Als erste Nation der Welt hat der Stadtstaat Singapur letzten Monat den Verkauf eines synthetisierten Fleischprodukts erlaubt. Es handelt sich dabei um im Bioreaktor gezüchtete Chicken-Nuggets, die nun für 23 Dollar pro Portion über die Theke wandern. Nicht nur die Zulassung ist eine Weltneuheit, auch der wettbewerbsfähige Preis des Laborfleischs überrascht.
Große Freude beim kalifornischen Start-Up "Eat Just" ("Iss fair"): Das Restaurant "1880" in Singapur erhielt von der Lebensmittelbehörde die Erlaubnis, die künstlich hergestellten Hähnchen-Nuggets der US-amerikanischen Firma an Gäste zu verkaufen. Die Entscheidung folgt einer zweijährigen Prüfung.
Singapur listet das Laborfleisch von "Eat Just" als sogenanntes "alternative protein", also als "alternative Proteinquelle". In diese Kategorie fallen auch einige Algen, Pilze und Insekten. "Es wurden keinerlei Risiken in Sachen Lebensmittelsicherheit festgestellt", so die Lebensmittelbehörde.
"Diese historische Entscheidung, der erste kommerzielle Verkauf von laborgezüchtetem Fleisch, bringt uns einen Schritt näher zu einer Welt, in der für den Großteil des Fleischkonsums kein einziger Wald gerodet, kein einziges Tier vertrieben und kein einziger Tropfen Antibiotika verabreicht werden muss", so Josh Tetrick, CEO von "Eat Just", in einer Pressemitteilung.
Neben gesetzlichen Vorgaben gibt es allerdings noch eine zweite Hürde, die die Hersteller:innen von Laborfleisch zu nehmen haben: Kosteneffizienz. Als die Firma "Mosa Meat" im Jahr 2013 in London erstmals einen laborgezüchteten Burger zur Verkostung anbot, lagen die Produktionskosten eines Pattys bei astronomischen 250.000 Euro.
Die marktwirtschaftliche Validität des "Retortenfleischs", wie es häufig genannt wird, steht und fällt mit der Skalierung der Produktion. Künstliches Fleisch wird in Bioreaktoren gezüchtet. Dabei werden tierische Muskelzellen in einem Nährmedium platziert, das die Zellen wachsen lässt. Je kleiner der Reaktor, desto teurer das Endprodukt.
Die jetzigen Nuggets produziert "Eat Just" in einem Reaktor mit einer Kapazität von etwa 1.000 Litern. Bei einem Verkaufspreis von 23 Dollar schreibt die Firma damit noch keine schwarzen Zahlen. Doch Tetrick gibt sich optimistisch: "Wir denken, dass wir reichlich Luft zum Hochskalieren haben." Mittelfristig soll das künstliche Hähnchen in Bioreaktoren mit einer Kapazität zwischen 15.000 und 25.000 Litern gezüchtet und der Verkaufspreis so unter den herkömmlichen Hühnerfleischs gedrückt werden. Doch dafür müssen erst einmal andere Länder bei der Freigabe des Produkts nachziehen.
5 Kommentare
Kommentare
CnndrBrbr am Permanenter Link
Nahrung von Tricatel ist eine Horrorvision aus dem Film Brust oder Keule von Louis de Funès von 1976. Der Alptraum nimmt Gestalt an.
libertador am Permanenter Link
Wenn man Informationen über Tierhaltung und Schlachtereien hört, dann scheint mir der Albtraum des Kunstfleisches doch relativ mild.
Abgesehen davon müssen die Ausgangsstoffe und Infrastruktur für das Kunstfleisch natürlich auch produziert werden. Ich bin gespannt auf Lebenszyklusanalysen. Durch die Skalierung lässt sich neben dem Preis aber auch etwa Energiebedarf reduzieren.
Ein Meilenstein, der vor dieser ersten kommerziellen Produktion lag, war das Ersetzen des fetalen Kälberserums, das vor einiger Zeit noch breit diskutiert wurde.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Doch was Anderes als Soja oder Soylent Green, nich?
Tyto Alba am Permanenter Link
Dafür kann nun der Wald für noch mehr Menschen niedergemacht werden. Die Rettung der Welt geht nur über eine strenge Bevölkerungsreduktion. Und nur darüber.
Iridium am Permanenter Link
@Tyto Alba
Vielleicht solltest du dann den ersten Schritt machen?
Wäre doch genau 1 Schritt in die richtige Richtung :)