Offener Brief

Beleuchtung zum Welthumanistentag in München?

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Blick über München, rechts die Frauenkirche
Blick über München mit Frauenkirche

In München hat sich eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern sowie verschiedener Organisationen zusammengefunden, die eine Weltanschauung gemäß der internationalen "Erklärung des modernen Humanismus" vertritt. Diese "Arbeitsgruppe Sichtbarkeit des Humanismus in München und Bayern" hat einen Offenen Brief an die Bürgermeister und den Stadtrat der Stadt München geschrieben, den der hpd im Wortlaut veröffentlicht.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Krause,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Dietl,
sehr geehrte Mitglieder der Stadtratsfraktionen,

wir sind eine Gruppe einzelner Bürger:innen und unterschiedlicher Organisationen, die eine Weltanschauung gemäß der internationalen "Erklärung des modernen Humanismus" vertritt. Mit diesem Schreiben beziehen wir uns insbesondere auf das folgende Zitat aus dieser Erklärung:

"Wir lehnen jede Form von Rassismus und Vorurteilen sowie die daraus resultierenden Ungerechtigkeiten ab. Stattdessen wollen wir das Gedeihen und die Gemeinschaft der Menschheit in all ihrer Vielfalt und Individualität fördern."

Vor einigen Wochen hat die Stadt München zum Ende des Ramadans wie zuvor zu Chanukka eine festliche Beleuchtung des Alten Rathauses veranlasst, was wir als Beitrag der öffentlich sichtbaren Vielfalt sehr begrüßen! Ebenso begrüßen wir, dass die Stadt München sich schon lange gegen die Diskriminierung von LGBTIQ und für die Gleichstellung der Frauen einsetzt. Es wäre nur konsequent, wenn diese Haltung der Gleichbehandlung und Neutralität auch gegenüber humanistischen und nichtreligiösen Weltanschauungen deutlich würde. Bislang geschieht das nicht.

Vertreter:innen humanistischer bzw. nichtreligiöser Weltanschauungen sind wenig organisiert. Im Gegensatz zu Menschen mit religiösem Hintergrund treten sie kaum in Erscheinung, auch nicht in München, obwohl die Mehrheit der Münchner Bürger:innen konfessionsfrei ist, und das sind fast 1 Million Menschen. Und obwohl stadt- und auch bundesweit die Konfessionsfreien die größte Bevölkerungsgruppe bilden, erfahren Humanist:innen in Deutschland immer noch deutliche strukturelle Diskriminierung. Auch ist eine abschätzige bis ablehnende Haltung gegenüber nichtreligiösen Weltanschauungen weit verbreitet, sowohl durch Einzelpersonen als auch durch Institutionen, wie eine Erhebung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und der Bericht "Gläserne Wände" vom Institut für Humanistische Politik darlegen.

Darüber hinaus hat in vielen Ländern der Erde das Bekenntnis zum Humanismus oder zur Nichtreligiosität völlige soziale Isolation zur Folge, oft sogar Folter und Todesstrafe. Die jüngste Veröffentlichung der internationalen Liste säkularer Gefangener durch Projekt 48 e.V. sowie der jährlich erscheinende "Freedom of Thought Report" von Humanists International belegen dies. Zahlreiche dieser nichtreligiös orientierten Menschen aus solchen Ländern haben bei uns in München Zuflucht gefunden. Viele werden jedoch auch hier weiterhin bedroht und erleiden konkrete Diskriminierung, obwohl das Grundgesetz das Recht auf Religionsfreiheit und -losigkeit schützt. Umso wichtiger ist es, auch im Sinne dieser Menschen die humanistische und nichtreligiöse Weltanschauung öffentlich sichtbar anzuerkennen.

Wir möchten daher die Stadt München auffordern, dies aktiv zu unterstützen und zum Welthumanist:innentag am 21. Juni eine Rathausbeleuchtung durchzuführen:

So könnte das aussehen
So könnte eine Beleuchtung des Alten Rathauses zum Welthumanistentag aussehen.

Die unterzeichnenden Personen und Verbände stehen für unterschiedliche Schwerpunkte – von sozialen Aufgaben über politisches Engagement bis hin zur Förderung wissenschaftsbasierter Weltbilder. Ihr gemeinsames Anliegen jedoch ist die gleichberechtigte Sichtbarkeit humanistischer Weltanschauungen.

Wir freuen uns auf den positiven Beschluss der Stadt und auf die erstmalige Realisierung 2025.

Unterschriften

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