Gen Z: Die hoffnungslose Generation?

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Podiumsdiskussion "Von Tradwife zu Childfree" im Haus des Humanismus
Podiumsdiskussion

Die Humanistische Akademie hatte am vergangenen Donnerstag zu einer Veranstaltung über Lebensmodelle der Generation Z eingeladen. Unter dem Titel "Von Tradwife zu Childfree" ging es fast vier Stunden lang um das Leben und die Zukunft der jüngsten Erwachsenengeneration.

Die sogenannte "Generation Z", kurz Gen Z, ist die erste Generation echter "Digital Natives". Eine Generation, die von Kindheit an mit Internet und Sozialen Netzwerken vertraut ist und virtuelle mit Offline-Erfahrungen verbindet. Ganz genau ist die "Generation Z" nicht definiert. Man kann aber unter Gen Z etwa zwischen 1995 und 2012 Geborene zusammenfassen. Viel wichtiger aber als das Geburtsjahr sind die gemeinsamen Erfahrungen dieser Generation:

"Die Angehörigen der Generation Z finden demnach deutlich andere wirtschaftliche, politische und kulturelle Bedingungen vor als die vorigen Generationen. Ein besonderer Einfluss war vor allem die Konfrontation mit digitalen Medien […], während Gen Y Technologien wie World Wide Web, MP3-Player, SMS, Mobiltelefone, Smartphones und Tabletcomputer erst in ihrer frühen oder späten Jugend kennenlernte." (Wikipedia)

Über diese Beschreibung hinaus verbindet diese Generation aber noch etwas: Die grundlegende Angst vor der Zukunft. Angesichts der Tatsache, "dass der Faschismus wiederkommt und die Erde brennt, stellt man in Frage, ob die bisherigen Lebensmodelle funktionieren", sagte ein Teilnehmer der Veranstaltung. Es ist auch die Generation, die am schlimmsten von der Covid-Pandemie getroffen wurde (und das bis heute nicht anerkannt sieht). "Wir haben Freundschaften, Zusammenhalt und Nähe verloren" erinnerte eine der jungen Frauen auf dem offenen Podium am späten Nachmittag. Es gäbe viele, die dadurch vereinsamt seien und psychische Probleme bekommen hätten. Aber es zeichne diese Generation auch aus, dass "wir offen darüber sprechen".

Angesprochen auf die häufig gehörte und gelesene mediale Kritik an der Gen Z, sie sei faul und würde sich nicht in die Gesellschaft einbringen, konterten mehrere Teilnehmer: In einer Gesellschaft, in der es Firmenchefs und Managern nur darum geht, Gewinne zu maximieren und Menschen auszutauschen wie Waren, sei es doch nur zu logisch, dass man sich keinesfalls mehr an ein Unternehmen binden wollen würde.

Es klang in allen Statements zu diesem Thema bei den jungen Menschen eine Sehnsucht nach Sicherheit an. Selbst das Meme "Meine Eltern konnten sich vom Lohn noch ein Haus bauen" wurde genutzt, um Unzufriedenheit auszudrücken; obwohl es so abgedroschen wie falsch ist: Das "Haus vom Lohn" konnten sich die Eltern der Boomer-Generation noch leisten; deren Kinder meist schon nicht mehr.

Einen großen Anteil der Diskussionen nahm die Frage nach neuen Beziehungsmodellen ein. Das war mit Sicherheit auch dem geschuldet, dass Ole Liebl zu Beginn über das Thema seines Buches "Freunde lieben" sprach: Über "Freundschaft plus". Verständlich, dass es für die jungen Menschen im Raum spannend war, sich über neue Partnerschaftsmodelle fern der Ehe, über offene Beziehungen, Freundschaft Plus und Menschen, die sich gegen Partnerschaften entscheiden, auszutauschen. Doch an zwei Stellen bekam diese Rebellion gegen die Generation der Eltern und Großeltern einen kleinen Dämpfer. Eine junge Mutter wies darauf hin: Spätestens dann, wenn es eigene Kinder gibt und man nicht mehr nur die Verantwortung für sich selbst hat, müsse man alte Lebensmodelle (abgewandelt) leben. Und all das immer "nur im Rahmen dessen, was in unserer aktuellen Gesellschaft möglich ist und toleriert wird".

Einige der Teilnehmer der Diskussion wiesen zudem darauf hin, dass – selbst bei allen Unsicherheiten und Zukunftsängsten – "das Ausprobieren nur möglich ist, weil wir hier in relativer Sicherheit leben." Dessen solle man sich immer bewusst sein.

Um auf die Fragestellung in der Überschrift zurückzukommen: Nein, die Gen Z ist nicht hoffnungslos. Sie ist schnell, sie ist beweglich, sie ist mutig, neugierig, maßlos und sie probiert sich aus. Alles so, wie es sein soll: So wie es alle Generationen zuvor auch immer in Abgrenzung zu den Eltern und Großeltern taten. Was Eltern und Großeltern der Gen Z besser lernen müssten (besser, als unsere Eltern und Großeltern): Zuhören und die Ängste ernst nehmen.

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