Nigeria

Protest gegen Hexerei-Konferenz

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Der Glaube an Magie ist in Afrika noch weit verbreitet.

Die erste Konferenz über den in Afrika verbreiteten Glauben an Hexerei fand Ende November an der Universität von Nsukka in Nigeria statt. Christliche Vereinigungen hatten versucht, die Konferenz zu verhindern.

Bildung ist in weiten Teilen Afrikas noch immer ein Luxus, den sich nur Wenige leisten können. Deshalb sind rationale und naturwissenschaftliche Erklärungen für diverse Phänomene in der Breite der Bevölkerung weniger stark verankert als der Glaube an übernatürliche Kräfte. Hierzu zählt auch der Glaube an Zauberei. Im Positiven wie im Negativen. Geistheiler vermögen mitunter tatsächlich zu heilen, weil der Glaube an ihre positive Zauberkraft durch Placebowirkung beim Patienten entsprechende Selbstheilungskräfte aktiviert. Umgekehrt erklärt man sich Krankheiten und negative Ereignisse als Folge böser Zauberkräfte. Wer für den Urheber dieser negativen Zauberkräfte gehalten wird, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Er oder sie wird zur Hexe oder zum Hexer erklärt und vertrieben oder brutal ermordet – nicht selten durch das Verbrennen bei lebendigem Leibe.

Die Humanistische Vereinigung Nigerias begrüßte deshalb die erstmals an der namhaften Nsukka-Universität stattfindende Konferenz zum Themenbereich "Hexerei" als eine Gelegenheit, eine bedrohliche soziokulturelle Realität zu ergründen und zu verstehen. Im Vorfeld der Tagung hatte es viel Kritik gegeben. Insbesondere bei christlichen Vereinigungen hatte die Konferenz Proteste ausgelöst. Offenbar befürchteten die christlichen Kritiker eine Konferenz, in der es um das Unterrichten von Hexerei und Magie gehen würde, welche von ihnen als Teufelswerk abgelehnt wird. Um die Wogen der Kritik zu glätten, hatte man den Titel der Konferenz kurzfristig von "Hexerei: Bedeutung, Faktoren und Praktiken" in "Dimensionen menschlichen Verhaltens" geändert.

Bei den nigerianischen Humanisten stießen die christlichen Proteste auf Unverständnis. Es sei ermutigend, dass man an einer der führenden Universitäten Nigerias eine Konferenz organisiert habe, die dieses dunkle und zerstörerische Phänomen diskutieren und untersuchen wolle, so Leo Igwe, Präsident der Humanistischen Vereinigung Nigerias (HAN), die erst im Dezember 2017 staatlich anerkannt wurde. Es sei bedauerlich, dass die Christliche Vereinigung Nigerias und andere christliche Gruppen den Sinn und Zweck der Konferenz völlig falsch verstanden hätten und sogar eine Absage erreichen wollten. Vielmehr wäre es wünschenswert gewesen, die christliche Gemeinschaft zur Teilnahme an dem akademischen Seminar anzuregen.

Laut den humanistischen Initiatoren der zweitägigen Konferenz mit rund 500 Teilnehmern sind in afrikanischen Kulturen magische Praktiken traditionell weit verbreitet. Gerade Nigeria hat es als ein Land, wo es im Zusammenhang mit Hexenglauben immer wieder zu schweren Menschenrechtsverletzungen kommt, zu trauriger Berühmtheit gebracht. Den vermeintlichen Hexen wird zur Last gelegt, dass sie durch Magie Unglück verursachen, zum Beispiel Krankheiten, Scheidungen, Brände, Unfälle - bis hin zu Tod und Naturkatastrophen. Besonders Mädchen und Frauen müssen oft als Sündenböcke herhalten. Aber auch Menschen mit Albinismus, AIDS-Kranke, psychisch Kranke, Flüchtlinge und besonders schöne und erfolgreiche Frauen und Männer gehören zu den Risikogruppen. Nigeria ist insgesamt ein stark religiös geprägtes Land. Etwa die Hälfte der Bewohner bekennt sich zum Islam, 40 Prozent zum Christentum. Der Glaube an Hexerei, oft als "Juju" bezeichnet, ist weit verbreitet.

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