Kommerzielle Spendenvermittlung gegen Provision oder Hilfe beim Kirchenaustritt?

Wenn ein Startup falsche Versprechungen macht

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Zwei Jungunternehmer behaupten, sich um Deutschlands "soziale Infrastruktur" zu sorgen (1) und wollen die Gebühr für den Kirchenaustritt erstatten, wenn der Austretende an eine wohltätige Organisation spendet (2): Seit Anfang Oktober gibt es zahlreiche Berichte über dein-kirchenaustritt.de. (U.a. Deutschlandfunk, rbb Kulturradio, Wired, gruenderszene.de, idea, kath.net.) Dabei wird immer wieder gefragt, ob man überhaupt Hilfe zum Kirchenaustritt benötigt, und wie das Geschäftsmodell (2) dieses Startups funktionieren soll.

Nachdem ich (M.K.) am Freitag (11.11.2016) den Betreibern von dein-kirchenaustritt.de die Möglichkeit zur Stellungnahme zu den folgenden Problembereichen gegeben hatte und tags darauf eine freundliche und ausführliche, allerdings wenig klärende Antwort erhielt, wurde offenbar am Montagabend (14.11.) das Formular für die Anfragen von der Website entfernt und eine "kurze Pause" angekündigt:

"Um auch in Zukunft zur Stärkung der sozialen Infrastruktur beizutragen, nehmen wir aktuell eine kurze Pause, strukturieren die bisher gesammelten Informationen und werden dann - sobald wie möglich - zurück sein." (dein-kirchenaustritt.de, 15.11.2016)

Überblick

Die Betreiber von dein-kirchenaustritt.de versprechen, einem die Gebühr für den Kirchenaustritt zu erstatten, wenn man sich im Gegenzug verpflichtet, regelmäßig einen Teil der eingesparten Kirchensteuer an eine Hilfsorganisation zu spenden. Gleichzeitig wollen sie einem personalisierte Informationen zum Kirchenaustritt zuschicken (wo man den Austritt erklären muss, Öffnungszeiten, Gebühren usw.).

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Auf den ersten Blick klingt das so, als ob man als Humanist Austrittswillige auf dein-kirchenaustritt.de verweisen kann oder sogar verweisen sollte.

Davon kann allerdings derzeit nur abgeraten werden, und zwar aus folgenden Gründen:

  1. Auf dein-kirchenaustritt.de wird der Eindruck erweckt, durch den Kirchenaustritt würde die "soziale Infrastruktur" gefährdet und es sei nötig, dies durch Spenden quasi "wieder gut zu machen". – Tatsächlich profitiert die Allgemeinheit aber von den Kirchenaustritten, weil nach dem Austritt die Kirchensteuer nicht mehr steuermindernd von der Einkommensteuer abgesetzt werden kann. Die dadurch entstehenden Mehreinnahmen des Staates bei der Einkommensteuer dürften deutlich über den Beträgen liegen, die rechnerisch von der Kirchensteuer für gemeinnützige Zwecke verwendet werden. (Rechenbeispiel in Punkt 2.) Es besteht also kein Grund, den Kirchenaustritt durch Spenden wieder gut zu machen, und man braucht auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man austritt.
  2. Auf dein-kirchenaustritt.de wird nicht deutlich, dass man nach dem Kirchenaustritt nicht den vollen Betrag der zuvor ausgewiesenen Kirchensteuer zusätzlich zur Verfügung hat, sondern aufgrund der nunmehr höheren Einkommensteuer nur einen Teil davon. Bei dem auf dein-kirchenaustritt.de angegebenen Beispiel (600 Euro Kirchensteuer bei 40.000 Euro zu versteuerndem Einkommen) stehen nach dem Kirchenaustritt tatsächlich weniger als 400 Euro zusätzlich zur Verfügung, über 200 Euro sind nämlich zusätzlich an Einkommensteuer zu zahlen. Von der Kirchensteuer dürften rechnerisch vielleicht 60 bis 90 Euro (10 bis 15%) an konfessionelle Kitas, Schulen usw. geflossen sein. Ist der Partner Kirchenmitglied, kann außerdem das besondere Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe (bzw. Lebenspartnerschaft) greifen. (96 bis 3.600 Euro jährlich.) – Besucher der Website können daher die finanziellen Konsequenzen des Kirchenaustritts nicht richtig einschätzen. Da diese Effekte erst viel später auf dem Steuerbescheid sichtbar werden, als die Spendenverpflichtung eingegangen wird, ist zumindest für einige Teilnehmer eine unangenehme Überraschung vorprogrammiert.
  3. Das Geschäftsmodell der Seitenbetreiber – insbesondere die kostenträchtige Erstattung der Austrittsgebühr – wird sich vermutlich nur dann wieder rentieren, wenn sie für die vermittelten Spenden Provisionen kassieren. Das Problem dabei: Wer spenden will, will auch, dass seine Spende komplett der Hilfsorganisation zugutekommt. Bei kommerziellen Spendenwerbern – auf die einer der Seitenbetreiber in zwei Interviews ausdrücklich als Finanzierungsmodell Bezug nahm (3) – fließt oft ein Großteil der Spenden gar nicht mehr an den vorgesehenen Empfänger, sondern in die Provision für denjenigen, der die Spende geworben hat. (4)Beim Provisionsmodell würde sich der Ausgetretene seine Austrittsgebühr quasi selbst "erstatten" – aber ohne es zu merken, da die Gebühr aus der Provision erstattet würde, die von seiner Spende abgeht und an die Spendenwerber fließt.
  4. Derzeit fließen nach Angaben der Betreiber keine Provisionen, angeblich ist das auch "nicht geplant". Ende des Jahres solle ausgewertet werden, wie ein tragfähiges Geschäftsmodell aussehen kann. Aus den Informationen, die Interessenten zum Kirchenaustritt erhalten, geht allerdings hervor, dass mittelfristig geplant ist, das Spenden direkt auf dein-kirchenaustritt.de zu ermöglichen. (Siehe Abschnitt "Was passiert, wenn man bei dein-kirchenaustritt.de Informationen anfordert?")

