BERLIN. (hpd) Auch im Jahr 2015 setzte sich die rasante Talfahrt der beiden großen Kirchen in Deutschland ungebremst fort. Aus den jüngsten statistischen Eckdaten des katholischen Statistikreferats ergibt sich zwar ein leichter Rückgang der Kirchenaustritte, doch fiel dieser mit rund 15 Prozent weit niedriger aus als erwartet. Innerhalb der beiden vorangegangenen Jahre 2013 und 2014 hatte sich die Austrittszahl nämlich fast verdoppelt.
Überdies sind die 181.925 Abmeldungen immer noch der dritthöchste jemals registrierte Wert (nach 2014 und 1992). Dass die Katholikenzahl dennoch nur um 167.000 zurückging, liegt an den relativ vielen Zuwanderern aus Polen, Kroatien und Ungarn, doch wird davon erfahrungsgemäß ein beträchtlicher Teil wieder in ihr Herkunftsland zurückkehren. Auffällig hoch ist der Schwund in Bayern, wo die Austritte mit 53.318 fast das Vorjahresniveau erreichten und auch die evangelische Kirche mit 24.914 über dem Durchschnitt lag.
Weitere Details belegen diesen rückläufigen Trend: Die Quote der sonntäglichen Kirchgänger sank auf den historischen Tiefststand von 10,4 Prozent (minus 0,5 gegenüber 2014), und die von den Kirchen groß herausgehobene Zunahme der Taufen stellte sich bei näherer Betrachtung als Eigentor heraus. Tatsächlich stieg nämlich die Zahl der Geburten noch viel stärker von 715.000 auf 738.000 (plus 3,2 Prozent), sodass der geringere Anstieg der Taufen prozentual sogar zu einem Rückgang führte: Auf 100 Geburten kommen nur noch 22,65 katholische Taufen; im Vorjahr waren es noch exakt 23.
Zeitgleich gab auch die evangelische Kirche ein vorläufiges Ergebnis für 2015 bekannt. Dort sanken die Austritte um 22 % auf rund 210.000. Da die EKD aber deutlich stärker überaltert ist und rund 350.000 Verstorbene verzeichnete, nahm dort die Mitgliederzahl um 358.000 ab. Der Anteil beider Kirchen an der Gesamtbevölkerung ist noch nicht zu ermitteln, weil die endgültige Einwohnerzahl zum 31.12.2015 noch nicht feststeht. Es ist aber davon auszugehen, dass gut 27 Prozent evangelisch und (nach Abzug der Doppeltzählungen) rund 28 Prozent katholisch waren.
Der Artikel wurde für die MIZ verfasst und basiert auf der Mitteilungen des Statistikreferats der Bischofskonferenz und der EKD vom 15. 7. 2016.
Vgl. auch die Webseite kirchenaustritt.de
9 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Jetzt wird es aber höchste Zeit, das Gott auf die Erden herrnieden kommt und ein Machtwort spricht oder seinen Sohn schickt. Ging allerdings schon einmal daneben. Fragt sich nur welcher Gott:
Atheist immer Atheist. Die Kirchen sind in einer Sinn-Krise, denn welchen Sinn hat eine Kirche noch?
Kay Krause am Permanenter Link
Antwort ganz einfach: Selbsterhaltungstrieb!
Andi am Permanenter Link
Die armen Sünder, die der einen heiligen und katholischen Kirche den Rücken kehren, wurden doch nur vom Teufel verführt. Der Herr erbarme sich ihrer Seelen. Stellt Euch vor es ist Kommunion und niemand geht hin!?
David am Permanenter Link
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Vielleicht tut sich ja mal was...
Kay Krause am Permanenter Link
........und vielleicht können sich die vielen deutschlandweiten Freidenker-
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
So einfach ist es leider nicht...
Genauso wie es anmaßend von den Islamverbänden, in denen nur eine Minderheit jener die ob ihrer Herkunft als Muslime gezählt werden Mitglied ist, alle Muslime vertreten zu wollen, wäre es auch anmaßend von den Verbänden der Freidenker oder Humanisten für alle Konfessionsfreien sprechen zu wollen. Letztlich kann jede Organisation nur ihre Mitglieder vertreten und nicht andere Menschen die möglicherweise ähnliche Weltanschauung haben aber eben nicht formal in diesen Verbänden organisiert sind.
Daher erscheint es als dringlichsten Ziel den Organisationsgrad des konfessionsfreien Anteils der Bevölkerung zu erhöhen, damit die Organisationen tatsächlich eine nennenswerte Zahl an Menschen vertreten können.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Da wäre z.B. die Partei der Humanisten ein Anfang. In deren Programm gibt es wenig bis nichts, was ein aufrechter Humanist nicht unterschreiben könnte. Allerdings: der Weg ist mühsam und steinig
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Die Partei der Humanisten liegt aber auf der falsche Dimension, ist eine Partei und keine Weltanschauungsgemeinschaft.
Doch genug zu diesem Exkurs zu meinen Prognosen für die PdH.
Jedenfalls ist es eben nicht das Problem, dass es etwa eine PBC gibt in der viel mehr Mitglieder als in der PdH sind und deswegen Religiöse Ansichten sich in Gesetzgebung niederschlagen. Die Religiösen finden sich in allen Parteien wieder.
Aber die Parteien schauen auch auf die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Die ersteren nehmen auf die öffentliche Spähre und Politik weit mehr Einfluss als Ihnen ob ihrer schwindenden Bedeutung und ob der Neutralitätsgebots für den Staat zustünde. Jedoch sehen unsere Politiker, dass es zig Millionen Mitglieder in den großen Kirchen gibt, und in den nicht religiösen weltanschaulichen Gemeinschaften vermutlich zusammen keine 100.000 Mitglieder. Damit erscheinen diese für jemanden der nicht zu letzteren gehört als unwichtig und werden entsprechend kaum gehört.
Mit den Organisationsgrad erhöhen meinte ich daher, die Mitgliedschaft in Weltanschauungsgemeinschaften (HVD, bfg, Freidenkern oder anderen). Letztlich könnten mehr Menschen in diesen Organisationen organisiert sein, als in den beiden großen Kirchen, wenn man sich die Zahl der Konfessionsfreien betrachtet. Zumal manche dieser humanistischen Weltanschauungsgemeinschaften sogar Beitragsfreie Mitgliedschaften anbieten eben um keine unnötigen finanziellen Hürden bei der Erhöhung des Organisationsgrades zu schaffen.
David am Permanenter Link
was halt schade ist... die Kirche hinterlässt verbrannte erde.