Terre des Femmes und 22 weitere deutsche NGOs fordern:

Weibliche Genitalverstümmelung muss in Sierra Leone gesetzlich verboten werden!

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Terre des Femmes appelliert mit einem breiten Bündnis der deutschen Zivilgesellschaft an die Regierung von Sierra Leone: gemeinsam mit 22 anderen deutschen NGOs (darunter zum Beispiel Caritas, Johanniter, Brot für die Welt und German Doctors) hat Terre des Femmes einen Offenen Brief an die Regierung in Sierra Leone gesandt, um die Forderungen der AktivistInnen vor Ort zu bekräftigen.

Sierra Leone ist eins der letzten sechs Länder weltweit, in denen weibliche Genitalverstümmelung (englisch: female genital mutilation, FGM) noch legal ist.

Die NGO Amazonian Initiative Movement (AIM) unter ihrer Gründerin und Leiterin Rugiatu Turay kämpft seit Jahren dafür, FGM in Sierra Leone zu beenden und ein Umdenken in der Gesellschaft herbeizuführen.

Rugiatu Neneh Turay: "I call on all political parties and the government to join the world in ending FGM. Sierra Leone is not living in isolation that it should continue to ignore the call, especially when the many unreported deaths compel action." ("Ich rufe alle politischen Parteien und die Regierung dazu auf, sich der Welt anzuschließen und FGM zu beenden. Sierra Leone lebt nicht in Isolation, dass es den Aufruf weiterhin ignorieren sollte, insbesondere wenn die vielen nicht gemeldeten Todesfälle zum Handeln zwingen.")

Maseray Sei war gerade einmal 21 Jahre alt. Sie arbeitete daran, ihren Schulabschluss nachzuholen, wollte ein besseres Leben für sich und ihre beiden kleinen Söhne. Am 20. Dezember 2021 ist Maseray infolge weiblicher Genitalverstümmelung verblutet. Der tragische Tod der jungen Frau ist kein Einzelfall in Sierra Leone, immer wieder sterben Mädchen und Frauen an den Folgen von FGM. Die Überlebenden leiden oft ein Leben lang unter der schädlichen Praktik: Infektionen, schlimme Fistelbildungen, chronische Schmerzen, lebensbedrohliche Komplikationen bei Geburten und ein immenses psychologisches Trauma gehören zu den häufigen Konsequenzen weiblicher Genitalverstümmelung.

Im Angesicht dieses jüngsten erschütternden Todesfalls hat das Forum FAHP, ein Zusammenschluss von 21 Organisationen, in dem AIM den Vorsitz hat, eine sofortige Gesetzesänderung und das Ende jeglicher politischer Unterstützung für FGM gefordert – und 130 zivilgesellschaftliche Organisationen aus aller Welt, darunter auch Terre des Femmes (TdF), haben mitgezeichnet. (Mehr dazu – inklusive einem Video-Statement von Rugiatu Turay und Statements weiterer Unterstützerinnen, zum Beispiel Gyde Jensen, MdB – auf der Webseite von TdF.)

Dieses starke Signal trägt bereits erste Früchte: Der Sprecher des sierra-leonischen Parlaments, Dr. Abass Chernor Bundu, hat sich bereit erklärt, die Petition dem Staatschef Julius Maada Bio und den FührerInnen der politischen Parteien des Landes vorzulegen und befürwortete die Absicht, die Gesetzeslage zu FGM neu zu evaluieren. Nun gilt es, den Druck aufrechtzuerhalten.

"Weibliche Genitalverstümmelung (...) ist in Sierra Leone nicht verboten. Aber: FGM ist schwere Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Das Gesetz muss das widerspiegeln! Ein Verbot von FGM ist unverzichtbar, um Frauen und Mädchen zu schützen und Verstöße zu bestrafen. Ein Verbot ist unbedingt notwendig, um FGM als soziale Norm aus der Gesellschaft zu verbannen", so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes.

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