Während zunächst kurzzeitig die Idee einer Corona-Immunisierung der Bevölkerung ohne Rücksicht auf Verluste im Vereinigten Königreich bestand, wurde diese doch bald zugunsten von Kontakt- und Ausgangssperren aufgegeben. Einem ähnlichen Hin und Her waren die Bedingungen für die "Pille danach" und Abtreibungen im ersten Schwangerschaftstrimester unterworfen. Ohne Klinikbesuch erlaubt, wieder verboten und nun doch erlaubt ist die heimische Einnahme von Tabletten zum Schwangerschaftsabbruch.
Um eine Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, sollen auch im Vereinigten Königreich die Menschen Abstand halten. Um ungewollt Schwangere nicht zum Besuch einer Klinik zu zwingen, was besonders Vorerkrankten womöglich Infektion und Tod eingebracht hätte, hatte das "Department of Health and Social Care" (Ministerium für Gesundheit und Soziales) am 23. März neue Regelungen zu frühen Abtreibungen auf seiner Website veröffentlicht. So sollte der eigentlich verpflichtende Umweg zu einer Klinik, um dort eine "Pille danach", die eine Schwangerschaft nach einem Verhütungsfehler oder Ähnlichem unterbinden soll, einzunehmen und eine zweite für Zuhause zu bekommen sowie für eine medikamentöse Abtreibung einer frühen Schwangerschaft bis zur zehnten Woche, umgangen werden. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung war die Änderung vom Webauftritt verschwunden. Die Veröffentlichung der angepassten Regeln wurde als Fehler abgetan. Organisierte AbtreibungsgegnerInnen begrüßten die Rücknahme.
Wenige Tage später hatte sich die Regierung samt ihrem Gesundheitsministerium nun wohl doch für einen vernünftigen Umgang mit gefährdeten Schwangeren durchgerungen. Die geänderten Abtreibungsregeln sind nun doch in Kraft. Die Abtreibungspillen können nun nach ärztlicher Rücksprache per Telefon an die schwangere Person versendet und zuhause eingenommen werden. Das schützt schwangere Menschen mit Vorerkrankungen nicht nur davor, sich einem Ansteckungsrisiko auf der Fahrt zur Klinik oder darin auszusetzen, sondern bedeutet auch, dass Schwangerschaften möglichst früh beendet werden können und keine Verzögerungen mit höheren Gesundheitsgefahren durch Kliniktermine eintreten. Gelten sollen die neuen Regelungen zunächst für zwei Jahre.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßt den Schritt des Vereinigten Königreiches und empfiehlt ihn auch Nordirland und dem Rest Europas als Vorbild.
