Nach langjährigem Rückgang der Abtreibungen in Deutschland

Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2017 gestiegen

Mit rund 101.200 Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr 2017 ist die Anzahl an Abtreibungen in der Bundesrepublik um ca. 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Nachdem die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland von 2004 (ca. 129.700 Schwangerschaftsabbrüche) bis 2016 (ca. 98.700 Schwangerschaftsabbrüche) kontinuierlich gesunken war, hat die Häufigkeit an Abtreibungen im vergangenen Kalenderjahr nun erstmals wieder zugenommen. Die Altersgruppe mit den meisten Abtreibungen (24,6 Prozent) stellt die Gruppe der 25- bis 30-Jährigen dar. Die rund 100.000 Schwangerschaftsabbrüche stehen ca. 740.000 Geburten (im Jahr 2015) in Deutschland gegenüber. Aktuelle Geburtenzahlen des Statistischen Bundesamts liegen noch nicht vor.

Unklar ist allerdings, wieso die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche nun erstmalig wieder gestiegen ist. Der Berufsverband der Frauenärzte hält es für möglich, dass die 2015 von der EU-Kommission beschlossene Rezeptfreiheit der sogenannten "Pille danach" zum Anstieg der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche beigetragen hat. Das mag auf den ersten Blick etwas unplausibel wirken, schließlich sind die Hürden zur Verhinderung einer ungewollten Schwangerschaft durch die Rezeptfreiheit doch geringer. Der Berufsverband der Frauenärzte argumentiert allerdings, dass mit der Rezeptfreiheit auch gleichzeitig eine adäquate Beratung weggefallen sei, da nun nicht mehr die Ärzte, sondern die Apotheker den Verbraucher über die "Pille danach" beraten.

Grafik: hpd / Datengrundlage: Statistisches Bundesamt
Grafik: hpd / Datengrundlage: Statistisches Bundesamt

Aber auch die "Pille danach" kann eine Schwangerschaft nicht sicher ausschließen. Sie verschiebt den Eisprung zeitlich nur nach hinten. Sollte dieser bereits stattgefunden haben, erzielt die "Pille danach" keine Wirkung mehr. Deswegen gilt grundsätzlich, dass die Einnahme möglichst früh nach dem Geschlechtsverkehr erfolgen sollte. Die von der Apothekenkammer empfohlene Einnahme drei bis fünf Tage nach dem Geschlechtsverkehr könnte deshalb und aufgrund der zeitlich versetzten Wirkung der "Pille danach" schon zu spät sein, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden.

Des Weiteren gilt es zu berücksichtigen, dass sowohl die Antibaby-Pille, als auch die "Pille danach" eine enorme Hormonbelastung mit physischen sowie psychischen Folgen für die Frau darstellen. Resultierend daraus steigen immer mehr Menschen auf alternative Verhütungsmittel um. Einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge, haben im Jahr 2011 überhaupt nur 75 Prozent der 19- bis 49-Jährigen auf Hilfsmittel zur Verhütung zurückgegriffen. 57 Prozent davon verwendeten unter anderem die Antibaby-Pille, 37 Prozent ausschließlich die Antibaby-Pille. 20 Prozent nutzten ausschließlich ein Kondom. Eine Spirale zur Empfängnisverhütung nutzten 10 Prozent. Rund 5 Prozent der Befragten ließ sich sterilisieren.

Zu den anderen, nicht so häufig verwandten Hilfsmitteln gehören unter anderem sogenannte "Zyklus-Apps". Diese Apps können einfach aufs Smartphone geladen werden und bestimmen anhand verschiedener Indikatoren die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau. Stiftung Warentest hat allerdings nur 3 von 23 getesteten Zyklus-Apps für gut befunden.