Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki plant eine Umstrukturierung des bistumseigenen Senders. Daraufhin hat der Programmbeirat des Senders einen Brandbrief an die Landesanstalt für Medien (LfM) geschrieben. Darin kommen erstmals Hintergründe zur Ablösung von Domradio-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen zur Sprache.
Der Programmbeirat von Domradio bittet die Landesanstalt für Medien (LfM) in NRW darum, die vom Erzbistum Köln unter Kardinal Rainer Maria Woelki geplante Umstrukturierung des Senders "einer kritischen Prüfung" zu unterziehen. Der Beirat befürchtet, die Bistumsleitung strebe eine unkritische Berichterstattung über das Erzbistum, den Erzbischof und kirchenpolitische Fragen an.
Nach einer ots-Meldung deckt das Schreiben des Beiratsvorsitzenden Jürgen Wilhelm an LfM-Direktor Tobias Schmid erstmals auch die Hintergründe zur Ablösung des bisherigen Domradio-Chefredakteurs Ingo Brüggenjürgen offen. "Noch bis vor wenigen Wochen hat der Programmbeirat Herrn Brüggenjürgen als motiviert und tatkräftig erlebt. Von Rücktrittsabsichten oder Vertragsauflösung war nicht die Rede. Dem Vernehmen nach soll Herr Brüggenjürgen sich in den Wochen danach über die Einmischung in redaktionelle Inhalte durch den neuen zweiten Geschäftsführer nachhaltig in seiner Unabhängigkeit beeinträchtigt gesehen haben."
Die Neubesetzung sei ohne vorherige Information oder gar aktive Einbeziehung des Programmbeirates erfolgt. Der Beitrat befürchte nun, dass bei den Journalistinnen und Journalisten von Domradio eine "Schere im Kopf", also eine Art Selbstzensur um sich greifen könnte, um nicht als missliebig aufzufallen.
Laut Kölner Stadtanzeiger (KStA) hatte sich "das Domradio über die Jahre einen guten Ruf als seriöser, journalistisch unabhängiger Sender erarbeitet. Im März wurde bekannt, dass die Bistumsleitung die Trägerschaft dem plural zusammengesetzten Bildungswerk des Erzbistums entziehen und einer gemeinnützigen GmbH übertragen will." Diesen Trägerwechsel vom Bildungswerk der Erzdiözese hin zu einer gemeinnützigen GmbH sieht der Beirat ebenfalls höchst kritisch. Eine solche Ausgliederung werde "die Möglichkeiten der Einflussnahme durch das Erzbistum weiter vergrößern".
Es wird davon ausgegangen, dass bei der Entscheidung über die Zukunft von Domradio auch der NRW-Medienminister und konservative Katholik Nathanael Liminski (CDU) mitreden wird.