Jedenfalls sollten Werbung und Verlinkungen auf dein-kirchenaustritt.de unterbleiben, weil dort ein falscher Eindruck über die sozialen und finanziellen Auswirkungen des Kirchenaustritts vermittelt wird, und weil nicht auszuschließen ist, dass schon bald auf ein Provisionsmodell umgestellt wird, ohne, dass den Seitenbesuchern klar wird, dass ein Teil ihrer Spenden als Provision an die Seitenbetreiber fließt.

Überhaupt: dein-kirchenaustritt.de ist im Grunde überflüssig, so dass es auch keinen Grund gibt, darauf zu verweisen:

  • Wer aus der Kirche austreten will, erhält üblicherweise alle benötigten Informationen dazu, wenn er auf der Website seiner Gemeinde nach "Kirchenaustritt" sucht. Und sogar schneller, als wenn er erst die Antwort der Seitenbetreiber abwarten muss.
  • Da man nach dem Kirchenaustritt zumindest einen Teil der Kirchensteuer zusätzlich zur Verfügung hat, erübrigt sich eigentlich die Erstattung der Austrittsgebühr als zusätzlicher Anreiz.
  • Da man nach dem Kirchenaustritt mehr Einkommensteuer zahlt, besteht auch kein Grund, den Wegfall der Kirchensteuer durch Spenden "wieder gut zu machen". (s. o.)
  • Wenn man an eine Hilfsorganisation spenden will, sollte man sich direkt an die jeweilige Organisation wenden, um zu vermeiden, dass ein Teil der Spende für Provisionen abgezweigt wird, ohne dass dies deutlich gemacht wird.

Weitere Informationen

Das Gebaren der Seitenbetreiber ist auch nicht dazu geeignet, das Vertrauen zu stärken:

dein-kirchenaustritt.de warb anfangs mit gefälschten Testimonials "zufriedener Kunden! auf der Website:

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Gleich nach dem ersten Bericht über die Website wurde der Schwindel allerdings entlarvt und die Testimonials wurden von der Website entfernt.

dein-kirchenaustritt.de hat sich in den Medien als "Startup" präsentiert, wer das Angebot nutzt, erhält eine E-Mail von "CEO & Co-Founder" Niels Reinhard. Die im Impressum angegebene Betreiberfirma existiert allerdings schon seit Januar 2014 und bietet u.a. Webhosting an. Sie gehört einem der beiden Gründer von dein-kirchenaustritt.de. Von daher müsste man dein-kirchenaustritt.de wohl ehr als "Website" bezeichnen denn als "Start-up".

