Das oberste Gericht in Nordirland gibt einem Vater Recht, der dagegen geklagt hatte, dass seine Tochter im Religionsunterricht ohne elterliche Einwilligung an christlichen Versammlungen teilnehmen und mitbeten musste.
Anfang Juli fiel das Urteil zu einem Fall, der 2021 von einem religionsfreien Vater an das nordirische oberste Gericht herangetragen worden war. Die siebenjährige Tochter des Klägers musste in einer Schule in Belfast im Fach Religionserziehung mit ihren Mitschülern beten. Als sie dies auch spät abends zu Hause tat, wurde die Familie misstrauisch. Die Eltern fanden heraus, dass alle Kinder an christlichen Versammlungen und am christlich geprägten Religionserziehungsunterricht teilnehmen mussten.
Das hohe Gericht in Nordirland bestätigte der Familie nun, dass diese Praktik nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar ist. Dort heißt es in einem Artikel, dass der Staat die religiösen und philosophischen Überzeugungen der Eltern im Schulunterricht zu respektieren hat. Die Eltern hatten damit argumentiert, dass im Unterricht ein klarer Fokus auf die christliche Religion gelegt worden sei, bei einer gleichzeitigen Exklusion aller anderen Weltanschauungen und ohne eine passende Unterrichtsalternative anzubieten. Das Gericht gab ihnen nun Recht, dass dies einen Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention darstellt.
Unterstützt wurde die Familie dabei von dem Menschenrechtsanwalt Darragh Mackin von Phoenix Law, einer Organisation, die sich speziell auf Menschenrechtsfälle vor Gericht spezialisiert hat. Durch Podcasts und Konferenzen, die Mackin veranstaltete, erlangte der Fall auch medial eine größere Bekanntheit.
Das Gesetz in Nordirland – aber auch in England, Wales und Schottland – zwingt staatliche Schulen dazu, "gemeinsames Beten" mindestes einmal am Tag in Versammlungen einzubauen. Dabei haben Eltern zwar das Recht ihre Kinder davon zu befreien, allerdings gibt es bisher noch kein direktes Gesetz, welches es Schülern selbst freistellen würde daran teilzunehmen.
Der Religionsunterricht in Nordirland ist besonders stark von christlichen Organisationen kontrolliert, noch mehr als im restlichen Vereinigten Königreich. Laut dieser sollen im Religionsunterricht das Verständnis für und Wissen um die fundamentalen Lehren des christlichen Glaubens vermittelt werden. Außerdem sollen Kinder die Fähigkeit erlernen, die Bibel zu interpretieren und ihre Lehren auf das heutige Leben anzuwenden. Eine wirkliche Kontrolle der Inhalte findet dabei nur unzureichend statt und wird sogar teilweise von externen evangelikalen Organisationen übernommen. Das Gericht bestätigte für die bisherige Praxis die Notwendigkeit einer Überarbeitung. Die aktuelle Gesetzeslage sei zurzeit unter Beobachtung und es müsse sichergestellt werden, dass die Gesetzgebung entsprechend der Europäischen Menschenrechtskonvention ist.
Die National Secular Society (NSS) von Großbritannien begrüßte das Urteil und zeigte sich erfreut darüber, dass Nordirland nun wirklich alle Kinder in seine Schulen inkludieren müsse. Christliche Privilegien hätten zu lange in Nordirland, aber auch im gesamten Königreich, das Schulsystem dominiert. Mit dem jetzigen historischen Urteil ist die NSS sicher, dass das bisherige System nicht mehr weiter existieren kann und an eine weltanschaulich diverse Gesellschaft angepasst werden muss.
11 Kommentare
Kommentare
Klaus Bernd am Permanenter Link
„Außerdem sollen Kinder die Fähigkeit erlernen, die Bibel zu interpretieren und ihre Lehren auf das heutige Leben anzuwenden.“
ERSTER TEIL DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
• ERSTER ABSCHNITT ,,ICH GLAUBE" - ,,WIR GLAUBEN"
◦ ZWEITES KAPITEL GOTT GEHT AUF DEN MENSCHEN ZU
ARTIKEL 3 DIE HEILIGE SCHRIFT
nachgelesen hat, wie man die Heilige Schrift richtig zu lesen hat. Hier nur mal ein paar Highlights: (im folgenden verwende ich der Einfachheit halber die durchgehende Nummerierung der Abschnitte anstelle der pseudowissenschaftlichen Untergliederung.)
