Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters

Spaghettimonster-Kirche in Templin anerkannt

Während die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e. V. noch auf ihre Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft durch das Bundesverfassungsgericht wartet, macht das Stadtmarketing in Templin Nägel mit Köpfen: Seit wenigen Tagen ist die pastafarianische Kirche von Templin gleichberechtigt neben den übrigen Kirchen der Stadt auf der Tourismus-Homepage zu finden.

"Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters hat der Stadt Templin sehr viel positive Aufmerksamkeit gebracht", begründet Ernst Volkhardt, Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Templin GmbH die Entscheidung, die pastafarianische Kirche der Stadt auf der Tourismus-Webseite zu bewerben. "Das Ganze ist ein echter Gewinn für die Stadt, ein durchweg positiv besetztes Thema, das niemandem wehtut, und deshalb gab es für uns nichts, was dagegen sprach, die Kirche auf die Homepage aufzunehmen."

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Die "Kirchen-Seite" des Templiner Stadtmarketings. (Screenshot)

Im Jahr 2014 wurde die Templiner Gemeinde der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters weltweit berühmt. Damals hatte der Gemeindevorsteher Rüdiger Weida beantragt, an den Ortseingangsstraßen Templins neben den Gottesdiensthinweistafeln der evangelischen und katholischen Kirchen Nudelmessehinweisschilder aufhängen zu dürfen. Schließlich gibt es in der uckermärkischen Stadt für Pastafaris – wie sich die Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters nennen – ein in seiner Regelmäßigkeit deutschlandweit einmaliges sakrales Angebot: Jeden Freitag um 10:00 Uhr findet in der pastafarianischen Papst Al Zarkawi-Gedächtniskirche eine Nudelmesse statt.

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Rüdiger Weida mit Nudelmessehinweisschild im Jahr 2014. (© pastafari.eu)

Nach anfänglicher Genehmigung seiner Schilder durch die zuständige Behörde schaltete sich auf kirchlichen Druck die Landespolitik ein, nahm Einfluss auf behördliche Vorgänge und Weida wurde die Erlaubnis zum Aufhängen der Nudelmessehinweisschilder an eigenen Masten entzogen. Es folgte ein mehrjähriger Rechtsstreit, der inzwischen beim Bundesverfassungsgericht anhängig ist.

Der Rechtsstreit machte die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e. V. weltweit berühmt. Und auch die Stadt Templin, denn über den Streit um die Nudelmessehinweisschilder wurde von China bis in die USA berichtet. "Wenn man versuchen würde, Templin durch Schaltung von Werbung ähnlich bekannt zu machen, müsste man sicherlich einen sechsstelligen Betrag investieren", meint Ernst Volkhardt.

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Die Templiner Pastafari-Kirche bei ihrer Einweihung. (© pastafari.eu)

Rüdiger Weida, Leiter der Templiner Pastafari-Gemeinde und Ehrenvorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland e. V., begrüßt die Entscheidung der Tourismus-Marketing Templin GmbH: "Seit Jahren leisten wir in unserer Kirche mit aller Kraft hervorragende Arbeit. Dass unsere Kirche dafür nun endlich in Templin die Anerkennung findet, die ihr zusteht, freut uns deshalb sehr. Wir sind sicher, diese Entwicklung wird sich fortsetzen und letztlich vor dem Bundesverfassungsgericht mit der Anerkennung als Weltanschauungsgemeinschaft vollendet werden." Besonders freut Weida, dass es die Marketing-GmbH Templins war, die seine Kirche anerkannte. "Es ist ein deutliches Signal, dass Fachleute der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters ein ebenso großes wirtschaftliches Potential zutrauen wie den deutschen Großkirchen. Das schmeichelt uns natürlich, allerdings können wir den beiden Großkirchen hinsichtlich ihres wirtschaftlichen Know-hows derzeit noch nicht ansatzweise das Wasser reichen."

Das finanzielle Talent der Großkirchen lässt sich übrigens auch daran erkennen, dass sie es überhaupt geschafft haben, auf der Homepage der Tourismus-Marketing Templin GmbH zu erscheinen. Normalerweise erfolgt Werbung dieser Art nämlich nur für Mitglieder – und damit Beitragszahler – des Fremdenverkehrsvereins. Den Kirchen der Stadt ist es jedoch bereits vor Jahren gelungen, dass für sie gänzlich ohne finanzielle Gegenleistung irgendeiner Art geworben wird. Dass dieses Privileg nun auch der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters von Templin zuteil wird, zeigt, dass sie auf ihrem Weg der Gleichbehandlung mit anderen Weltanschauungsgemeinschaften tatsächlich ein weiteres Stück vorangekommen ist. 


UPDATE (08.08.2018): Der Hinweis auf die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters wurde inzwischen wieder von der Kirchen-Seite der Homepage der Stadt Templin entfernt. Für Informationen über die Hintergründe dieser Entscheidung des Stadtmarketings lesen Sie hier weiter.