Religiös motivierte Misshandlungen in Südafrika

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Christliche Mission "Kwasizabantu" in einer Megachurch
Christliche Mission "Kwasizabantu" in einer Megachurch

In einer evangelikalen Missionsgemeinschaft in Südafrika kam es Betroffenen zufolge erneut zu mehreren Fällen von Missbrauch sowie zu weiteren Menschenrechtsverletzungen. Die Polizei vor Ort ermittelt gegen den deutschstämmigen Erlo Stegen, der die sektenähnliche Gruppierung samt einem wirtschaftlichen Millionenunternehmen aufgebaut hat.

Die christliche Mission "Kwasizabantu" hat sich im Jahr 1970 im Osten Südafrikas niedergelassen, dort ein Stück Land erworben und dem Siedlungsareal den eigenen Namen gegeben. Immer wieder stand die Glaubensgemeinschaft in der Kritik, weil deren Anführer, der aus Deutschland stammende Missionar Erlo Stegen, zweifelhafte Praktiken an den Tag legte. So behauptete er etwa, Krankheiten durch Handauflegen heilen zu können. Während Stegens Familie im Luxus mit mehreren Privatjets und einem Schwimmbad in einer Villa lebt, müssen die Mitarbeiter*innen seines Unternehmens in ärmlichen Verhältnissen ausharren und verdienen umgerechnet gerade einmal vier Euro pro Woche. Letztere werden außerdem durchgehend auf vermeintlich "sittliches Verhalten" hin überwacht und bei Zuwiderhandlungen bestraft.

Aussteiger wie etwa Albert Pilon, der ehemalige Gründer und Leiter des niederländischen Ablegers von Kwasizabantu, berichten von weiteren üblen Zuständen. So habe es regelmäßig sexuelle Übergriffe gegeben. Pilon schilderte Fälle von Seelsorgern, die Mädchen zu sexuellen Handlungen zwangen. Bei einer Vergewaltigung durch ein Mitglied der religiösen Gruppierung wurde im Nachhinein das Opfer zur Schuldigen erklärt. Auch einen Mordfall soll es gegeben haben, nachdem eine junge Frau erklärt hatte, keinen Sex mehr mit dem Täter haben zu wollen und damit drohte, seine daran anschließenden Nötigungen zu melden. Kritik an der Führungsetage oder den Strukturen der religiösen Gemeinde wird mit Blasphemie gleichgesetzt und gilt kategorisch als verwerflich.

In den letzten Wochen wurden erneut weitreichende Vorwürfe erhoben. Aufgrund der politischen Verbindungen und ökonomischen Macht der Glaubensgemeinschaft war eine staatliche Kontrolle über lange Zeit nur sehr erschwert möglich. Nun sollen jedoch eine Reihe von Anklagen vor Gericht verhandelt werden. Unter anderem wird Kwasizabantu beschuldigt, Mädchen auf ihre "Jungfräulichkeit getestet", Arbeiter*innen nicht angemessen entlohnt und diese psychisch durch die Abschottung von Familienmitgliedern unter Druck gesetzt zu haben. Außerdem stehen Vorwürfe im Raum, wonach es erneut zu sexuellem Missbrauch gekommen sei und die Mission Spendengelder unterschlagen sowie einige der Angestellten in der Hauptgeschäftsstelle ohne Lohn quasi als Sklavenarbeiter*innen ausgebeutet habe.

Amorie Kemp, eine Psychologin mit dem Forschungsschwerpunkt auf religiöse und okkulte Riten, die sich jahrelang mit der Kwasizabantu-Gemeinschaft beschäftigt hat, verweist zudem auf die zentrale Rolle der Angst in deren Geschäftsmodell. Angst um das eigene Leben und vor dem Anführer Erlo Stegen. Wer keine Angst habe, der gehöre nicht dazu und werde versuchen, zu fliehen – was dann ihr zufolge die Ursache für eine Misshandlung sei. Wie groß der Einfluss der Mission ist, zeigt außerdem die offenkundige Verquickung von staatlichen Institutionen mit Kwasizabantu. Sowohl lokal werden Kontakte zu hochrangigen Politiker*innen gepflegt als auch auf nationaler Ebene gibt es Verbindungen. So war etwa die Mutter des langjährigen Präsidenten Südafrikas, Jacob Zuma, eine bekennende Unterstützerin der evangelikalen Organisation.

Ob die Einschätzung des Chefredakteurs einer südafrikanischen Zeitschrift, Adriaan Basson, der Teil des Investigativteams war, welches die Missstände systematisch zusammentrug, sich bewahrheiten wird, wird sich erst in den kommenden Monaten bis Jahren zeigen. Dieser hatte die Hoffnung geäußert, dass die Anklagepunkte vor Gericht nun ausreichen könnten, um die gesamte Organisation zu Fall zu bringen.

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