Vatileaks 3.0: Neue Enthüllungen erschüttern den Vatikan

"Das Christentum wird zusammenfallen wie ein Kartenhaus"

ROM. (hpd) Bei Recherchen für seine Doktorarbeit entdeckte der italienische Theologe Luigi B. in den Geheimarchiven des Vatikans Dokumente, die den christlichen Glauben fundamental in Frage stellen. In einem exklusiven Vorab-Interview sprach Luigi B. mit hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg über seinen Fund.

Wir treffen uns in einem zweitklassigen Hotelzimmer. Die Vorhänge sind geschlossen. Luigi B. öffnet die Tür des Zimmers nur einen Spaltbreit, um mich hereinzulassen. Ängstlich blickt er dabei auf den Hotelflur. Er will sichergehen, dass mir niemand gefolgt ist, denn Luigi fürchtet um sein Leben.

Was sich hier liest wie ein Spionagethriller, ist tatsächlich einer. Luigi B. hat in den Geheimarchiven des Vatikans Dokumente entdeckt, durch die, wie er sagt, "die katholische Kirche und das ganze Christentum in sich zusammenfallen werden wie ein Kartenhaus". Dabei sei es niemals seine Absicht gewesen, solche Dokumente zu finden, beteuert B.. Er sei an die Papiere gekommen, "wie die Jungfrau zum Kinde" und habe zuvor niemals den geringsten Zweifel an seiner Religion gehabt. "Ich bin als Katholik aufgewachsen und fand eigentlich immer alles sehr schön", sagt B., "den Glauben, die Traditionen, einfach alles."

Aus Freude an seinem Glauben hat B. katholische Theologie studiert und sogar mit dem Gedanken gespielt, Priester zu werden. Vorher wollte er jedoch seine Doktorarbeit zu Ende bringen. Für seine Forschungen im Bereich der Alten Kirchengeschichte gewährte der Vatikan Luigi B. als einem von bisher nur sehr wenigen Menschen Zugang zu seinen geheimen Archiven. Offenbar war den Archivhütern selbst nicht klar, welch brisante Dokumente dort lagern. Auch B. entdeckte sie nur durch Zufall, als er nach Zeugnissen des römischen Kaisers Konstantin suchte.

Konstantin spielt in der Geschichte des Christentums eine entscheidende Rolle. Vor seiner Regierungszeit (306-337) war das Christentum in der antiken Welt nur eine Sekte unter vielen anderen. Bisweilen wurden die Anhänger dieser Sekte verfolgt oder waren anderen Repressalien ausgesetzt. Konstantin beendete nicht nur die Verfolgung jener Sekte, er privilegierte sie auch zunehmend und legte so den Grundstein für die spätere Erhebung des Christentums zur Staatsreligion des Römischen Reiches. Eine historische Entwicklung, ohne die das Christentum heute mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht weltweit verbreitet sondern wie viele andere antike Sekten im Strudel der Geschichte untergegangen wäre.

Was den römischen Kaiser dazu bewegte, ausgerechnet diese eine unbedeutende kleine Sekte zu bevorzugen, und wie es mit seinem persönlichen Glauben ausgesehen habe, sind vieldiskutierte Fragen unter Historikern. Luigi B. kann diese Fragen nun eindeutig beantworten. Die von ihm entdeckten Dokumente belegen zweifelsfrei, dass Konstantins Privilegierung des Christentums keine religiösen Gründe hatte. Offenbar war es der Kaiser leid, sich mit den Priestern der römischen Götterkulte herumzuschlagen, die sich über Jahrhunderte eine nicht unerhebliche Machtposition im Römischen Reich erarbeitet hatten. Der Stratege Konstantin ging deshalb systematisch auf die Suche nach einer neuen Religion, deren Anführer ihm besser beherrschbar schienen und die er für besser geeignet hielt, um ein Volk kontrollieren zu können.

"Ich konnte einfach nicht fassen, was ich da in meinen Händen hielt", berichtet B. von seinem Zufallsfund im vatikanischen Geheimarchiv. "Offenbar hat Konstantin sich damals tatsächlich verschiedene Sekten genau angeschaut und blieb dann beim Christentum hängen, weil es wohl die besten Voraussetzungen für seine Zwecke mitbrachte. Und die Dokumente, die ich gefunden habe, zeigen noch viel mehr: Konstantin hat den christlichen Sektenführern Macht und Reichtum versprochen und sie so quasi zu seinen Strohmännern gemacht. Wenn Sie diese Dokumente lesen, haben Sie den Eindruck, Sie lesen die Protokolle von Strategiesitzungen in einer modernen Werbeagentur. Eine dieser antiken Strategiesitzungen hatte sogar einen Namen: 'Konzil von Nicäa'. Konstantin hat dafür gesorgt, dass alle christlichen Führer dort zusammenkommen und sich auf verbindliche Richtlinien für das Christentum einigen. Ein Wunschkonzert für den römischen Kaiser. Er hat seinen Strohmännern diktiert, was er haben will, und genauso wurde das dann umgesetzt. Was die Inhalte des Christentums waren, bevor der Glaube dieser Sekte zum reinen PR-Konzept umfunktioniert wurde, das kann ihnen heute keiner mehr sagen."

Ich schaue B. fragend an. Er holt zu einer wortreichen Erklärung aus. Auch jetzt, nachdem er seinen Glauben verloren hat, merkt man ihm an, dass er gelernter Theologe ist.

