WEIMAR. (hpd) Die Thüringer sind ein gar frommes und gottesfürchtiges Volk und daher können sie es gar nicht erwarten, dass der vom Bergoglio-Papst neu eingesetzte katholische Bischof von Erfurt sein Amt antritt. Und weil gut 70 Prozent aller Thüringer gutkatholisch sind (und nur etwa 22 Prozent verstockte Lutheraner und zu vernachlässigende weniger als acht Prozent gottlose und andere Heiden), überträgt das öffentlich-rechtliche Fernsehen, die Drei-Länder-Anstalt MDR, das Spektakel pflichtgemäß live. Man ist ja seinem zahlenden Publikum verpflichtet…
“Amtseinführung des neuen Bischofs von Erfurt - MDR-Fernsehen sendet live aus dem Erfurter Dom”. - Das vermeldet daher stolz und zufrieden das katholische Bistum Erfurt seit Mitte Oktober auf seiner Web-Präsenz. Im Weiteren heißt es da: Die Amtseinführung für den neuen Bischof von Erfurt, Dr. Ulrich Neymeyr, findet am Samstag, 22. November, im Erfurter Dom St. Marien statt. Der Festgottesdienst beginnt um 11 Uhr und wird live vom Mitteldeutschen Rundfunk im Fernsehen übertragen. Papst Franziskus hat den Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr am 19. September zum Bischof von Erfurt ernannt. (…) Die Gloriosa läutet zur Amtseinführung."
Das wirft beim nachdenkenden und dem vor allem frei denkenden Medienkonsumenten doch einige Fragen auf. Warum wird ausgerechnet solch ein religiöses und damit ein innerorganisatorisches Spektakel zwei Stunden lang live übertragen? Warum nicht wie bei weltlichen Anlässen üblich das Ganze als 90-Sekunden-Nachricht? Denn immerhin ist der Mainzer Fürsterzbischof seit dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 nicht mehr Landesherr über Erfurt und andere Thüringer Gebiete. In seiner früheren Statthalterei hat seit der Neugründung des Freistaates Thüringen anno 1990 ein Ministerpräsident des Freistaates Thüringen seinen Amtssitz…
Wenn solch eine Amtseinführung eines Minderheiten-Vereins mit einer Zwei-Stunden-Liveübertragung gewürdigt wird, warum gilt das dann nicht auch für die Amtseinführungen der Vorsitzenden z.B. der wählerstärksten Partei (die mehr als 30 Prozent der Wähler hinter sich hat), oder der Interessenvertretung der lohnabhängigen Bevölkerungsmehrheit (DGB) oder des wohl mitgliederstärksten Vereins überhaupt, des Thüringer Landessportbundes (mehr als 18 Prozent der Thüringer)?
Ach ja, wer beim Vorspann sich zweifelnd die Augen rieb, dem sei auf die Satire an dieser Stelle hingewiesen. Denn nicht 70 Prozent der Thüringer sind katholisch, sondern so hoch ist stattdessen der Anteil der religionsfreien Menschen an der Thüringer Einwohnerschaft. Und im Übrigen, in den beiden anderen – bevölkerungsreicheren – MDR-Ländern ist der Katholikenanteil noch prägnant geringer: 3,7 Prozent in Sachsen, 3,5 Prozent in Sachsen-Anhalt. Dort ist der Lutheraner-Anteil ebenfalls geringer als in Thüringen: 20 Prozent in Sachsen und bescheidene 13,9 Prozent in Sachsen-Anhalt, dem sogenannten Stammland der Reformation.
Und wer jubelt nun dem neuen Erfurter Bischof tatsächlich so eifrig zu? Es ist die Thüringer Landesprominenz von Lieberknecht bis Ramelow, es sind die tonangebenden Medien. Es stellt sich auch die Frage, wie viele der formalen Kirchenmitglieder auch ihren Glauben praktizieren… Und gar nicht so unwichtig: Wer bezahlt diese kostenaufwändige TV-Übertragung? Die katholische Kirche ist es nicht, da ist Gott vor. Nein, es sind alle Zwangsgebührenzahler, welche immerhin im MDR-Sendegebiet zu mehr als zwei Dritteln nicht nur nicht katholisch, sondern gänzlich religionsfrei sind.
4 Kommentare
Kommentare
Cairol am Permanenter Link
Wir, d.h. alle humanistisch denkenden und religionskritischen Bürger können schon froh darüber sein, dass dieses Spektakel nicht von der gesamten ARD und /oder dem ZDF bundesweit übertragen wird.
Bolli am Permanenter Link
Wozu brauchen diese Menschen bloß einen Gott? Haben die nichts produktiveres als einem imaginären Alphamännchen zu huldigen? Ich kann es nicht fassen!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mal sehen, ob da die Aktion "Das 11. Gebot" aufschlägt - obwohl die m.E. derzeit in Münster aktiv ist. Aber schön wär's.
Pavlovic am Permanenter Link
Dass die Kirchen sich ungehindert am Geld der Allgemeinheit bedienen können statt sich auf ihre eigenen Gläubigen zu stützen, liegt an der mangelnden Organisation der Freidenker und Religionsemanzipierten Menschen.