Die Darstellung, wie das Ganze dauerhaft finanziert werden soll, ist widersprüchlich. In zwei Interviews – das letzte vor wenigen Tagen (am 11.11.2016) im rbb Kulturradio (das andere hier) erwähnte einer der Betreiber, Niels Reinhard, das Provisionsmodell kommerzieller Spendenwerber ausdrücklich als mögliches Finanzierungsmodell. (3) Diese Aussage gibt es derzeit allerdings nur als Audio – in sämtlichen Artikeltexten ist nur davon die Rede, dass man bisher keine Provisionen erhalte, hofft, sich z. B. durch Werbung für Hilfsorganisationen auf der Website zu finanzieren (was kaum ausreichen dürfte, um die Austrittsgebühren erstatten zu können), und dass man Ende des Jahres anhand der bisherigen Resonanz überlegen wolle, wie man das Ganze profitabel betreiben könne. Das Provisionsmodell, das die naheliegende und vermutlich einzige Möglichkeit ist, die Website in der derzeitigen Form dauerhaft und profitabel zu betreiben, wird also in den Artikeln an keiner Stelle als Finanzierungsmöglichkeit erwähnt, obwohl die Betreiber dieses Modell durchaus kennen und offenbar auch in Erwägung ziehen. In dem Dokument, das Interessenten nach dem Ausfüllen des Formulars auf dein-kirchenaustritt.de zugeschickt bekommen, heißt es zudem: "Mittelfristig planen wir, den gesamten Prozess signifikant zu erleichtern und insbesondere das Spenden direkt auf der Plattform zu ermöglichen." Es muss daher damit gerechnet werden, dass dort zukünftig Provisionen kassiert werden, und dass dies für die Seitenbesucher nicht ohne weiteres erkennbar ist. Daher sollte von Bewerbung und Verlinkung von dein-kirchenaustritt.de abgesehen werden.

Wie oben schon erwähnt, besteht eigentlich kein Grund, die Austrittsgebühr zu erstatten, da die gesparte Kirchensteuer zumindest bei der Zielgruppe von dein-kirchenaustritt.de bereits Anreiz genug sein sollte. Da dies der kostenträchtigste Teil des derzeitigen Geschäftsmodells sein dürfte, fragt man sich, weshalb sich die Seitenbetreiber mit diesem – eigentlich unnötigen – Kostenblock belasten.

Ein Grund könnte sein, dass sie damit Aufmerksamkeit erlangen wollen. Was ihnen ja auch gelungen ist. Dauerhaft wird das allerdings nicht funktionieren, weil die zusätzliche Aufmerksamkeit ja wiederum zu noch mehr Gebührenerstattungen führen wird.

Ein anderer Grund könnte sein, dass die Erstattung der Austrittsgebühr deshalb erfolgt, weil die Seitenbetreiber dadurch gegenüber der Hilfsorganisation den Nachweis erhalten, dass sie die betreffende Spende eingeworben haben. Laut einem Artikel von idea läuft die Erstattung nämlich so ab:

"Wer die Kirche verlassen will, kann den beiden Gründern über die Internetseite seine persönlichen Angaben zuschicken. Von ihnen bekommt man Informationen zugeschickt, wie der Austritt in der jeweiligen Stadt konkret abläuft. Gleichzeitig verpflichten sich die Austrittswilligen, einen selbst gewählten Anteil der eingesparten Kirchensteuer regelmäßig an eine Hilfsorganisation ihrer Wahl zu spenden. Wer den beiden Gründern seine Austritts- und Spendenbescheinigung vorlegt, bekommt dann die Austrittsgebühr – in Berlin liegt sie beispielsweise bei 35 Euro – erstattet. Dieses Geld zahlen die Jungunternehmer Reinhard und Mauritz erst einmal selbst. Sie wollen künftig Hilfsorganisationen anbieten, sich gegen eine Gebühr auf ihrer Webseite zu präsentieren, um so ihre Ausgaben decken und möglichst auch Einnahmen erzielen zu können."

Es erscheint "fair", dass die Austrittsgebühr nur erstattet wird, wenn man sich sozusagen im Gegenzug verpflichtet, für eine Hilfsorganisation zu spenden. Aber durch die Spendenbescheinigung könnten die Betreiber eben auch gegenüber der Hilfsorganisation nachweisen, dass sie die Spende geworben haben und dass die erste der jährlichen Spenden auch tatsächlich geflossen ist.