"Sie müssen sich das vorstellen wie einen strategischen Werbefeldzug, sagen wir für die Fleischindustrie", erläutert B.. "In einem Werbespot für Wurst zeigt man Ihnen glückliche Tiere in unberührter Natur und eine gutaussehende Bäuerin, die lächelnd für ihre heile Familie das Abendbrot auftischt, damit Sie die Wurst kaufen. Würde man Ihnen die Realität der Wurst zeigen, also Massentierhaltung, Schlachthäuser, das Zerkleinern von Wurstbestandteilen unbekannter Herkunft, die in einen ausgewaschenen Tierdarm gestopft und dann von einem alleinstehenden Herrn mit Bierbauch rülpsend vor dem Fernseher verzehrt werden, dann wird man Ihnen das Produkt kaum schmackhaft machen können. Und genauso müssen Sie sich das mit dem Christentum vorstellen. Es wurde damals eine Religion designed, die Menschen gerne kaufen, weil sie ihnen ein gutes Gefühl gibt – ein Gefühl von paradiesischer Natur im Jenseits – damit sie bereit sind, das Schlachthaus der Realität zu ertragen. Überspitzt gesagt. Was ich meine ist, sie lassen sich beliebig führen und ausbeuten, sowohl von den staatlichen als auch von den religiösen Führern. Sie schlagen nicht zurück, sondern halten die andere Wange hin, und ihre Belohnung erwarten sie erst im Jenseits. Leichter kann man es als Kaiser oder Papst doch gar nicht haben. Und genau darum ging es. Konstantin wollte mit Hilfe des Christentums Stabilität in sein Reich bekommen. Und den von ihm eingesetzten christlichen Anführern ging es um Macht und Reichtum. Dafür waren sie bereit, die Inhalte ihres Glaubens nach Konstantins Willen, heutzutage würde man sagen 'kreativ' umzugestalten. Das ist das Fundament, auf dem das heutige Christentum ruht."

Die ohnehin schon dunklen Augen von Luigi B. verdüstern sich noch weiter, als er fast tonlos seinen Vortrag über den antiken Werbefeldzug ergänzt. "Wenn man ehrlich ist, muss man wohl zugeben, dass dieses Fundament mehr als deutlich auch im heutigen Christentum sichtbar ist", sagt B.. "Was ist denn die katholische Kirche anderes als ein mächtiges Wirtschaftsunternehmen mit einer höchst effektiven religiösen PR-Masche?"  

Seine eigenen Worte treiben B. fast Tränen in die Augen. Die Wandlung vom Paulus zum Saulus ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Wortlos drückt er mir eine Kopie der brisanten Dokumente in die Hand. Alle großen Medienhäuser weltweit werden solche Kopien von B. erhalten, bevor er sich in den nächsten Tagen ins Ausland absetzt. Aus Angst um sein Leben.

Ich frage ihn, ob er wirklich damit rechne, dass man Killer auf ihn ansetzt. "Inzwischen traue ich der Kirche alles zu", sagt er düster. "Aber viel gefährlicher als der Vatikan sind wahrscheinlich die einfachen Christenmenschen. Zu erfahren, dass der eigene Glaube nichts weiter ist als ein antikes PR-Konstrukt, wird einige Menschen sehr wütend machen. Vielleicht versuchen sie, mich zum Schweigen zu bringen, damit sie ungestört weiterglauben können. Nur würde das ja nichts an den Fakten ändern."

Ursprünglich hatte B. geplant, sich ins muslimische Saudi-Arabien abzusetzen, um vor der Verfolgung durch Christen sicher zu sein. "Aber dann habe ich mir das doch noch einmal überlegt. Ich erfuhr nämlich, dass ein Journalist dort gerade eine ähnliche Entdeckung über den Islam gemacht haben soll, wie ich über das Christentum. Anscheinend wurde in Saudi-Arabien die Religion als eine Art PR-Kampagne zur Verdeckung eines riesigen Wirtschaftsbetriebs ins Leben gerufen, der noch heute erfolgreich vom Königshaus betrieben wird. Dass Mekka als zentraler Wallfahrtsort der Muslime in Saudi-Arabien liegt, scheint ebenfalls kein Zufall zu sein. Offenbar hat sich die PR-Kampagne des Islam in einem Maß verselbstständigt, dass man inzwischen mit der PR-Kampagne selbst, also mit den Millionen von Wallfahrern, Geld verdienen kann. Unter wirtschaftlichen Aspekten ein genialer Schachzug. Aber das ist natürlich nur Hörensagen. Verlässlich kann ich nur berichten, was ich über das Christentum herausgefunden habe."

Ich verabschiede mich von Luigi B. und wünsche ich ihm Glück für sein neues Leben in einem unbekannten Land. Als ich durch den Türspalt zurück auf den Hotelflur schlüpfe, danke ich ihm für seinen Mut, diese Dokumente öffentlich zu machen und für die Wahrheit sein bisher glückliches Leben zu opfern. Ob Luigi mich noch gehört hat, bevor er hinter mir die Tür wieder verriegelte, weiß ich nicht. Und auch nicht, ob der Zimmerkellner, der genau in jenem Moment in den Flur trat, als sich die Fahrstuhltür vor meinen Augen schloss, tatsächlich ein Zimmerkellner war.

Auch wenn es ein Großteil unserer Leser verstanden hat: dieser Artikel konnte nur an einem 1. April erscheinen. Aber er ist viel weniger fern der Wahrheit, als es den Anschein hat...