OBERWESEL. (gbs) Laut Angaben des Schweizer Staatssekretärs Yves Rossier soll der saudische Blogger Raif Badawi, der für sein Eintreten für Menschenrechte und Meinungsfreiheit zu 1000 Peitschenhieben verurteilt wurde, in absehbarer Zeit begnadigt werden. Der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung Michael Schmidt-Salomon drückte in diesem Zusammenhang die Hoffnung aus, dass der königliche Gnadenlass nicht nur die Peitschenstrafe aufhebe, sondern auf eine Freilassung Badawis hinauslaufe.
"Raif Badawi ist zu der Symbolfigur für die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in islamischen Ländern geworden. Sollte er freikommen, wäre dies ein Zeichen dafür, dass selbst in Saudi-Arabien, dem Land mit den heiligsten Stätten des Islam, das wesentlich an der Finanzierung sunnitischer Terrorakte beteiligt ist, ein gesellschaftlicher Wandel möglich ist."
Nachdem der Oberste Gerichtshof Saudi-Arabiens das Skandalurteil gegen Badawi noch im Juni bestätigt hatte, habe ihn die Nachricht von der angeblich bevorstehenden Begnadigung sehr überrascht, erklärte Schmidt-Salomon. Noch sei er skeptisch, ob es tatsächlich zu einer Freilassung Badawis komme. Immerhin habe der saudische Botschafter in Berlin bereits im Januar 2015, nach den weltweiten Protesten, die auf die erste öffentliche Auspeitschung erfolgten, in Aussicht gestellt, dass das Urteil gegen Badawi aufgehoben werde, ohne dass seither irgendetwas geschehen sei. "Ich hoffe jedoch, dass der internationale Druck auf Saudi-Arabien, der seit den Terroranschlägen in Paris noch einmal verstärkt wurde, dazu beitragen wird, dass Raif Badawi zu seiner Frau und seinen Kindern in Kanada ausreisen kann."
Sollte Raif Badawi begnadigt werden, wäre dies "ein sensationeller Erfolg der internationalen Protestbewegung, bei der Vertreter von NGOs, der Medien und der Politik an einem Strang gezogen haben", sagte der GBS-Sprecher. "So froh wir über ein solches Ergebnis sein dürfen, sollte der Druck auf Saudi-Arabien danach jedoch nicht abreißen. Denn Raif Badawi ist zwar das berühmteste Opfer des saudischen Gottesstaates, aber keineswegs ein Einzelfall. Zudem darf man nicht vergessen, welch großen Einfluss ein gesellschaftlicher Wandel in Saudi-Arabien für die Weltgemeinschaft hätte. Sollten Raifs Badawis Forderungen nach einem säkularen Rechtsstaat in seinem Heimatland mehr Befürworter finden, wäre dem sunnitisch inspirierten islamischen Terrorismus der wohl wichtigste Nährboden entzogen."
Die Giordano-Bruno-Stiftung hat sich in den letzten Monaten auf vielfältige Weise (u.a. durch interne Gespräche mit Politikern) am Protest gegen die Verurteilung Raif Badawis beteiligt. Das erste Mal berichtete sie über sein Martyrium im gbs-Newsletter vom 29.1.2015. GBS-Mitglieder beteiligten sich daraufhin an zahlreichen Protest- und Solidaritätskundgebungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Michael Schmidt-Salomon selbst wies in zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen auf das Schicksal des saudischen Menschenrechtsaktivisten hin. So widmete er ihm u.a. seinen Vortrag "Säkularismus ist die Lösung" auf der Internationalen Konferenz "Give Peace A Chance", die vom 22.–24. Mai 2015 in Köln stattfand.
Pressemitteilung der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS)
4 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Sollten Raifs Badawis Forderungen nach einem säkularen Rechtsstaat in seinem Heimatland mehr Befürworter finden, wäre dem sunnitisch inspirierten islamischen Terrorismus der wohl wichtigste Nährboden entzogen.&q
Diesen Satz sollten unsere führenden Politiker und Journalisten auswendig lernen. Er bringt nämlich den eklatantesten Zusammenhang zwischen Religion und Terrorismus (der oft genug bestritten wird) auf den Punkt.
Religion mag sich ja auch "nett" zeigen, vor allem dann, wenn sie nur folkloristisch praktiziert wird. Aber sie ist dann ein Nährboden für die wenigen Extremisten, wenn diese in einem Meer Gläubiger, die staatlich geschützt, unterstützt und gefördert werden, baden können. Dieses "Bad in der Menge" wird auch von liberaleren Gläubigen wahrgenommen, so dass zumindest ein ambivalentes Verhältnis zu dschihadistischen Taten entsteht. Dies ist auch in arabischen Blogs zu beobachten, die mehrheitlich ein positives Urteil der Gewalttaten in Paris spiegeln. Wirklich freiwillig?
Erst wenn diese Gesellschaft säkular geworden sind - die Bürger also lernen, dass es mehrere Ansichten gibt, als nur jene des Religionsministers -, kann sich der moderate Muslim auch nach außen von seiner zwiespältigen Position zum Dschihad verabschieden.
Und wenn erst einmal offene Kritik am Dschihad möglich ist, dann wird sich die Front derer, die Gewalt im Namen ihrer Religion ablehnen, wachsen. Voraussetzung ist aber, dass Religion nicht mehr über die angstpädagogische Macht verfügt, die sie aktuell innehat.
Die Menschen in diesen Ländern sind meiner Meinung nach reif für einen Wandel. Die Sogwirkung des freie(re)n Westens spricht Bände. Und wenn wir bei uns jetzt noch die konservativen Islamverbände entmachten und genauer hinsehen, wer bei uns predigt, dann könnte dies auch dem dschihadistischen Nachwuchs in Europa den Nährboden entziehen.