Auf dein-kirchenaustritt.de selbst ist allerdings nur die Rede davon, dass man die Austrittsbescheinigung einreichen müsse – von der Spendenbescheinigung ist nicht die Rede:

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Aus dem "Kleingedruckten" auf dein-kirchenaustritt.de geht hervor, dass die Betreiber für den Interessenten den "finalen Spendenvertrag" vorbereiten – allerdings "unverbindlich".

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Dieser finale Spendenvertrag kann nur die Informationen enthalten, die die Interessenten zuvor auf der Website angegeben haben: Name, Anschrift, und die Höhe des jährlich zu spendenden Betrages. Die Bankverbindung wird man noch selbst eintragen müssen, denn die wird auf dein-kirchenaustritt.de ja nicht abgefragt.

Da dieser Spendenvertrag unverbindlich – und noch nicht unterschrieben – ist, bleiben die Betreiber von dein-kirchenaustritt.de im Unklaren, ob der Vertrag tatsächlich zustande kommt oder nicht. Über die Gebührenerstattung erhalten sie diese Info, sofern tatsächlich die Spendenbescheinigung beigefügt werden muss.

Gesamteinschätzung

Man möchte den Seitenbetreibern von dein-kirchenaustritt.de ja gerne abnehmen, dass sie sich um die soziale Infrastruktur in Deutschland sorgen und eine Diskussion anstoßen wollen. (1)

Die Darstellung auf dein-kirchenaustritt.de zielt aber augenscheinlich nicht darauf ab, die Seitenbesucher sachlich zu informieren, sondern

  • es wird der Eindruck erweckt, der Kirchenaustritt (ein normaler Behördengang) sei irgendwie kompliziert,
  • es wird der Eindruck erweckt, durch den Kirchenaustritt und die dadurch fehlende Kirchensteuer sei die soziale Infrastruktur gefährdet,
  • es wird ein Beispiel von 600 Euro Kirchensteuer in den Raum gestellt, wovon man 50% jährlich spenden könne – ohne dass irgendwie erwähnt wird, dass einem dieser Betrag später nicht in voller Höhe zur Verfügung steht. (5)

Eine solche Darstellung würde man erwarten, wenn es den Seitenbetreibern darum geht, möglichst hohe Spenden zu generieren – unter Inkaufnahme eines irreführenden Eindrucks und unvollständiger Information über die finanziellen Konsequenzen des Kirchenaustritts, die hier zu Lasten der Spendenwilligen gehen.

Zusammen mit der Vorbereitung des "finalen Spendenvertrags" bzw. der Absicht, die Spenden direkt über dein-kirchenaustritt.de abzuwickeln, der Erstattung der Austrittsgebühr und in Anbetracht dessen, dass auf der Website nirgendwo ausdrücklich klargestellt wird, dass für die Spendenvermittlung keine Provision fließt, sieht dein-kirchenaustritt.de exakt so aus, als ob es dort letztlich um kommerzielle Spendenvermittlung gegen Provision geht, und nicht um sachgerechte Informationen für Kirchenaustrittswillige.

Was passiert, wenn man bei dein-kirchenaustritt.de Informationen anfordert?

Ein Bekannter von mir hat über das Formular auf dein-kirchenaustritt.de Informationen angefordert und erhielt innerhalb eines Tages von "CEO & Co-Founder" Niels Reinhard per E-Mail ein PDF mit Informationen zum Kirchenaustritt. Die "zugeschnittenen Informationen" zum Kirchenaustritt enthielten die Behörde, wo der Kirchenaustritt zu erklären ist, mit Anschrift und Öffnungszeiten. Diese Information ließ sich binnen weniger als einer Minute googeln. Auf der Website der zuständigen Behörde werden auch noch die Namen der SachbearbeiterInnen genannt und deren Telefonnummern – das PDF von dein-kirchenaustritt.de enthielt diese Informationen nicht.

Dafür enthielt das PDF allerdings den konkreten Betrag der Austrittsgebühr und den Hinweis, welche Dokumente mitzubringen sind – durchaus nützliche Informationen, die sich in diesem konkreten Fall nicht auf der Website der Behörde fanden. (Andernorts ist dies der Fall, z.B. in Hamburg.) Außerdem den Hinweis, dass die Austrittserklärung aufbewahrt werden sollte und wie die Information des Arbeitgebers erfolgt. Alle diese Informationen (und mehr) sind allerdings auch auf kirchenaustritt.de ohne Weiteres zu finden.

