Studie

Sexuelle Orientierung und Suizidgedanken bei religiösen Menschen

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Die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie unter 18- bis 30-Jährigen zeigen einen Zusammenhang zwischen Religiosität, sexueller Orientierung und Suizidgedanken. Homosexuelle, Bisexuelle und Menschen, die ihrer sexuellen Orientierung unsicher sind, haben weit häufiger Suizidgedanken, wenn Religion eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt.

Gern wird der religiöse Glaube als eine der stabilisierenden Säulen des Lebens dargestellt. Dies scheinen auch einige Studien zu stützen, nach denen z. B. religiöse Jugendliche im Durchschnitt mental gesünder und regelmäßige Kirchgänge der Gesundheit förderlich seien. Noch lieber jedoch stellen die meisten religiösen Gruppierungen die Heterosexualität als einzig richtige und somit auslebbare Form der sexuellen Orientierung dar. Und selbst fortschrittliche Glaubensgemeinschaften, die großzügig gleichgeschlechtlichen Paaren ihren Segen geben würden, sehen die damit einhergehende Sexualität noch immer als Sünde an.

Eine jüngst veröffentlichte Studie von Forschern des Injury Control Research Center an der West Virginia University im US-amerikanischen Morgantown zeigt die Konsequenzen dieser Haltung auf.

Die aktuelle Auswertung von Daten von über 20.000 Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die 2011 an einer Umfrage der Universität von Texas teilgenommen hatten, ergab, dass homosexuelle, bisexuelle und ihre Sexualität in Frage stellende religiöse Menschen häufiger Gedanken an Selbsttötung hegen und öfter Suizidversuche unternommen haben. Von den insgesamt 21.247 Teilnehmenden der Umfrage gaben 2,3 % an, homosexuell zu sein, 3,3 % beschrieben sich als bisexuell und 1,1 % stellten ihre Sexualität in Frage.

Die Personen, die ihre Sexualität (noch) in Frage stellten, hatten mit 16,4 % die höchste Rate an kürzlich erfolgten Suizidgedanken, gefolgt von bisexuellen Teilnehmenden mit 11,4 % und homosexuellen Teilnehmenden mit 6,5 %. Von den heterosexuellen Teilnehmer*innen hatten "nur" 3,7 % kürzlich Selbsttötungsgedanken.

Zum inneren Druck, dem von der eigenen Glaubensgemeinschaft geforderten Ideal nicht zu entsprechen und gar zu sündigen, kommt noch der äußere Druck durch andere Gläubige, wie eine Studie aus dem Jahre 2017 belegt. Die Konfrontation mit religiös motivierten Vorurteilen und Ablehnung belastet die körperliche und geistige Gesundheit betroffener Personen stärker als bisher angenommen.

Ein Beispiel für den Druck, der in religiösen Kontexten auf homosexuelle Menschen ausgeübt wird, ist der Katechismus der katholischen Kirche, der (zumindest auf dem Papier) noch über 28 % der Menschen in Deutschland angehören. Dort wird unter anderem verlangt, homosexuellen Personen Mitleid entgegenzubringen und homosexuelle Menschen werden aufgefordert, keusch zu leben.