Saudi-Arabien

Imam will stellvertretend für Religionskritiker bestraft werden

Mohammad Tawhidi, ein bekannter Imam aus Australien, setzt sich für den saudischen Blogger Raif Badawi ein, der wegen religionskritischen Veröffentlichungen zu 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde. 

Vergangenen Mittwoch wandte sich der australisch-iranische Imam Mohammad Tawhidi in einer Nachricht bei Twitter an das saudische Justizministerium. Darin erklärte er, dass er stellvertretend für den inhaftierten Blogger Raif Badawi 200 Peitschenhiebe erhalten will. Der Tweet des selbsternannten "Imam des Friedens" wurde hundertfach auf Twitter geteilt – unter anderem von Badawis Frau Ensaf Haidar. Viele erklärten sich danach ebenfalls bereit, stellvertetend für den saudischen Blogger bestraft zu werden.

Raif Badawi wurde im Juni 2012 aufgrund von regime- und religionskritischen Äußerungen in Saudi-Arabien festgenommen und verurteilt. Im Januar 2015 erhielt er auf dem Vorplatz der Al-Dschafali-Moschee in der Hafenstadt Dschidda die ersten 50 von 1.000 auferlegten Peitschenhieben. Nachdem weitere körperliche Bestrafungen bislang aus medizinischen Gründen ausgesetzt werden mussten, hatte das höchste saudische Gericht das Urteil gegen Badawi zwischenzeitlich bestätigt. 

Dass die saudische Regierung auf das Angebot von Mohammad Tawhidi eingeht, ist unwahrscheinlich. Denn die saudische Justiz sieht keine Möglichkeit einer stellvertretenden Bestrafung vor.