„109 In der Heiligen Schrift spricht Gott zum Menschen nach Menschenweise. Um die Schrift gut auszulegen, ist somit auf das zu achten, was die menschlichen Verfasser wirklich sagen wollten und was Gott durch ihre Worte uns offenbaren wollte.“
Anders ausgedrückt: um zu verstehen, was da steht, genügt es nicht, die deutsche oder englische Sprache zu beherrschen, man muss vorher schon wissen, was die eigentlich sagen WOLLTEN !
„110 Um die Aussageabsicht der Schriftautoren zu erfassen, sind die Verhältnisse ihrer Zeit und ihrer Kultur, die zu der betreffenden Zeit üblichen literarischen Gattungen und die damals geläufigen Denk-, Sprech- und Erzählformen zu berücksichtigen.“
Anders ausgedrückt: Wieviel Jahre Forschungsarbeit muss man wohl noch investieren bis man diese Voraussetzung erfüllen kann ? Wie will man insbesondere die damals „geläufige Denkform“ ergründen ? Wieviele Semester müsste man dann wohl studieren, um sich das alles draufzuschaffen ?
„111 Da aber die Heilige Schrift inspiriert ist, gibt es noch ein weiteres, nicht weniger wichtiges Prinzip zur richtigen Auslegung, ohne das die Schrift toter Buchstabe bliebe: ,,Die Heilige Schrift ist in demselben Geist, in dem sie geschrieben wurde, auch zu lesen und auszulegen"“
Anders ausgedrückt: Woher bitte schön soll man wissen, in welchem Geist sie aufgeschrieben wurde ? Woher soll ich wissen, was diese Leute vor 2000 oder 4000 Jahren geraucht haben, als sie das schrieben ??? (ist eigentlich dasselbe wie in 109)
„112 1. Sorgfältig ,,auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift" achten.“
Anders ausgedrückt: wie das gehen soll, und auch noch SORGFÄLTIG, ist ein großes Geheimnis
„113 2. Die Schrift ,,in der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche" lesen.“
Anders ausgedrückt: diese Überlieferung muss man also auch noch studieret haben und dabei gut unterscheiden, welche noch lebendig ist und welche schon tot.
„114 3. Auf die ,,Analogie des Glaubens" achten [Vgl. Röm 12,6.]. Unter ,,Analogie des Glaubens" verstehen wir den Zusammenhang der Glaubenswahrheiten untereinander und im Gesamtplan der Offenbarung.“
Anders ausgedrückt: nochmal 10 Semester Theologiestudium
Darüber hinaus gibt es noch den wörtlichen, den geistlichen, den allegorischen, den moralischen und den anagogischen (schaut gefälligst selbst nach, was das heißt :-)) Sinn der Heiligen Schrift.
Letztendlich braucht sich aber der katholische Gläubige damit doch nicht rumzuquälen:
„119 ,,Aufgabe des Exegeten ... . Alles das nämlich, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche,“
Anders ausgedrückt: Glaubt einfach, was der Pfaffe sagt und spart euch das lesen !
Andreas Leber am Permanenter Link
Exakt. So. Isses. You made my day. :-)
Udo Endruscheit am Permanenter Link
In der Tat. Beim Lesen dieser Passage des Beitrags dachte ich spontan: Super.
Die Folge war, dass ich mit 15 Jahren aus der Kirche ausgetreten bin.
Was für ein grotesker Quatsch. So ähnlich wie die Sache mit Noah und der Arche, die ja nichts anderes behandelt als einen offenbar massiv fehlbaren brutalen Gott, der ein furchtbares Strafgericht über die Wesen abhält, die er unzulänglich erschaffen hat. Vor kurzem las ich dazu sinngemäß, diese Geschichte "sei eine der beliebtesten in der Bibel und habe viele Generationen von Kindern fasziniert, getröstet (!) und an den Glauben herangeführt.
