Neuer Vorstand der Humanistischer Gemeinschaften in Hessen gewählt

Humanistische Gemeinschaft lehnt Luther-Ehrung ab

Die örtliche Vertretung Humanistischer Gemeinschaften in Hessen hat bei ihrer Mitgliederversammlung am 20.10.2018 die Geschäftsberichte verabschiedet und einen neuen Vorstand gewählt.

Neue 1. Vorsitzende ist Janina Müller-Höhme, neue 2. Vorsitzende Constanze Saueressig. Der bisherige 1. Vorsitzende, Timo Saueressig, kandidierte in dieser Position nicht mehr und wurde zum Beisitzer gewählt. Für das Amt des Rechners stand Heinz Becker nicht mehr zur Verfügung und wurde ebenfalls zum Beisitzer gewählt. Als Rechner und gleichzeitig neues Vorstandsmitglied wählte die Versammlung Uwe Spill. Elke Suchanek und Thomas Müller wurden in ihren Ämtern als Beisitzer bestätigt. Margarete Rühl schied nach fast 50 Jahren aktiver Mitarbeit aus dem Vorstand aus. Von 2005 bis 2014 war sie 1. Vorsitzende, bevor sie die Geschicke der Gemeinschaft in jüngere Hände legte. Margarete Rühl, Timo Saueressig und Heinz Becker gilt besonderer Dank für die in ihren Ämtern geleistete verantwortungsvolle Arbeit.

Die Gemeinschaft blickt optimistisch in die Zukunft und fühlt sich gut aufgestellt für künftige Projekte. Wer die Gemeinschaft kennenlernen möchte, Fragen an den neuen Vorstand hat oder auch nur auf ein Gespräch vorbeikommen möchte, kann bereits den nächsten öffentlichen Stammtisch nutzen. 

Die Versammlung beschloss darüber hinaus folgende Erklärung:

Warum Humanisten Martin Luther nicht als Vorbild sehen können – Kritik zum Reformationstag und der Skulptur-Enthüllung in Langen am 31.10.2018

Die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hat die Mitverantwortung Martin Luthers und der evangelischen Kirche für die deutsche Judenfeindschaft unterstrichen. Dennoch: Das öffentliche Bild des Reformators soll nicht beschädigt werden. Obwohl die "dunklen Flecken" Luthers bekannt sein dürften, wird er am 31.10.2018 mit einer Skulptur auf dem Lutherplatz im Stadtzentrum in Langen geehrt.

Das ist erneut Anlass für Humanisten ihre Ablehnung kundzutun. Die Humanistische Gemeinschaft Egelsbach|Erzhausen|Langen lehnt Martin Luther als Vorbild für unsere heutige Gesellschaft ab. Neben Luthers unbändigem Judenhass sind es auch die menschenverachtenden Positionen des Reformators gegenüber Frauen, "Hexen", Behinderten und aufständischen Bauern, die schockieren. Wir verzichten darauf, die beschämenden Aussagen Luthers hier anzuführen und verweisen auf die einschlägigen Quellen.

Es ist das gute und unbestrittene Recht aller Gläubigen, Martin Luther zu feiern und im Sinne ihre Religiosität zu ehren. Ihn heute an einem städtischen Platz und unter anderem durch Förderung öffentlicher Gelder mit einer neu geschaffenen Skulptur zu ehren, halten wir in unserer heutigen aufgeklärten Gesellschaft für ein falsches Zeichen. In einer Abhandlung der renommierten Giordano-Bruno-Stiftung ist Luthers Weltbild anhand zahlreicher Quellen dokumentiert. Diese Broschüre kann telefonisch bestellt oder im Internet heruntergeladen werden.

Hintergrund- und Zusatzinformationen

Die Humanistische Gemeinschaft hat ihre Wurzeln in der Aufklärung und der Demokratiebewegung der Revolution von 1848, woraus die Freireligiöse Weltanschauung und das Freidenkertum entstanden sind. In ihr sind Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen organisiert. Unser Spektrum umfasst Agnostiker, Atheisten, Freidenker, Freireligiöse, Humanisten, Pantheisten und andere Freigeister. Was uns eint, ist das Eintreten für Toleranz und weltanschauliche Neutralität des Staates, für Solidarität der Menschen untereinander und Gerechtigkeit zwischen den Völkern, gegen Rassismus und Nationalismus, für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit sowie der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur.

Die Humanistische Gemeinschaft geht davon aus, dass es bei allen Erkenntnissen über Natur, Mensch und Gesellschaft keine letzten Gewissheiten gibt und dass Antworten auf Fragen der Lebensführung stets auch sozial und weltanschaulich bestimmt sein müssen. Humanistische Lebensauffassungen werden im Dialog der Meinungen erarbeitet. In diesem Zusammenhang bekennt sich die Humanistische Gemeinschaft zu einer rational und säkular begründeten Ethik sowie zur Verantwortung als integrierende Kraft in unserer Gesellschaft.