Pakistan

Hindu wegen falscher Blasphemie-Anschuldigung fast gelyncht

buch_verbrannt.jpg

Nachdem er sich mit einem Ladenbesitzer gestritten hatte, ist ein Hindu fälschlicherweise der Blasphemie beschuldigt und von einem wütenden Mob gejagt worden. Er entkam knapp und wurde verhaftet, nachdem die Polizei die wütende Menge mit Schlägen zerstreut hatte. Sollte der Mann wegen Entweihung des Koran verurteilt werden, droht ihm lebenslange Haft.

Im pakistanischen Hyderabad wurde die hinduistische Reinigungskraft Ashok Kumar vom muslimischen Ladenbesitzer Bilal Abbasi nach einem Streit der Blasphemie bezichtigt. Abbasi beschuldigte Kumar, den Koran entweiht zu haben. Rasch bildete sich ein wütender Mob, der versuchte, Kumars habhaft zu werden und ihn zu lynchen. In den im Internet zu sehenden Videos des Mobs versuchten wütende Männer gar die Fassade eines Gebäudes zu erklettern, um zu Kumar zu gelangen. Der herbeigerufenen Polizei gelang es schließlich, die Menge mit brutalen Stockhieben auseinanderzutreiben und Ashok Kumar unter dem Vorwurf der Entweihung des Korans nach Paragraph 295B des pakistanischen Strafgesetzbuches zu verhaften. Eine Verurteilung auf dieser Grundlage würde eine lebenslange Haftstrafe bedeuten.

Kumar soll nach Medienangaben im Rabia Medical Center in Hyderabad untergebracht sein. Als tatsächlich Schuldige am vermeintlichen Verbrechen der Koran-Entweihung wurde eine muslimische Frau ausgemacht. Sie soll eine Ausgabe des Korans angezündet haben.

In den letzten Jahrzehnten haben die pakistanischen Anti-Blasphemie-Gesetze mehr als tausend Menschen ins Gefängnis gebracht. Einige von ihnen sogar mit einer Verurteilung zur Todesstrafe. Auch wurden Menschen nach einer Blasphemie-Anschuldigung gelyncht und ihre Familien eingeschüchtert oder gar aus ihrem Zuhause vertrieben. Allein in den letzten Monaten starben ein Textil-Manager und eine Lehrerin durch Lynch-Morde. Da es Beschuldigten kaum möglich ist, ihre Unschuld zu beweisen, und auch die Justiz sich bei Freisprüchen vor rasenden Mobs fürchten muss, werden Blasphemie-Anschuldigungen immer wieder erhoben, um unliebsame Konkurrenz, Gläubige religiöser Minderheiten oder einfach störende Mitmenschen loszuwerden. Nicht umsonst fordert die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, die Anti-Blasphemie-Gesetzgebung aufzuheben.

Unterstützen Sie uns bei Steady!