Während sich zu Beginn des Jahres Kirchenoberhäupter noch für einen nationalen Rat für christliche Bildung aussprachen, hagelt es nun Protest. Katholische Bischöfe und andere Kirchenmänner möchten ihre Lehrpläne lieber selbst bestimmen und argumentieren nun damit, dass die Verfassung ein säkulares Land Nigeria vorsieht.
Um Standards für religiöse Erziehung festlegen zu können, hat die nigerianische Regierung einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht. Er heißt "Bill for an Act to Establish the National Council for Christian Education for the purpose of regulating and setting standards and for Related Matters" (Gesetzentwurf für ein Gesetz zur Einrichtung eines Nationalen Rates für christliche Bildung zum Zwecke der Regulierung und Festlegung von Standards sowie damit zusammenhängender Angelegenheiten). Mit ihm soll ein Rat aus einer vorsitzenden und neun weiteren Personen berufen werden, die Lehrpläne für christliche Bildung auf allen Ebenen entwickeln und regulieren. Zudem sollen sie Daten zu christlicher Bildung sammeln und auswerten, Lehrende christlicher Erziehung in Grund- und weiterführenden Schulen ausbilden und zertifizieren, religiöse Inhalte in Schulen genehmigen und Programme für christlich-theologische Institute akkreditieren.
Der Vorsitz des Rates soll reihum von jeweils einem der fünf Blocks der Christian Association of Nigeria (Christliche Vereinigung Nigeria) gestellt werden. Die restlichen Ratsmitglieder sollen vom Präsidenten ausgewählt werden. Dabei sein sollen aber unter anderem eine Person von der Association of Theological institutions in Nigeria (ATIN) (Vereinigung theologischer Institute in Nigeria), der Christian Lawyers Association of Nigeria (CLASFON) (Christliche Anwaltsvereinigung von Nigeria) sowie zwei Pädagog*innen mit mindestens einem Doktortitel, die Expertise in der Philosophie christlicher Erziehung aufweisen. Hinzu kommen sollen weitere Personen etwa aus dem Bildungsministerium und anderen Bereichen der Bildungsverwaltung.
Die Ratsmitglieder sollen möglichst vier Jahre im Amt bleiben.
Während Kirchenvertreter die Idee eines Gesetzes über religiöse Erziehung zunächst begrüßten, wird der Gesetzesentwurf nun sowohl von katholischen Bischöfen als auch der anglikanischen Kirche abgelehnt. Die katholische Bischofskonferenz erklärt in ihren Statements, dass der neue Gesetzesentwurf gegen die Abschnitte 10 und 42 (3) der Verfassung Nigerias verstoße. Die Abschnitte beschäftigen sich mit dem Säkularismus Nigerias. Die Aussage von Abschnitt zehn lautet: "The Government of the Federation or of a State shall not adopt any religion as State Religion" ("Die Regierung (...) soll keine Religion als Staatsreligion annehmen"). Statt sich in die religiöse Erziehung – besonders der in christlichen Einrichtungen – einzumischen, solle sich die Regierung lieber auf die Zerstörung von Kirchen und die Entführung und Ermordung christlicher Personen im Norden Nigerias fokussieren.
Die Anglikanische Kirche wähnt ebenfalls das durch die Verfassung gegebene Recht auf Religionsfreiheit in Gefahr. Zudem sieht sie sich im Recht, an ihren seit langem etablierten und weltweit anerkannten Ausbildungseinrichtungen und -produkten sowie -methoden und -inhalten festzuhalten.
Ob die Kritik der Kirchen zu Änderungen am Gesetzesentwurf führen wird, ist noch nicht bekannt.
1 Kommentar
Kommentare
A.S. am Permanenter Link
Naja, die Kirchenoberen möchten halt selber festlegen, was sie ihren Schäfchen indoktrinieren.
Warum thematisiert man nicht, dass religiöse Vorstellungen anerzogen werden? Das ist doch eigentlich offensichtlich.
Menschen werden durch religiöse Erziehung gläubig gemacht und durch regelmäßige Nachindoktrination in sogenannten "Gottesdiensten" gläubig gehalten.