Wie indoktriniert kann man bloß sein, um eine solche Sicht auf diesen archaischen Unsinn zu haben?
Roland Fakler am Permanenter Link
Rechtgläubigen ist es noch nie in den Sinn gekommen, freiwillig auf Falschgläubige Rücksicht zu nehmen. Sie mussten immer dazu gezwungen werden.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Religiöse Privilegien gehören weltweit geächtet und abgeschafft, diese hemmen nur den
Fortschritt und die Freiheit der Kinder sich zu selbstständigen Menschen zu entwickeln,
Angela H am Permanenter Link
So wie es aussieht haben sich die ach so tollen biblischen Werte und ihre Anwendung in der Jetztzeit ja gerade in Nordirland bestens bewährt.
Genau das richtige Urteil für den genau richtigen Ort.
Roland Weber am Permanenter Link
So ziemlich jeder, der diese Seite besucht, ist vermutlich der Überzeugung, dass das Christentum eine Erfindung oder doch zumindest eine ganz und gar verdrehte Geschichte ist.
Schade, dass niemals ein Prozess um die Wahrheit z.B. des Christentums geführt wird. Und sei es nur, um für viele überhaupt einmal bewusst zu machen, um was es im Glauben da überhaupt geht. Was wird denn überhaupt noch und tatsächlich geglaubt? Der religiöse Glaube tritt schließlich mit einem absoluten Wahrheitsanspruch auf. Das ist etwas gänzlich anderes als wenn jemand glaubt, dass es am nächsten Samstag regnet. Was führen Glaubens- und Christentumskritiker denn überhaupt an, warum der Glaube eine Fiktion sein muss/ist?
Da es sich zumindest beim Christentum um eine angebliche historische Begebenheit von weltbewegendem Inhalt gehandelt haben soll/handele, wäre tatsächlich mehr Wissenschaftlichkeit und Forschungsdrang vonnöten. Die letzten Christentumskritker haben sich schon oder sind demnächst dabei, sich von dieser Erde zu verabschieden. Erben Fehlanzeige. Es ist schon merkwürdig, dass an der wichtigsten Sache, die das menschliche Dasein umgibt - Gottes Wille; Erlösung; Auferstehung und ewiges Leben - so herzlich wenig Interesse an Aufklärung oder Erklärung besteht.
Das lässt nur die Schlussfolgerung zu, dass diese Religion denjenigen, die die Herrschaft über die Menschen ausüben, gar nicht daran gelegen ist, mehr, genaueres, plausibleres oder gar wahres über diese Geisteshaltung zu vermitteln.
Vielleicht sollte man sich aber damit trösten, dass die Zeiten für Aufklärung, Ehrlichkeit, Wahrheit, Überzeugung und Solidarität einschließlich humaner Forschung in sämtlichen Bereichen ohnehin vorbei und verbreiteter Oberflächlichkeit und Ignoranz gewichen sind.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Roland, dein Kommentar ist leider traurig aber wahr, mehr möchte ich dazu nicht sagen
ausser vielleicht wer sich doch dafür interessiert sollte Deine Bücher lesen.
Paul München am Permanenter Link
Dass "Gott" tatenlos zusieht, wie sich Anhänger verschiedener Religionen gegenseitig die Köpfe einschlagen, weil jeder überzeugt ist, die einzig richtige Religion zu haben, das ist Beweis genug, dass es &quo
Apropos Allgütigkeit, warum hat Gott giftige, todbringende Pflanzen erschaffen, die den essbaren oft zum Verwechseln ähnlich sehen?
A.S. am Permanenter Link
Nachtrag: Beten ist "autogene Indoktrination" wegen der regelmäßigen Wiederholung. Betzwang ist Indoktrination.
Wolfgang am Permanenter Link
Verliere keine Zeit mit Beten. Ovid
Die Lehre der Kirchen leert die Kirchen. Man hat die Lügen durchschaut und da kommt auch kein Jesulein als Retter. Die Kirchen sind am Ende und mit ihrem Latein auch. Und das ist gut so.