Eine zunehmende Verdrängung von Religion aus der Öffentlichkeit beklagt der Vizepräsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach.
"Auch in Deutschland verlagerten sich religiöse Themen immer stärker in den Bereich des Privaten und Intimen", sagte Gundlach - womit er wohl Recht haben dürfte.
Doch dann kommt, was kommen muss: "Gleichzeitig würden existenzielle Fragen wie Geburt und Tod, Sinn- und Beziehungsfragen mehr und mehr als religiöse Themen erkannt."
Kirchenfürsten müssen selbst bei ihren Rückzugsgefechten noch ein wenig Optimismus verkaufen. Denn ganz sicher sind es genau diese von Thies Gundlach benannten Fragen, in denen sich kirchliche Lehre und die Gesellschaft weit auseinander gelebt haben. Es sind genau die Fragen, für die ein Großteil der Gesellschaft eben nicht mehr auf die christliche Lehren zurückgreifen will.
2 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Diesen Kommentar habe ich bei evangelisch.de reingesetzt:
"Verdrängung von Religion ins Private wird von Herrn Gundlach als Problem wahrgenommen. Warum?
Wenn Religion erfunden wurde, um einen telekommunikativen Kontakt zu Gott herzustellen - die Kirche sozusagen als Hardware, die Religion als Betriebssoftware und die Bibel als Handbuch -, dann ist Gott und der Glaube an ihn der Content. Worum geht es den Gläubigen? Um schicke Hardware, die neueste Software, ein Update des Handbuches oder doch eher um den Content? Bei Telefonaten geht es mir eher um den Inhalt des Gespräches, um dessen Qualität, als um das aller neueste Tablet oder Smartphone. Und dieses Gespräch ist privat, hoffentlich ohne NSA-Ohren.
Wäre ich Gläubiger, wäre für mich das Gespräch mit Gott das Intimste, was ich mir wünschen würde. Das ginge niemand was an. Und wer besser als Gott selbst könnte mich verstehen? Er ist doch allwissend! Warum ein störrisches Vermittlungsamt wie zu Zeiten von Philipp Reis dazwischen? Warum eine altmodische Software benutzen, die direkt aus dem Mittelalter zu stammen scheint? Oder ein Handbuch aus der Bronzezeit?
Wenn es einen Gott gibt, versteht er mich auch ohne den ganzen Firlefanz, wie seltsame Kleider und Weihrauch in schicken, barocken Telefonzellen der Superlative, auch wenn das eher die Katholiken betrifft. Die Protestanten sind da in ihrer Reduzierung schon einen Tick moderner.
Doch das Motherboard der Hardware und der Quellcode der Software scheinen unverbesserlich, zumindest haben sich die Entwickler vor 1.600 Jahren jegliche Modernisierung versagt. Selbst Luther hat nur ein Konkurrenzunternehmen gegründet und das Handbuch brillant, aber unverbessert übersetzt.
Und dann sollen alle Steuerzahler diese altmodische Rufanlage in Gottes Gehörgang mit Milliardenbeträgen subventionieren? Ich denke, das wird nie mehr vermittelbar sein, egal welch flippige Events sich die Kirche für ihre Schäfchen ausdenkt, egal welch süßes Stimmchen das Fräulein vom Amt hat. Deshalb sollte es doch von der Kirche begrüßt werden, wenn der Draht zu Gott wenigstens noch im Privaten genutzt wird - ohne Telefongrundgebühr!
Und wenn dort leider immer nur: "Kein Anschluss unter dieser Nummer" ertönt, dann liegt das wohl am Adressaten der Gebete. Zu seiner Entschuldigung bin ich noch einen Schritt weitergegangen: Ich gehe davon aus, dass er mangels Existenz nicht an den Apparat geht..."
Wolfgang am Permanenter Link
Der fiktive Gott besteht aus einem Schluck Rotwein und ist aus Weizenmehl gebacken, mehr nicht. Alles andere (Jungfrauengeburt, Wein aus Wasser machen, 1000 Brote backen usw.