UPDATE: Als ich bei der in dem PDF angegebenen Stelle (die ich mir parallel dazu selbst ergoogelt hatte) anrief, stellte sich heraus, dass der Kirchenaustritt gar nicht dort zu erfolgen hatte, sondern 20km entfernt beim Amtsgericht der nächstgrößeren Stadt.

Den auf der Website angekündigten "finalen Spendenvertrag" erhielt mein Bekannter nicht. Stattdessen folgende Information:

Aktuell können wir die Spenden noch nicht über unsere Plattform abwickeln – das ändert sich hoffentlich bald.

Dazu gab es einen Link auf die das Online-Spendenformular der gewählten Organisation. Auch diese Information ließ sich einfach googeln.

Schließlich enthielt das PDF noch die Zusage, die im PDF genannte Austrittsgebühr zu erstatten, wenn man den Betreibern die Bescheinigung über den Kirchenaustritt und die Spendenbescheinigung "zukommen lässt" – wie das konkret erfolgen soll, wurde nicht weiter ausgeführt. Auf dein-kirchenaustritt.de heißt es: "Wenn Du anschließend die Austrittsbescheinigung hochlädst, erstatten wir den Betrag." Wie oder wo das Hochladen erfolgen soll, geht weder aus der Website noch aus dem PDF hervor. Allerdings liegt nahe, die Bescheinigungen einzuscannen und per E-Mail "einzureichen".

Das PDF endet mit einem "Hinweis in eigener Sache":

Unser Angebot steht noch ganz am Anfang. Mittelfristig planen wir, den gesamten Prozess signifikant zu erleichtern und insbesondere das Spenden direkt auf der Plattform zu ermöglichen.
Dazu bedarf es Deiner Unterstützung. Empfehle uns gerne weiter!

Fazit: Die Informationen zum Kirchenaustritt sind durchaus hilfreich (wenn sie denn stimmen), allerdings sind diese Infos auch so einfach per Internetsuche zu finden, dass der Mehrwert sich hier sehr in Grenzen hält. Das gleiche gilt – derzeit – für die Information, wie man an sie jeweilige Hilfsorganisation Spenden kann.


Anmerkungen:

