Neuseeländische Kunekune-Ferkel – quicklebendig und schweinchenschlau

Schweine lernen von ihren Müttern

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Kunekune-Ferkel
Kunekune-Ferkel

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Kunekune-Schwein mit Ferkel
Kunekune-Schwein mit Ferkel

Auch Ferkel lernen von ihren Müttern und Tanten. Das bewies eine Versuchsreihe von Verhaltensbiologen des Veterinärmedizinischen Instituts der Universität Wien. Die Jungtiere schauten sich von den alten Schweinedamen ab, wie man an einer Schaltanlage einen Hebel löst, um eine Schiebetür an einer Futterkiste nach rechts oder links zu bewegen.

Erst hinschauen, zusehen und später selber machen und zwar auch nach einem zeitlichen Abstand, darum ging es. Nicht in einer Peer-Group die Schnauze auch dahin zu stecken, wo es ein anderes Tier es gerade tut, sondern über die Generationengrenze hinweg sich von den Älteren die möglichen Lösungswege anzueignen, um schneller zum Ziel zu kommen.

Die gescheckten kurzbeinigen und gedrungenen Kunekune-Schweine der Maori auf Neuseeland sind eine noch sehr urtümliche Rasse und wurden genau deshalb von Ariane Veit, Marianne Wondrak und Ludwig Huber für die Wiener Versuche ausgewählt. Man nahm an, dass ihr Sozialverhalten dank einer Jahrhunderte alten halbwilden Haltungsweise noch relativ intakt war.

Drei Versuchsgruppen mit jeweils sechs Tieren wurden gebildet. Allesamt wurden sie mit einer Schiebevorrichtung an einer Futterkiste konfrontiert, die an drei Stellen so manipulieren konnten, dass sie sich nach links oder rechts schob und den Zugang zum Futter freigab. Zwei Gruppen sahen der Mutter beziehungsweise der Tante zu, eine dritte Gruppe musste allein herausfinden, wie es geht, wozu letztere bedeutend länger brauchten.

Die Jungtiere ahmten gewöhnlich die Entscheidung für eine vorher beobachtete Bewegungsrichtung – rechts oder links - nach, so wie sie sie gesehen hatten, manchmal auch in Kombination mit der Auswahl der Ansatzstelle, welche die Älteren benutzten, aber nicht immer. Der Lernerfolg zeigte sich ad hoc, aber am besten waren die Ergebnisse am Tag danach. Die Erkenntnis musste sich offenbar erst einmal setzen.

Die Liste der erstaunlichen Fähigkeiten von Schweinen wird immer länger. Eine Forschergruppe unter Mitwirkung von Volker Sommer beobachtete 2016, dass Schweine wie die japanischen Makaken ihnen vorgelegte Apfelstücke säuberten. Die Vierbeiner im Baseler Zoo prüften und entschieden dabei offenbar immer genau, ob das nötig war oder nicht. Eine andere Versuchsreihe in England mit sechs Wochen alten Schweinen hatte schon 2014 ergeben, dass die rosigen Kleinen anhand eines Spiegels feststellen konnten, wo sich auf der anderen Seite einer eingezogenen Stellwand Futter verband, und diese Bretter dann gezielt umgingen. Eine begabte britische Schweinedame lernte von ihrer Halterin und Trainerin, Buchstaben nach Material und Gestalt zu unterscheiden und in gewünschter Reihenfolge hintereinander zu apportieren.

Schweine haben ein Langzeitgedächtnis. Sie haben eine räumliche Vorstellung. Sie verstehen symbolhafte Information und können entsprechend präsentierte Abläufe lernen. Sie spielen, sie leben in Gemeinschaften, deren Individuen und deren Position innerhalb der Gemeinschaft sie kennen. Sie können voneinander lernen. Damit besitzen sie Fähigkeiten, die sie mit Hunden, Schimpansen, Delphinen, ja sogar mit dem Menschen teilen.

Es wird höchste Zeit, dass wir entsprechend fair mit ihnen umgehen. Denn daran, dass sie so wie wir den Schmerz – und die Angst – kennen, ist nicht zu zweifeln.