Starke Meinung, überschätztes Wissen

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Eine starke Meinung zu einem Thema ist nicht zwangsläufig auf fundiertem Wissen begründet. Bei kontroversen Forschungsgebieten neigen Menschen mit einer dezidierten Ansicht vielmehr dazu, den eigenen Wissensstand zu überschätzen.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine britische Studie, die im Fachjournal PLOS Biology veröffentlicht wurde. Das Team um die Neurowissenschaftlerin Cristina Fonsecca von der Fachgesellschaft Genetics Society und Laurence Hurst (Evolutionäre Genetik, Universität Bath) befragte dafür über 2.000 britische Erwachsene zu den Themen Impfstoffe und genetisch veränderte Organismen.

Zunächst legte man den Versuchspersonen eine Reihe von Aussagen vor und ließ sie angeben, wie stark ihre Zustimmung oder Ablehnung war, etwa: "Durch den Verzehr einer gentechnisch veränderten Frucht können auch Gene einer Person verändert werden", "Alle Radioaktivität ist von Menschen gemacht" und "Tomaten enthalten von Natur aus keine Gene. Gene sind nur in gentechnisch veränderten Tomaten zu finden." Außerdem sollten die Probanden einschätzen, wie gut sie über diese Themen Bescheid wissen.

Dabei zeigte sich, dass Personen mit einer dezidierten Meinung zu den genannten Aussagen ihr Wissen auf dem betreffenden Gebiet tendenziell hoch einschätzten. Das galt sowohl für Zustimmung als auch für Ablehnung. Im Vergleich dazu zeigten diejenigen, die eine eher neutrale Position einnahmen, ein geringeres Vertrauen in den eigenen Kenntnisstand. Psychologisch betrachtet sei das starke Vertrauen auf das eigene Wissen die Voraussetzung für eine feste Überzeugung, so die Autoren.

Allerdings – das ist die zweite Erkenntnis der Studie – wird der eigene Wissensstand mitunter zu optimistisch beurteilt. So schätzten Personen mit starker Ablehnung von Aussagen aus den drei untersuchten Wissenschaftsbereichen ihre Kenntnisse zwar hoch ein, verfügten jedoch tatsächlich nur über geringes Fachwissen. Die deutlichsten Wissenslücken hatten diejenigen mit ausgeprägter Contra-Position. Eine kleine Gruppe, wie die Forscher schreiben: Nur etwa fünf Prozent der Befragten lehnten gentechnisch veränderte Organismen komplett ab.

Vieles spricht indes dafür, dass neben der Selbstüberschätzung je nach Thema auch spezifische Faktoren mitbestimmen, ob eine Person wissenschaftliche Aussagen ablehnt oder bejaht. Frühere Forschungen zeigten beispielsweise im Fall der Evolution einen Einfluss der religiösen Weltanschauung, während bei Beurteilung der Klimakrise die politische Einstellung mitspielte.

Diese Daten bestätigen, dass zu einer erfolgreichen Wissenschaftskommunikation mehr gehört, als lediglich Fakten und Informationen zu verbreiten. Anne Ferguson-Smith, Co-Autorin der aktuellen Studie, fasst es so zusammen: "Um die negative Einstellung mancher Menschen gegenüber der Wissenschaft zu überwinden, muss man wahrscheinlich das dekonstruieren, was sie über die Wissenschaft zu wissen glauben, und es durch ein genaueres Verständnis ersetzen."

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