Frauenfeindlichkeit in der katholischen Kirche

Schweizer Feministinnen kehren Kirche den Rücken

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Sechs namhafte Feministinnen in der Schweiz haben nun öffentlichkeitswirksam ihren Austritt aus der katholischen Kirche bekanntgegeben. Die Gründe dafür seien das anhaltende frauenfeindliche Verhalten der katholischen Kirche. Warum kommt der Austritt erst jetzt?

In einer Pressemitteilung vom 19.11.2018 mit dem Titel "Kirchenaustritt: Wir gehen" haben sechs Feministinnen aus der Schweiz ihren Bruch mit der katholischen Kirche bekundet. Zu jenen Feministinnen gehören unter anderem ehemalige Mitglieder des Nationalrates, wie zum Beispiel Cécile Bühlmann, Monika Stocker und Ruth-Gaby Vermot. Dieser Schritt sei aber nicht leicht gefallen, so die Frauen. Man habe sich stets für Werte wie Frauenrechte, Geschlechtergerechtigkeit und sexuelle Selbstbestimmung eingesetzt, die von der katholischen Kirche jedoch über Jahre hinweg verneint worden seien. Dies zeige sich auch besonders an den kircheninternen Strukturen, wo Frauen aus der kirchlichen Hierarchie "der heiligen (Männer-)Herrschaft" ausgeschlossen würden.

Der finale Beweggrund zum Kirchenaustritt der Frauen sei die kürzliche Äußerung von Papst Franziskus gewesen, wonach Abtreibungen bei schwangeren Frauen einem Auftragsmord gleichkämen. Aus Sicht der Feministinnen könne dies nicht als Ausrutscher bewertet werden, sondern es offenbare vielmehr tiefgreifende Probleme der katholischen Kirche. Die Ablehnung von Abtreibung aus religiös-moralischen Überzeugungen sei eine Sache, die Diffamierung von abtreibenden Frauen als Kriminelle durch die katholische Kirche aber eine andere. Jene Frauenfeindlichkeit habe "in der römisch-katholischen Klerikerkirche seit Jahrhunderten System". Einer Kirche, in der Männer über Körper und Sexualität der Frau entscheiden und eine "menschenfeindliche Sexualmoral" an den Tag legen, wollen die sechs Frauen nun endgültig nicht mehr angehören.

Im Gegensatz zur Institution der römisch-katholischen Kirche insgesamt könne man vor Ort ganz andere Kirchgengemeinden vorfinden, die nach Ansicht der Frauen durchaus Werte der Geschlechtergerechtigkeit vertreten und ein gutes Leben für alle anstreben. Aus diesem Grund wollen die Feministinnen weiterhin mit einem Betrag in Höhe ihrer ursprünglichen Kirchensteuer diese lokalen Kirchengemeinden bzw. deren soziale Projekte unterstützen. Fraglich bleibt allerdings, warum die sechs Feministinnen erst jetzt aus der katholischen Kirche austreten. Schließlich ist die Missbilligung von Schwangerschaftsabbrüchen und die Geschlechterungleichheit innerhalb der römisch-katholischen Kirche nichts Neues. Auch oder vielleicht gerade wegen dieser verfahrenen, kircheninternen Strukturen darf wohl kein baldiger Kurswechsel seitens der katholischen Kirche erwartet werden.