne, die "Wunder" voll
Wolfgang am Permanenter Link
Und wann kommt endlich die Erlösung vom Christentum?
2000 Jahre sind genug. Dr. med. Wilhelm Wiepking
M.E.kommt keine Erlösung, denn Dummheit ist bekanntlich nicht heilbar.
David am Permanenter Link
Jeder Journalist, der über "Mutter Theresa" spricht oder schreibt, ohne den grauernhaften Hintergrund dieser Person zu thematisieren, ist eine Schande für seinen Berufsstand.
Ich empfehle "The Missionary Position: Mother Teresa in Theory and Practice" von Christopher Hitchens (1995).
Kay Krause am Permanenter Link
In gutem Glauben (?), dass dieses Geld bei den Armen und Hilfsbedürftigen in Indien landen würde, haben Katholiken unter dem Sammel-(!)begriff "Mutter Theresa" Millionenbeträge gespendet, welche nie in Indie
Diesem ganzen Thema kann man doch nur noch mit Ironie und Satire begegnen:
Kommt eine Dame zum Pfarrer. "Herr Pfarrer, sind Sie so gut, meine verstorbene Katze auf dem Kirchhof zu begraben? Ich habe sie sehr geliebt!" "Auf keinen Fall, meine Tochter. Tiere gehören nicht auf den Gottesacker!" "Aber was soll ich denn nur machen? Beim Pastor war ich auch schon, der hat es auch abgelehnt. Wissen Sie was: ich gebe Ihnen 200 Euro, Herr Pfarrer!" " Ja liebe Frau, das hätten Sie doch gleich sagen können, dass Ihre Katze katholisch ist!"
Wolfgang am Permanenter Link
Ach wie schön, Sie haben auch das Buch "Pfarrerwitze" entdeckt und im Buchhandel gekauft?
Ich bin ein Gegner der Religion.
Richard Dawkins
Aber Witze verstehen wir! Gottseidank!
Andrea Diederich am Permanenter Link
Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln.Einerseits massiv gegen Sterbehilfe
anderseits auch noch Schmerzlinderung bei schwerer Krankheit zu verweigern.
Andrea Diederich am Permanenter Link
Ganz katholisch. Sexuelle Lust wird
verteufelt während schlimme Schmerzen
zur himmlischen Genüssen glorifiziert
werden.