Italien

Priester wegen sexuellen Missbrauchs suspendiert – Vatikan hebt Strafe auf

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In den letzten Monaten und Jahren hat sich gezeigt, dass die katholische Kirche weltweit sexuelle Übergriffe auf Minderjährige durch ihre eigenen Amtsträger vertuscht hat. Nach Chile, Deutschland und den USA blicken alle nun nach Italien. Im Vatikan scheint der Wunsch zu leugnen und zu vertuschen noch immer besonders hoch. Betroffenen-Organisationen kämpfen um Gehör. Nun wurde aus Rom auch noch die 2016 verhängte Suspendierung eines Schweizer Geistlichen wegen sexueller Übergriffe zurückgenommen. Begründung: Der Mann sei zu alt.

Im Jahr 2016 berichteten Betroffene bei einer Aussprache mit Bischof Charles Morerod und dem Täter von sexuellen Übergriffen auf die damals Minderjährigen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Obwohl bereits nach den Übergriffen und weiteren Schikanen gemeldet, geschah in all den Jahrzehnten nichts. Erst nach der Aussprache wurde der Priester suspendiert.

Zum Entsetzen der Opfer, hob der Vatikan nun die Suspendierung auf. Der Missbrauch sei verjährt, die Verjährung werde nicht aufgehoben, schließlich sei der Priester mittlerweile 84 Jahre alt. In einer E-Mail an die Betroffenen des Priesters erklärte der gleiche Bischof, Bischof Morerod, dass der Täter nun nicht mehr mit Jugendlichen arbeiten dürfe und Geld in einen Opferfond einzahlen solle, ihm aber kein Verbot aller priesterlichen Akte auferlegt sei.

Grundsätzlich fragen sich von sexueller Gewalt durch katholische Würdenträger Betroffene, ihre Opferverbände und viele weitere, wie viele aktuelle und vergangene Fälle noch vertuscht werden. Die Null Toleranz-Ansage des Papstes zum sexuellen Missbrauch scheint ein bloßes Lippenbekenntnis zu bleiben. Gerade in Italien, einem Land mit 35.000 Priestern, ist es verwunderlich, dass nicht hunderte Fälle sexueller Übergriffe auf Jugendliche oder andere verletzliche Personen aufgearbeitet werden. Der größte Betroffenen-Verband Italiens, "Rete l'Abuso" (in etwa: Missbrauchs-Netzwerk), versucht mit Straßenaktionen, Medienarbeit, YouTube-Videos usw. auf die Situation aufmerksam zu machen und steht damit vor einer Mauer des Schweigens.

Obwohl derzeit gegen über 1000 katholische Amtsträger ermittelt wird, berichten die Medien kaum. Das erinnert an die Situation in vielen anderen Ländern, in denen breites Schweigen und sogar Beseitigungen ohnehin karger Beweise durch die Bevölkerung, die Taten von Priestern und Ordensanhängern, sowie kirchlichen Angestellten vertuschten und teilweise überhaupt in dem stattgefundenen Umfang ermöglichten.

In Polen hatte erst der Film "Kler", welcher Priester porträtiert und auch das Thema Pädophilie aufgreift, für eine Debatte um Missbrauch in der polnischen katholischen Kirche gesorgt. Die Kirche entschuldigte sich vollmundig bei den Betroffenen, ihren Angehörigen, ihren Kirchengemeinschaften und selbst Gott. Missbrauchsopfer rief sie auf, bei Übergriffen die Behörden zu informieren.

Ein Gerichtsurteil verurteilte eine katholische Gemeinschaft zur Zahlung von einer Million Zloty (etwa 250.000 Euro) an ein Opfer. Bleibt abzuwarten, ob weitere folgen werden und ob die katholische Kirche tatsächlich Maßnahmen setzen wird, um zukünftige Übergriffe zu verhindern.

In Deutschland sehen sich Betroffene derzeit auch noch allein gelassen. So fordern z. B. hunderte in einer Petition an hohe kirchliche Würdenträger, dass die Kirche sich um die Opfer ihrer Amtsinhaber kümmern möge.