  1. "Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass die soziale Infrastruktur in Deutschland gestärkt werden muss. Sie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Mit ‚Dein-Kirchenaustritt‘ wollen wir dazu beitragen, dass die steigende Zahl der Kirchenaustritte nicht zu einer Schwächung der sozialen Infrastruktur in Deutschland führt." (dein-kirchenaustritt.de)
    Den Eindruck, es ginge ihm um ein gesellschaftliches Anliegen, vermittelt Niels Reinhard auch in mehreren Interviews:
    "Der Katholik, der den Kirchenaustritt erleichtert", theopop.de, 17.10.2016
    "Raus aus der Kirche", deutschlandfunk.de, 07.11.2016
  2. idea beschreibt dieses Geschäftsmodell so: "Wer die Kirche verlassen will, kann den beiden Gründern über die Internetseite seine persönlichen Angaben zuschicken. Von ihnen bekommt man Informationen zugeschickt, wie der Austritt in der jeweiligen Stadt konkret abläuft. Gleichzeitig verpflichten sich die Austrittswilligen, einen selbst gewählten Anteil der eingesparten Kirchensteuer regelmäßig an eine Hilfsorganisation ihrer Wahl zu spenden. Wer den beiden Gründern seine Austritts- und Spendenbescheinigung vorlegt, bekommt dann die Austrittsgebühr – in Berlin liegt sie beispielsweise bei 35 Euro – erstattet. Dieses Geld zahlen die Jungunternehmer Reinhard und Mauritz erst einmal selbst. Sie wollen künftig Hilfsorganisationen anbieten, sich gegen eine Gebühr auf ihrer Webseite zu präsentieren, um so ihre Ausgaben decken und möglichst auch Einnahmen erzielen zu können.
  3. Niels Reinhard am 10.10.2016 im Audio-Interview bei detektor.fm (aber nicht im zugehörigen Artikeltext): "Natürlich müssen wir uns auch darum kümmern, diesen Dienst nachhaltig aufzubauen. Da denken wir dann letztendlich an Modelle ähnlich zur Spendenakquisition auf der Straße, wo Organisationen beauftragt werden, letztendlich Fördermitglieder für Hilfsorganisation zu gewinnen. Also die Personen, die dann auch jährlich eine Spende entrichten. Das ist ein sehr wichtiger Teil oder eine sehr wichtige Aufgabe von Hilfsorganisationen, und wir glauben, dass wir in dem Moment letztendlich die Leute etwas kostengünstiger ansprechen wollen, weil wir sie situationsgemäß ansprechen, und so dazu beitragen können, dass Hilfsorganisationen Zugang zu diesen Spendern bekommen. Also wir versuchen, ein Modell zu etablieren, wo wir einen Teil, letztendlich dafür entlohnt werden, dass wir diese Spende akquirieren."
    Niels Reinhard am 11.11.2016 im rbb Kulturradio – ebenfalls nicht als Text verfügbar, sondern nur als Audio: "Es gibt natürlich verschiedene Möglichkeiten, wie man versuchen könnte, hier ein Geschäftsmodell zu bauen. Das heißt, grundsätzlich ist es halt so, dass natürlich Hilfsorganisationen um Spenden von Personen kämpfen, da gibt es einen hohen Verdrängungswettbewerb. Und man zahlt oftmals ziemlich viel Geld, um diese Spenden zu akquirieren. Das heißt: Wenn wir ein Portal haben, auf dem wir die Leute in einer Situation abholen können, wo sie sich gerade bewusst werden, dass sie ja jetzt einen Betrag sparen, den sie vorher mehr oder weniger passiv mit der Kirchensteuer entrichtet haben, glauben wir, dass wir relativ geringe Kosten haben, um diese Leute zu erreichen, und trotzdem einen hohen Spendenbetrag für Hilfsorganisationen erreichen können."
  4. dein-kirchenaustritt.de-CEO & Co-Founder Niels Reinhard bestätigt diesen Umstand selbst in dem oben (3) bereits erwähnten Zitat "Und man zahlt oftmals ziemlich viel Geld, um diese Spenden zu akquirieren."
    Laut der Website des Justizministeriums von Ontario, Kanada, erhalten die Hilfsorganisationen bei der Zusammenarbeit mit kommerziellen Spendenwerbern mitunter weniger als 20 Prozent des Spendenaufkommens: "Tipps für Spender an wohltätige Organisationen", Abschnitt "Umgang mit Spendenwerbern und deren Anrufen": "Ask if the canvasser is a volunteer or working for a commercial fundraiser. Many charities use for-profit fundraisers to conduct the fundraising campaigns. This is allowed, but it can be costly. The charity may get less than 20% of what is donated."(Fragen Sie den Spendenwerber, ob er ehrenamtlich tätig oder für einen kommerziellen Spendensammler tätig ist. Viele Wohltätigkeitsorganisationen benutzen gewinnorientierte Spendensammler für ihre Spendenaktionen. Das ist legal, kann aber teuer sein. Möglicherweise erhält die Wohltätigkeitsorganisation weniger als 20% dessen, was gespendet wird.)
    Die österreichische Zeitung Die Presse schrieb am 13.12.2015: "Ebenso bedenklich ist, wenn Spenden zur Gewinnmaximierung von Sammel-Firmen verwendet werden. Es braucht oft Monate, ja Jahre, bis das Hilfswerk, für das gesammelt wurde, etwas von dem Geld sieht. So lange dauert es mitunter, bis die Kosten für die beauftragte Firma erwirtschaftet sind. Es ist sicher nicht im Sinne der Spender, den Inhaber der Fundraising-Firma reich zu machen. Da helfen auch die schönsten Qualitätsstandards des Fundraisingverbandes nichts."
  5. Auf dein-kirchenaustritt.de heißt es: "Ein bestimmter, freigewählter Beitrag (beispielsweise 50% der jährlich gezahlten Kirchensteuer) muss vorab an eine frei wählbare Hilfsorganisation gespendet werden. Mit einem Kirchenaustritt entfällt die Kirchensteuer. Diese beträgt bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von 40.000 Euro schon bis zu 600 Euro. Das verfügbare Einkommen steigt nach dem Kirchenaustritt signifikant."
    Man beachte die Formulierung “bis zu” 600 Euro. Das dürfte für Unverheiratete ohne Kinder gelten.