Im Dezember 2021 wurde Priyantha Kumara von einem bis auf 800 Personen angeschwollenen rasenden Mob getötet und sein Körper im Anschluss angezündet. Der Grund: Er hatte ein Poster der islamistischen Tehreek-e-Labbaik-Partei entfernt. Der Mord hatte in Pakistan für Entsetzen gesorgt. 89 Männer wurden in diesem Jahr nun zur Todesstrafe beziehungsweise Haftstrafen und Zahlungen an die Hinterbliebenen des Toten verurteilt.
In Pakistan der Blasphemie beschuldigt zu werden, kann sehr gefährlich sein. Nicht nur, weil selbst bei mangelnden Beweisen drastische Geld- und Freiheitsstrafen oder sogar die Todesstrafe drohen, sondern auch weil extra aufgestachelte Lynchmobs die Beschuldigten mitunter bevor sie ein Gerichtsurteil erhalten haben ermorden.
So erging es im Dezember dem Sri-Lanker Priyantha Kumara, der als Export-Manager in einer Textilfabrik in Sialkot, Punjab, arbeitete. Kollegen beschuldigten ihn, ein Plakat der islamistischen Tehreek-e-Labbaik-Partei, welches auch mit muslimischen Versen versehen war, entfernt zu haben. Die Mitarbeiter prügelten Kumara zu Tode, stachelten weitere an, zur Fabrik zu kommen, und zündeten den Leichnam schließlich an (der hpd berichtete).
Dass einige der geschätzt 800 Personen des Mobs Videos drehten und Selfies machten, half den Behörden. Bald nach der Tat waren etwa 200 Personen festgenommen und etwa hundert rasch wieder freigelassen worden, da ihnen keine Beteiligung am Mord Kumaras nachgewiesen werden konnte.
Ein knappes halbes Jahr nach dem Tod des Export-Managers nun sind 89 Männer von einem Anti-Terror-Gericht in Lahore, der Hauptstadt der Provinz Punjab, verurteilt worden. Sechs von ihnen wurden zum Tode und zur Zahlung von 200.000 pakistanischen Rupien (etwa 1.000 Euro) an die Hinterbliebenen des Ermordeten verurteilt. Neun bekamen eine lebenslange Freiheitsstrafe und müssen eine ebenso hohe Zahlung an die Familie Kumaras vornehmen. Der Rest wurde zu Haftstrafen verurteilt. Die Anklage hatte die Todesstrafe für 80 der Beschuldigten gefordert. Das Gericht stützte sich auf die Aussagen von 46 Zeug*innen und wertete Selfies und Videos aus. Die Verurteilten hatten ihre Beteiligung an der Ermordung Kumaras geleugnet.
Eine lokale Unternehmensgemeinschaft hatte umgerechnet etwa 96.000 Euro für die Hinterbliebenen gesammelt. Das Textil-Unternehmen, für welches Kumara gearbeitet hatte, hat angekündigt, seiner Familie das Gehalt von umgerechnet etwa 1.600 Euro weiterhin zu zahlen.