Mohammad Tawhidi, ein bekannter Imam aus Australien, setzt sich für den saudischen Blogger Raif Badawi ein, der wegen religionskritischen Veröffentlichungen zu 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde.
Vergangenen Mittwoch wandte sich der australisch-iranische Imam Mohammad Tawhidi in einer Nachricht bei Twitter an das saudische Justizministerium. Darin erklärte er, dass er stellvertretend für den inhaftierten Blogger Raif Badawi 200 Peitschenhiebe erhalten will. Der Tweet des selbsternannten "Imam des Friedens" wurde hundertfach auf Twitter geteilt – unter anderem von Badawis Frau Ensaf Haidar. Viele erklärten sich danach ebenfalls bereit, stellvertetend für den saudischen Blogger bestraft zu werden.
To: Saudi Ministry of Justice (@MojKsa):
I will personally take 200 lashes on behalf of Raif Badawi. You must accept as Sharia Law allows.
— Imam Tawhidi (@Imamofpeace) 20. September 2017
Raif Badawi wurde im Juni 2012 aufgrund von regime- und religionskritischen Äußerungen in Saudi-Arabien festgenommen und verurteilt. Im Januar 2015 erhielt er auf dem Vorplatz der Al-Dschafali-Moschee in der Hafenstadt Dschidda die ersten 50 von 1.000 auferlegten Peitschenhieben. Nachdem weitere körperliche Bestrafungen bislang aus medizinischen Gründen ausgesetzt werden mussten, hatte das höchste saudische Gericht das Urteil gegen Badawi zwischenzeitlich bestätigt.
Dass die saudische Regierung auf das Angebot von Mohammad Tawhidi eingeht, ist unwahrscheinlich. Denn die saudische Justiz sieht keine Möglichkeit einer stellvertretenden Bestrafung vor.
5 Kommentare
Kommentare
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Das wäre doch eine einmalige Gelegenheit für Muslime in Deutschland, Flagge zu zeigen. Jeder übernimmt einen Peitschenhieb, die Spuren kann man dann hinterher dokumentieren und auf einer Internetseite präsentieren.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das wäre dann mal die klassische Selbstgeißelung Gläubiger (Flagellanten) aller Religionen auf andere Art, mit einem wohltätigen Zweck verbunden.
Lutz Wiesendt am Permanenter Link
Die Aktion des Immans ist begrüßenswert, machte sie doch einmal mehr weltweit auf das Schicksal Badawis aufmerksam. Der Vorschlag mag nicht umzusetzen sein, da 1.
Übrigens: für Raïf Badawi setzen sich weltweit Unterstützer ein. Hier in Deutschland gibt es diverse Unterstützergruppen, in Tübingen z.B. findet jeden Samstag seit Januar 2015, der ersten Auspeitschung Badawis, eine Mahnwache statt. Die Idee der Verteilung der Peitschenhiebe auf eine Vielzahl von Leuten ist nicht neu: unter "wir.statt.raif@gmail.com" kann nach Informationen gefragt werden oder aber auch die Solidarität mit Badawi bekundet werden.
Lutz Wiesendt
Kay Krause am Permanenter Link
Da Christen bereits im Alten Testament gelernt haben, dass sie die andere Backe auch noch hinhalten sollen, wenn sie auf die eine geschlagen worden sind, kann ich nur jedem bereitwilligen Christen empfehlen, eben nich
Sie - lieber Leser - meinen, ich mache mich lustig über dieses Thema? Frage: wie anders als mit Sarkasmus soll man diesem religiösen Irrsinn begegnen???
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Ausnahmsweise ist der saudischen Justiz zuzustimmen, aber nur im letzterwähnten Punkt.