Bei den Grünen beobachte ich im Augenblick Tendenzen, die mich hoffen lassen, dass dort der Groschen gefallen ist.
Wir haben es doch selbst mit der DDR erlebt: Erst waren es einzelne, die noch eingesperrt wurden, dann waren es viele und am Ende war es das Volk, das nach Freiheit gierte. Hoffen wir, dass dieser unaufhaltsame Wandel in Saudi-Arabien und der gesamten Welt ähnlich gewaltfrei verläuft.
Raimund Barkam am Permanenter Link
Vor laufender Kamera behaupten in Deutschland lebende Muslime und Muslimas, das der Islam eine friedliebende, verzeihende und barmherzige Religion ist.
Aber wie passt dieses mit der islamischen Gesetzgebung, der Scharia mit Folter und Todesstrafe in Saudi-Arabien und z.B. Iran zusammen?
Die Scharia gehört abgeschafft und der Islam sollte modernisiert, bzw. auch reformiert werden.
Religion, Kultur, Politik, Gesellschaft und Justiz müssen voneinander getrennt sein. Gerichtsurteil im Namen Allahs und des Islam, mit Berufung auf den Koran sind nicht vereinbar!
Wenn der Islam wirklich so sein sollte, wie oft beschrieben, dann erbitte ich mir für Raif Badawi und Walheed Albulkhair, die Vergebung und Barmherzigkeit der großen Religion des Islam und die sofortige Freilassung beider Männer, ansonsten kann ich den Aussagen zur Barmherzigkeit, Friedfertigkeit und Vergebung des Islams keinen weiteren Glauben mehr schenken.
Am besten wird es sein, das man Muslime die dieses sagen auf das Schicksal der beiden Männer hinweist und fragt was sie davon halten.
Warum kommen die meisten Flüchtlinge aus islamischen Ländern?
Warum gelingt es nicht, nach dem Sturz des irakischen und des lybischen Despoten, Demokratien mit Presse-, Demonstration-, Meinungs- und Religionsfreiheit zu entwickeln??
Gibt es überhaupt einen demokratischen islamischen Staat?
Wieviele Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte sollen die Kriege, Krisen und Konflikte in Syrien, in Nigeria, im Irak und anderen Krisengeschüttelten Ländern weitergehen?
Warum können Sunniten und Schiiten keinen Frieden schließen?
Hat man aus den Kriegen in Europa, 30jähriger, 100jähriger, 1. + 2. Weltkrieg, sowie dem kalten Krieg nichts gelernt?
Gibt es überhaupt eine UNO-Resolution, die die Scharia mit Folter und Todesstrafe in allen islamischen Ländern verbietet?
Waren der Fall R. Badawi, W. Albulkhair und weitere, ähnlich gelagerte Menschenrechtssituationen jemals Thema der UNO?
Warum bekommt man überwiegend negative Nachrichten über den Islam und s o gut wie keine positiven Bemerkungen?
In den Nachrichten wird, wenn überhaupt noch, kaum über die UNO berichtet, oder werden diese Berichte über Anschläge in Europa und anderen Ländern von Selbstmordattentätern vollkommen überschattet?
Wird der Islam die gesamte Welt erobern?
Man kann sich dank des mobilen Internet auch ohne Nachrichten über bestimmte Themen, die einen interessieren selber informieren.
Wann werden Raif Badawi und sein Anwalt Walheed Albulkhair endlich freigelassen?
Ungarn und Slowenien haben Grenzzäune gebaut. Gegen Asylanten oder zum Schutz der christlichen Kultur vor dem Islam.
Das missionieren der Salafisten in Deutschland und anderen europäischen Städten erzeugt reichlich Argwohn.
Ist der Islam überhaupt eine tollerante Religion. Die Berichterstattung in den Medien erzeugt oft Zweifel.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Wenn der Islam wirklich so sein sollte, wie oft beschrieben, dann erbitte ich mir für Raif Badawi und Walheed Albulkhair, die Vergebung und Barmherzigkeit der großen Religion des Islam und die sofortige Freilass
Die Barmherzigkeit wurde in diesem Fall zur Farce, als der erste Peitschenschlag auf Badawis Rücken ausgeführt wurde. Barmherzigkeit gilt nämlich immer nur für die Zukunft, nie für Vergangenheit oder Gegenwart.
"Wird der Islam die gesamte Welt erobern?"
Nein! Das ist eine absurde Vorstellung. Wenn selbst Muslime vor dem Islam weglaufen, dann hat die vermeintliche Strahlkraft dieser Ideologie stark nachgelassen.
"Ist der Islam überhaupt eine tollerante Religion."
Nein! Der nicht reformierte Islam (also der zu fast 100% praktizierte Islam) kann nicht tolerant sein, weil dies dem Wesen einer monotheistischen Religion entgegenstünde. Toleranz kann nur dort herrschen, wo das Andere zugelassen wird und nicht - wie im Monotheismus - verdammt.
Doch gleichzeitig erlaubt es der Absolutheitsanspruch jeder Religion - selbst unbedeutender Splittersekten - nicht, an ihre Dogmen Hand anzulegen, um Erkenntnisse der Moderne zu implementieren. Genau daran werden Religionen über kurz oder lang sterben. Alle!
Heidelinde Topf am Permanenter Link
Soviel ich bisher gelesen und gehört habe, ist der Islam keine friedliche Religion.
Das Christentum hat auch grausamste Exzesse(Inquisition, Hexenverbrennung usw. ) hinter sich gelassen.
Das wird ein harter und steiniger Weg werden.