Radikale Kirchengemeinde will die USA in einen Gottesstaat verwandeln

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In der Stadt Moscow im US-Bundesstaat Idaho hat es sich die Kirchengemeinde Christ Church zur Aufgabe gemacht, die lokalen Institutionen zu unterwandern und strebt an, aus dem kleinen Städtchen eine rein "christliche Stadt" zu machen. Weiteres Ziel der erzkonservativen Kirche um den Prediger Douglas Wilson ist es, anschließend in den gesamten USA eine Theokratie zu errichten.

Die Stadt Moscow im Nordwesten der USA ist mit etwa 25.000 Einwohnern eine eher beschauliche Kleinstadt, wenngleich sie für die nahe Region das wirtschaftliche Zentrum darstellt. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung zählen zu der erzkonservativen Freikirche Christ Church, welche sich 1990 vor Ort gründete. Seitdem hat die fundamentalistische Gruppe rund um den Gründer und Pastor Douglas Wilson in der Kleinstadt sukzessive an Einfluss gewonnen. Seit der Coronapandemie hat es die Kirchengemeinde geschafft, die örtlichen Beamten einzuschüchtern und eigene parallele Institutionen zu etablieren. Denn die Ablehnung der Coronabestimmungen haben es der Kirche möglich gemacht, in der eher ländlich geprägten Gegend Sympathisanten abseits der Kirchengemeinde mit auf ihre Seite zu ziehen. Damit reiht sich die Kirche in die zum Teil erzkonservative Rechtsaußen-Bewegung ein, welche in den USA bereits mit der Präsidentschaft Donald Trumps, aber noch einmal verstärkt mit dem Auftreten der Corona-Pandemie, an medialem Einfluss gewonnen hat. Die Christ Church sorgte jedoch bereits schon vor Corona, meist in Form ihres Gründers, für Skandale. Ihr Pastor Douglas Wilson hat es sich etwa zum obersten Ziel gemacht, die USA in eine Theokratie zu verwandeln, wobei die Übernahme des Städtchens Moscow nur der Anfang sein soll.

Erst kürzlich wurde der YouTube-Kanal Wilsons gesperrt, da er mit biblischen Texten versucht hatte zu belegen, dass es rechtens sei, seine Impfunterlagen zu fälschen, unter anderem, weil er Präsident Biden unterstellte, die Verordnungen zur Pandemiebekämpfung als dauerhafte Maßnahme zur Unterdrückung der Bevölkerung installieren zu wollen. Weiter sprach er davon, dass sich das Land zwar noch nicht in einem Bürgerkrieg befinden würde, jedoch in einem Kalten Krieg. Der Pastor rief daher dazu auf, sich den staatlichen Bestimmungen vereint entgegenzustellen und so als freie Bürger gegen die eigene Versklavung zu rebellieren. Douglas Wilson stand jedoch nicht das erste Mal mit fragwürdigen Äußerungen im Licht der medialen Aufmerksamkeit. Bereits seit Jahren sollen in seiner Kirche Frauen unterdrückt und teilweise von ihren Ehemännern vergewaltigt worden sein. Als Oberhaupt der Kirche soll er davon gewusst haben, das Verhalten toleriert und mit biblischen Argumenten rechtfertigt haben. Auch sein Mitwirken an einem Buch über Sklaverei in den USA sorgte für Schlagzeilen, da dort davon gesprochen wurde, dass Sklaven ein Leben voller einfacher Freuden, Essen, Kleidung und guter medizinischer Versorgung genossen haben wollen.

Die Kirche von Pastor Douglas Wilson ist aufgrund des internen Gebots, seinen Zehnten an die Christ Church zu spenden, finanziell gut ausgestattet und medial vernetzt. Auch kaufen ihre Mitglieder stetig Land und Geschäfte in der Region um Moscow auf und vermehren so ihren Einfluss auf das städtische Leben.

Aufgrund ihres Rechtsstatus als gemeinnützige Organisation müssen die Kirchenfinanzen nicht offengelegt werden, es wird jedoch vermutet, dass solvente Mitglieder deutlich mehr als 10 Prozent an die Kirche abgeben, wodurch Pastor Douglas Wilson über ein enormes Budget verfügen sollte, welches er auch dazu nutzt, medial in Erscheinung zu treten.

Nicht zuletzt ist auch die Gemeinde der Christ Church dafür verantwortlich, dass sich gerade im Norden Idahos besonders viele erzkonservative Christen sammeln, um dort ein wahrhaftig christliches Land zu erschaffen, in welchem sie die Rückkehr Jesu nach allen biblischen Regeln vorbereiten können. Für viele dieser Evangelikalen ist das nördliche Idaho somit zu einem Rückzugsort geworden, in welchem sie sich gegen den angeblich liberalen modernen Zeitgeist verteidigen können.

Moscow ist zwar nur eine Kleinstadt auf dem Land, sie zeigt jedoch eindrücklich, was das Ziel einiger rechter erzkonservativer Christen in den USA sein kann und welcher Mittel sie sich bedienen, um diese zu erreichen. Die Coronapandemie und ihre Bekämpfungsmaßnahmen haben das Pulverfass, auf dem die amerikanische Gesellschaft schon länger sitzt, noch einmal weiter angeheizt. Rechte christliche paramilitärische Gruppen finden in Predigern wie Wilson und seiner Kirche sicherlich den richtigen Nährboden und die passende Resonanzkammer, um ihre Umsturzfantasien in die Tat umzusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Zivilgesellschaft der USA stark genug ist, um gegen derartige Feinde aus dem Inneren zu bestehen.

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