Die Humanistische Vereinigung der kanadischen Provinz British Columbia fordert expliziten gesetzlichen Schutz für Atheisten, Humanisten und Menschen, die keiner Religion angehören. Mit einer Petition richtet sich BC Humanist Association derzeit an die Menschenrechtskommission der Provinz.
Laut Menschenrechtskodex der kanadischen Provinz British Columbia ist es verboten, einen Menschen wegen seiner Rasse, Hautfarbe, Abstammung, Herkunft, sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität, einer körperlichen oder geistigen Behinderung, seines Geschlechts, Familienstands oder Alters zu diskriminieren – und wegen seiner Religion. Derselbe Schutz vor Diskriminierung steht laut Kodex neben Individuen auch Gruppen zu.
Eigentlich sollte man meinen, dass die Kategorie "Religion" auch die Abwesenheit von Religion beinhaltet und somit nicht-religiöse Menschen unter denselben Schutz des Gesetzes gestellt sind wie religiöse. Doch dies ist nach Erfahrungen der kanadischen Humanisten nicht so.
2011 hatten Humanisten in der Provinz Quebec beantragt, staatlich anerkannte Trauungen durchführen zu dürfen. Ein Privileg, das religiöse Gemeinschaften dort haben. Während Humanisten in der kanadischen Provinz Ontario dieses Recht seit 1996 ebenfalls zugestanden wird, wurde es ihnen in Quebec verwehrt, obwohl dort ähnliche Anti-Diskriminierungsrichtlinien gelten wie in Ontario und British Columbia. Auch eine Beschwerde bei der Kommission für Menschenrechte der Provinz blieb erfolglos. Die Begründung für ihre Entscheidung lieferte die Kommission 2016: Da vom Menschenrechtskodex der Provinz nur religiöse Gruppierungen geschützt würden, der Humanismus jedoch keine Religion sei, läge kein Fall von Diskriminierung nach dem geltenden Menschenrechtskodex vor.
Auch in der Provinz British Columbia dürfen Humanisten derzeit keine staatlich anerkannten Trauungen durchführen. Doch die BC Humanist Association befürchtet aufgrund der Rechtsauffassung der Menschenrechtskommission von Quebec noch eine weitergehende Diskriminierung von Nicht-Religiösen. "Ohne explizite Aufnahme [von Nicht-Religiösen] in den Menschenrechtskodex von British Columbia, könnten Menschen ihre Arbeit oder ihre Wohnung verlieren und verfolgt werden, weil sie nicht an einen Gott glauben", heißt es hierzu in einer Pressemitteilung der BC Humanist Association. "Sie befinden sich dann in der misslichen Lage, sich darauf berufen zu müssen, dass sie wegen eines Glaubens diskriminiert wurden, den sie gar nicht haben. Ob sie letztlich zu ihrem Recht kommen oder nicht: Ein Atheist liegt hinter einem Religiösen bei einer Menschenrechtsklage um einiges zurück."
Mit einer Petition fordert die BC Humanist Association daher die explizite Aufnahme der Kategorie "Nicht-Religiös" in den Schutzbereich des Menschenrechtskodex. Der Zeitpunkt für die Petition wurde gezielt gewählt. Erst jüngst hat die Regierung von British Columbia die Einrichtung einer neuen Menschenrechtskommission ankündigt, um mögliche Änderungen der Anti-Diskriminierungsgesetzgebung zu überprüfen. Da inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung von British Columbia keine Religion mehr praktiziert und ein Viertel nicht an die Existenz einer höheren Macht glaubt, bestehen durchaus Chancen, dass die kanadischen Humanisten in der neuen Menschenrechtskommission Gehör finden.
6 Kommentare
Kommentare
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Schlicht pervers. Da wird aus einer Vorschrift, die nur entstanden ist, damit sich die Religiösen nicht gegenseitig den Schädel einschlagen, eine faktische Diskriminierung von Nichtreligiösen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Yap - gegen die religionitische Durchseuchung sind selbst boreale Hirne nicht gefeit.
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
Die im Artikel kritisierte Azffassung wundert mich nicht.
Roland Weber am Permanenter Link
Interessant ist dabei, dass je nach Gutdünken der Religiösen Atheisten als "ebenso Gläubige" oder - wie hier - als ausgegrenzte und auszugrenzende Minderheit gesehen und behandelt werden.
Geschützt heißt / ist frei von Religion!
-und erst an zweiter Stelle: jede Religion ist geschützt!
Und deshalb bedarf es durchaus und sogar weltweit einer Klarstellung, dass auch Nicht-Religiöse eine gleichgestellte und gleichermaßen zu schützende Gruppe darstellen.
Kay Krause am Permanenter Link
Gewiss, wir Atheisten, Agnostiker, Humanisten, Freidenker und sonstige Nicht-Religionszugehörige werden in Deutschland nicht verfolgt und nur dann diskriminiert, wenn es um einen Arbeitsplatz in einem kirchlich geführ
Thorsten am Permanenter Link
Zur Ehe: Dafür gibt es doch das Standesamt? Ich plädiere dafür, Eheschließungen von Religionsgemeinschaften sind Privatsache ohne rechtliche Anerkennung. Meines Wissens ist das in Deutschland auch so.
Die Ehe sehe ich als dauerhafte Verbindung zwischen zwei Menschen, in der beide Verantwortung füreinander und für ihre eigenen oder angenommenen Kinder übernehmen. Rechte und Pflichten zwischen den Eheleuten sind dabei gesetzlich geregelt.
Religionsgemeinschaften sind dagegen reine Privatsache oder müssen es werden, wo noch nicht geschehen. Dafür sollten humanistische Verbände sich einsetzen und ihre Kräfte nicht dafür verwenden, mit Glaubensgemeinschaften gleichzuziehen. Das würde letztere in ihren Ansprüchen nur bestärken.