Mit der Wünschelrute Wasser oder ein "strahlendes" Handy aufspüren, Gegenstände allein durch Gedankenkraft bewegen oder eine bislang unbekannte Strahlungsform nachweisen – solche und ähnliche paranormale Fähigkeiten wollen die Kandidaten der jährlichen Psi-Tests der GWUP unter wissenschaftlichen Versuchsbedingungen demonstrieren. Der erste, der die Tests besteht, gewinnt 10.000 Euro, doch bisher ist das noch keinem der 58 Kandidaten gelungen, die seit 2004 angetreten sind. Dr. Martin Mahner leitet das Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken der GWUP und ist Mitorganisator der Tests. In der Veranstaltungsreihe "Skeptics in the Pub" Köln plauderte er aus dem Nähkästchen.
Mahner organisiert die Tests gemeinsam mit dem Wahrnehmungsforscher Dr. Rainer Wolf. Zwei volle Tage Zeit nehmen sich die beiden für jeweils drei bis vier Kandidaten. Denn die Versuchsreihen sind aufwändiger, als sich manch einer vorstellt. "Die meisten Leute haben überhaupt keine Idee, wie wissenschaftliche Tests durchgeführt werden", fasst Mahner seine jahrelangen Erfahrungen in der Kommunikation mit den Interessenten zusammen. "Dass wir einfach vorbeikommen und dem Wünschelrutengänger zusehen, wie er mit seinem Gerät im Garten Wasser findet – so geht’s nicht."
Hätte in einem solchen Szenario der Kandidat einen Erfolg, wären viele herkömmliche Ursachen denkbar, ohne dass man auf paranormale Erklärungen zurückgreifen müsste. So weiß man, dass Rutengänger – bewusst oder unbewusst – aus Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwuchs Rückschlüsse auf Grundwasservorkommen ziehen. Vielleicht gibt es in der Gegend überall Wasser – nicht nur dort, wo die Rute ausschlägt. Oder der Rutengänger hat einfach Glück gehabt.
Aussagekräftige, also statistisch signifikante Ergebnisse lassen sich nur in standardisierten Testreihen erzielen, meist nach einem von zwei Verfahren. Rutengänger beispielsweise werden in der Regel nach dem 1- zu-10-Verfahren getestet. Der Kandidat hat dabei die Aufgabe, zum Beispiel unter zehn gleichen blickdichten Gefäßen das eine mit dem Zielobjekt, etwa einem Kristall oder einer Wasserschale, zu finden. Aus statistischen Gründen sind für das Bestehen des Tests 13 Durchgänge mit mindestens 7 Treffern nötig.
Bei einem anderen häufigen Testtyp, dem 1-aus-2-Verfahren, macht der Kandidat jedes Mal eine Ja-Nein-Aussage, zum Beispiel ob ein Schlauch Wasser führt oder nicht. Dieser Test wäre mit 40 Treffern in 50 Durchgängen bestanden.
Die Versuche sind doppelt verblindet: Weder der Kandidat noch der Versuchsleiter wissen, wo sich im jeweiligen Durchgang das Zielobjekt befindet. Das wird jedes Mal neu ausgelost, von einer zweiten Gruppe, die keinen Kontakt zu ihnen hat. Dies verhindert, dass der Kandidat Hinweise auf die Lösung erhält, und sei es durch unbewusste winzige Körperbewegungen á la "Da isses!". Schon eine zuckende Augenbraue würde ausreichen, weiß Mahner.
Vor und nach den eigentlichen Tests findet jeweils ein unverblindeter Durchgang statt, bei dem der Kandidat den Ort des Zielobjektes kennt, erläutert Mahner weiter. "Das gibt dem Kandidaten die Gewissheit, dass zum Start und danach gute Versuchsbedingungen herrschen."
Ob der Test erfolgreich war, zeigt sich anschließend beim Vergleich der Versuchsprotokolle beider Gruppen.
Jedem Test sind in der Regel stundenlange Vorgespräche vorangegangen. Wie bei dem Heiler, der angeblich durch Kontakt mit der Geisterwelt Informationen darüber erhielt, ob ein Lebensmittel für seine Patienten "geeignet" oder "ungeeignet" sei. Doch wie soll man das testen? Die Versuchsleiter einigten sich mit ihm darauf, dass er nach dem 1-aus-10-Verfahren ein Apfelstück identifizieren sollte, das mit Ameisengift behandelt war – das verträgt schließlich niemand. "Nachdem er nur einen Treffer hatte – so viel, wie beim Raten zu erwarten – war er so zerknirscht, dass er fast seinen Job an den Nagel hängen wollte", erinnert sich Mahner. "Wenige Tage später meldete er sich wieder und teilte uns mit, die 'geistigen Führer' hätten ihm erlaubt, weiterzumachen."
Überhaupt hat noch kein Kandidat aufgrund des schlechten Ergebnisses von seiner Überzeugung abgelassen. "Die meisten sagen, es läge an der ungewohnten Umgebung oder sie hätten halt einen schlechten Tag gehabt", so Mahner.
Die nächsten Testreihen finden diesen Sommer statt, schon jetzt steckt Martin Mahner mitten in den Vorbereitungen. Auch diesmal bringen die Interessenten hohe Ambitionen mit. Einer betätigt sich als "Krebsheiler".
Martin Mahners Vortrag im Video:
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Da sind die Tests beim Martin Mahner ja in guten Händen.
Frank am Permanenter Link
Die Lottozahlen, die Börsen, Wetten und die Kasinos sind die ultimative PSI-Tests, die zur Verfügung stehen. Da ist Mogeln extrem schwer. Was der GWUP da anbieten ist nur ein Taschengeld für die Gewinner.
Knut Junker am Permanenter Link
Natürlich hat das Eine nichts mit dem Anderen zu tun, klar.
Wobei die Chancen höher sind, die 10.000 Ocken abzuräumen, wesentlich höher sind als beim Lottospielen. Nämlich 50:50. Entweder man hat es drauf oder nicht.