Nach Hinweisen auf brutale Exorzismen und weitere Gewalttaten einer Sekte, konnten Behörden im Januar 2020 in der Region Ngäbe Buglé 15 Gefangene befreien, fanden jedoch auch ein Massengrab vor. Im Grab verscharrt waren die Körper von sieben Menschen, unter ihnen minderjährige und eine schwangere Person. Diesen Dezember wurden nun neun Personen zu jeweils mehreren Jahrzehnten Haft verurteilt.
Ngäbe-Buglé ist ein indigenes Territorium im Nordosten Panamas. Einige seiner Regionen sind so von Verkehrsrouten abgelegen, dass sie nur zu Fuß zu erreichen sind. Für manch eine Sekte bedeutet diese Abgeschiedenheit eine Möglichkeit, sich der Kontrolle durch Behörden zu entziehen und ihre Gläubigen wie Gefangene zu halten.
So scheinbar auch die Sekte La Nueva Luz de Dios (Das neue Licht Gottes), zu welcher die neun Verurteilten gehören. Um ihnen bei einem Exorzismus Dämonen auszutreiben, sollen sie sieben Menschen mit Stöcken, Bibeln und Machete totgeschlagen haben. Unter den sieben waren eine Schwangere und Minderjährige zwischen einem und 17 Jahren, von denen fünf Kinder der Getöteten waren. Die Schwangere wurde vor den Augen ihrer Kinder getötet, welche danach ebenfalls ermordet wurden. 15 Personen, die ebenfalls Spuren von Folter aufwiesen, konnten von den Behörden später befreit werden.
Auf die Spur der Sekte gelangten die Behörden durch Meldungen Indigener aus der Region Anfang Januar 2020. Diese gaben an, nach Gewalttaten in den Vorjahren andere Indigene schützen zu wollen. Drei von ihnen erreichten mit Spuren von Verbrennungen, Schlägen und anderen Anzeichen von Gewalt ein Krankenhaus und berichteten dort von den Vergehen der Sekte. Festgenommen wurden schließlich zehn Personen, eine davon Minderjährig, die für die Folter, sexualisierte Gewalt und Morde verantwortlich sein sollen. Verurteilt wurden neun von ihnen in diesem Dezember. Sieben erhielten die Höchststrafe von 50 Jahren Haft, zwei weitere 47 Jahre und eine Strafzahlung.
Dass Wachsamkeit dringend notwendig ist, zeigt eine Wiederholung aus dem September dieses Jahres, bei der in einem nur mittels zehnstündigem Fußmarsch zu erreichenden Gebiet im Territorium Ngäbe-Buglé wieder ein Massengrab mit Verbindung zu einer Sekte gefunden wurde. Am 14. September gab die Regierung den Fund des Grabes bekannt, konnte jedoch noch keine Details zu den gefundenen Menschen und ihren Tod nennen. Auf die Sekte aufmerksam wurden die Behörden im August 2021, als ihr noch minderjähriger Sektenführer wegen Vergewaltigung und Missbrauch festgenommen wurde. Mit ihm verhaftet wurden vier weitere Personen. Gerettet werden konnten sechs Personen, unter ihnen ein Baby von nur drei Monaten, ein zehn- und ein vierzehnjähriges Kind.