Am Sonntag dem 23.10. trafen sich um 10:23 Uhr in mehreren deutschen Städten Mitglieder der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), um eine "Überdosis" an homöopathischen Mitteln zu sich zu nehmen. Mit dieser Aktion wollen die Skeptiker darauf hinweisen, dass die Grundannahme der Homöopathie unwissenschaftlich und unsinnig ist.
Je höher die Verdünnung eines Wirkstoffs, desto wirkungsvoller sei er. Das ist die Grundannahme der Homöopathie. Deshalb werden Substanzen wie Gifte (Arsen, Quecksilber, Schlangengift) oder auch gern Kot von Hunden, Insekten und Teile der Berliner Mauer "potenziert".
Dabei wird eine Substanz im Verhältnis von 1:10 mit Wasser oder Alkohol verdünnt (D1). Im nächsten Schritt wird diese Mischung wieder im Verhältnis 1:10 verdünnt (D2) … und so weiter. Heraus kommen dann zum Teil Potenzen, in denen kein einziges Atom der Substanz im teuer verkauften Fläschchen vorhanden ist.
Eine Verdünnung auf D30 entspricht so einem Tropfen des Ausgangsstoffes verteilt in einer Wasserkugel, die weit größer als unser Sonnensystem ist. Das bei solchen Verdünnungen keinerlei Wirkung – weder im Positiven wie im Negativen – mehr eintritt ist logisch. Doch die Anhänger der Homöopathie stören sich nicht an der Logik: sie lehren, dass nicht der Stoff, sondern der "Geist" des Stoffes heilen soll.
"Mit jedem Potenzierungsschritt präge sich die 'Information' des Stoffes dem Lösungsmitteln immer stärker ein" erklärt ein Faltblatt der GWUP. Und weiter: "Wasser hat aber kein Gedächtnis: Wassermoleküle verbinden und trennen sich in Millionstel von Sekundenbruchteilen – da ist ein 'Erinnern' unmöglich!"
Tatsache ist, dass die Wirkungen von homöopathischen Mitteln nicht über den Placebo-Effekt hinausgehen. Das bestreiten die Skeptiker der GWUP auch nicht. Jedoch weisen sie mit ihrer 10^23-Aktion1 darauf hin, dass ein unkritischer Umgang mit der Homöopathie gefährlich sein kann: "Hochpotenzen sind zwar so stark verdünnt, dass sie überhaupt keine Wirkung mehr haben können, doch Niedrigpotenzen können giftige Substanzen enthalten und zu chronischen Vergiftungen führen, wenn man sie über einen längeren Zeitraum einnimmt. […] Die Hauptgefahr der Homöopathie besteht aber darin, dass man wertvolle Zeit verstreichen lässt, die Krankheit sich ausbreiten kann und eine tatsächlich wirksame Therapie erst spät begonnen wird – vielleicht zu spät." (Quelle: Faltblatt der GWUP)
Lebensgefährlich wird es für den Kranken, wenn mit homöopathischen Mitteln Krankheiten wie Krebs, Diabetes, HIV oder Lungenentzündungen "geheilt" werden sollen. Hinzu kommt, dass viele Homöopathen wirksame Arzneimittel und Impfungen ablehnen.
Nach dem Motto "Wo keine Wirkung, da keine Nebenwirkung" weisen deshalb die Kritiker der Homöopathie im Rahmen der 10^23-Aktion nach, dass man ohne Weiteres eine ganze Packung eines hochpotenzierten Homöopathikums einnehmen kann, völlig ohne Wirkung oder Nebenwirkungen.
- Die Bezeichnung ist eine Anspielung auf die so genannte Avogadro-Konstante (6,022 ×10^23), die die Anzahl von Molekülen in einem Mol angibt. Ab einer Verdünnung von mehr als 10^23 befindet sich wahrscheinlich kein einziges Molekül der Ursubstanz mehr in dem homöopathischen Arzneimittel. ↩︎
12 Kommentare
Kommentare
SpiegleinSpieglein am Permanenter Link
man muß viel lernen, um ein mensch zu werden ... ;-)
Frank Linnhoff am Permanenter Link
in Anbetracht der Tatsache, dass die allermeisten homöopathischen Globuli (über 80%) ohne ärztlichen Rat gekauft werden, spricht das Ergebnis dieses Überdosis-Tests für ihre Ungiftigkeit.
B. Schmidt am Permanenter Link
Jetzt beginnt die hexenjagd gegen die homöopathie. Mir und meiner familie hat sie bis heute immer sehr gut geholfen .
Lea am Permanenter Link
Stimmt doch gar nicht! Ihr müßtet mal die neuesten klinischen Studien zur Kenntnis nehmen: Klinisch bewiesen: Homöopathische Globuli helfen gegen Zuckermangel. Eine erste Anwendung ist also echt indiziert:
Melli am Permanenter Link
Mir hilft es trotzdem. Ich glaube kaum das man mit Wunschdenken Durchfall los wird..
Manfred H. am Permanenter Link
Nö. Das vergeht einfach von selber wieder.
Michael am Permanenter Link
Hallo,
leider war der Selbstversuch falsch durchgeführt. Wenn dann muss man schon die Pseudoregeln befolgen.
Beispiel: Aurum Metallicum C200 oder C1000 oder “höher" für 30 Tage einehmen. Und zwar 2x2 Globulis je Tag. Das ganze in YouTube Dokumentieren und somit die Placebos vorführen. Das viel auf einmal schlucken nimmt ein Homöopathiegläubiger leider nicht ernst. Aber nette Idee. Viele Grüße.
sonja am Permanenter Link
Sowas muss man eigentlich garnicht kommentieren. [Beleidigung durch Redaktion gelöscht.] Homöopathie hilft dem Körper sich selbst
Alex am Permanenter Link
Hat jemand Links zu Berichten der Aktion in anderen Städten? Auch in Tschechien usw. haben ja recht viele teilgenommen.
Manfred H. am Permanenter Link
Oh, sehe ich hier einen beginnenden Shit-Storm am Horizont aufziehen?
Gemach, Gemach! Lassen wir doch lieber einen Experten zu Wort kommen, nämlich Eckart von Hirschhausen im Interview mit Zeit-Online: "Die Skeptiker haben natürlich recht, die Theorie der Homöopathie hat nichts mit Naturwissenschaft zu tun. Was wirkt, ist die Beziehung, die Zuwendung und das Gefühl, in seiner Individualität gesehen zu werden."
(http://www.zeit.de/2016/42/eckart-von-hirschhausen-alternativmedizin-gefahr-heilpraktiker)
Susanne Schneider am Permanenter Link
Wenn an der Homöopathie nichts daran wäre, müsste man sie auch nicht so intensiv "bekämpfen".
Mir hat sie geholfen und ich bin froh, nicht so viele herkömmliche Medikamente nehmen zu müssen.
Manfred H. am Permanenter Link
Macht man doch gar nicht, Susanne. Man klärt doch nur auf. Information kann ja nur nützen und nicht schaden.